

Am 1. Februar 1979 startet von Paris aus eine Air-France-Maschine. Das Ziel: Teheran.
An Bord: Großajatollah Ruhollah Khomeini. Nach fast 15 Jahren im Exil reist er zurück in den Iran, um ein theokratisches Regime zu errichten.
Zuhause erwarten ihn Hunderttausende Menschen. Sie wollen das korrupte und brutale Regime von Schah Reza Pahlavi loswerden, …
… der die Gelder aus dem Rohstoff-Reichtum des Landes verprasst und für seinen Traum von einer Großmacht Iran verschwendet.
In Khomeini sehen sie ihren Retter. Selbst Studenten, Linke, Liberale und Bürgerliche setzen auf den fundamentalistischen Koran-Gelehrten.
Im Januar 1979 erreichen die Massendemonstrationen ihren Höhepunkt. Das Militär geht brutal gegen die protestierenden Menschen vor, es gibt bürgerkriegsähnliche Zustände.
Bis der von den USA unterstützte Schah samt Familie am 16. Januar das Land verlässt. "Ich bin müde und benötige Erholung", sagt der Herrscher, der den Iran nie wiedersehen wird.
Auftritt Khomeini, der von Dutzenden westlichen Journalisten auf seiner Reise nach Teheran begleitet wird. "Mit Überschallgeschwindigkeit ins Mittelalter", nennt das eine deutsche Zeitung.
Während der Westen noch auf eine Zusammenarbeit mit dem neuen Machthaber hofft, setzt der seine Ziele nach und nach um: eine islamische Revolution und die Errichtung eines Gottesstaats.
Wer auf eine Ende der Unterdrückung gehofft hatte, wird bitter enttäuscht. Anhänger des Schahs werden verhaftet und hingerichtet. Politische Gegner werden inhaftiert, die Opposition verboten. Gegen Prostituierte, Drogenhändler, Homosexuelle und Ehebrecher ergehen Todesurteile.
Intellektuelle, Akademiker, Journalisten - wer kann, verlässt das Land. Das gilt vor allem für westlich orientierte Menschen. Gezielt werden mit neuen Vorschriften Frauen unterdrückt: Sie müssen Schleier tragen und ihre Körperkonturen verdecken.
Dennoch stimmt Ende März eine überwältigende Mehrheit der Iraner bei einem Referendum für die neue Ordnung. Am 1. April wird der Iran zur islamischen Republik, oder besser gesagt: zur Theokratie. Damit wird der Nahe Osten neu geordnet. Beruhigt wird er nicht.
Im Gegensatz zum Schah, der Israel als Verbündeten ansieht, ruft Khomeini die Feindschaft seines Landes gegen Israel und die USA aus.
Mehr noch: Das neue Mullah-Regime erkennt das Existenzrecht Israels nicht an und macht den Kampf gegen das Land zur Staatsdoktrin.
Das Eintreten für die Palästinenser hat weniger humanitäre als vielmehr machtpolitische Gründe. Khomeini (hier mit Jassir Arafat) will sich so die Unterstützung auch arabischer Muslime sichern.
Es bleibt nicht bei rhetorischer Hetze. 1979 besetzen Studenten die Botschaft der USA in Teheran. Ein Befreiungsversuch scheitert, die Geiseln kommen erst zwei Jahre später frei.
Trotz der Geiselnahme liefern die USA Mitte der 80er unter Ronald Reagan heimlich Waffen an den Iran. Das wird im Zuge der Aufdeckung der Iran-Contra-Affäre bekannt (hier der darin verwickelte Oliver North vor einem Untersuchungsausschuss in Washington).
Doch Khomeini macht sich noch andere Feinde: Religiöse, ethnische und wirtschaftliche Konflikte, dazu Grenzstreitigkeiten und der Kampf um die Vormachtstellung am Golf führen 1980 zum Ersten Golfkrieg mit dem Irak unter Saddam Hussein.
Es ist ein brutaler Krieg mit Hunderttausenden Opfern, der erst 1988 unter Vermittlung der Vereinten Nationen beendet wird. Einen klaren Sieger gibt es nicht.
Gleichzeitig eskaliert die Auseinandersetzung mit Israel, das 1982 in den von Schiiten bewohnten Südlibanon einmarschiert - im Nachbarland tobt seit 1975 ein Bürgerkrieg.
Khomeini verhängt eine Fatwa und entsendet iranische Revolutionsgarden zur Unterstützung der Schiiten. Daraus entsteht die Hisbollah-Miliz (hier 1985), die seitdem Israel bekämpft und die islamische Revolution im Ausland verbreiten soll.
Der Iran setzt dabei auch auf Terror. So werden im Oktober 1983 Selbstmordanschläge auf die internationalen Truppen im Libanon verübt. Hunderte französische und US-Soldaten sterben.
1992 und 1994 gibt es Selbstmordanschläge auf die israelische Botschaft (Bild) sowie ein jüdisches Zentrum in Buenos Aires. Dutzende Menschen sterben. Argentinien und Israel vermuten den Iran beziehungsweise die Hisbollah hinter den Anschlägen. Teheran streitet das ab.
Doch auch im Innern geht das Regime mit äußerster Gewalt vor - auch unter dem Eindruck der drohenden Niederlage gegen den Irak (Bild: Beisetzung iranischer Soldaten in Teheran).
1988 werden auf Befehl Khomeinis massenhaft politische Gefangene hingerichtet. Schätzungen gehen von mehreren Tausend, vielleicht sogar Zehntausend Opfern aus. (Hier eine Ausstellung 2017 in Paris mit Porträts der Opfer.)
Selbst im Ausland schlägt der Iran zu: 1992 sterben beim sogenannten Mykonos-Attentat in Berlin vier iranische Exilpolitiker kurdischer Abstammung. Als Drahtzieher des Anschlags wird der iranische Geheimdienst vermutet.
Selbst kritische Stimmen innerhalb der Führungselite werden unterdrückt: Khomeini entmachtet etwa seinen designierten Nachfolger Hossein Ali Montazeri, der die Menschenrechtsverletzungen kritisiert.
Zur internationalen Isolation des Iran trägt auch die Fatwa Khomeinis gegen den Schriftsteller Salman Rushdie am 14. Februar 1989 bei.
Mitte desselben Jahres stirbt Khomeini, der oberste geistliche Führer des Landes. Das Begräbnis gerät völlig außer Kontrolle.
Sein Nachfolger wird der bisherige Präsident Ali Chamenei, der bis heute den Iran führt und die radikale Linie seines Vorgängers fortsetzt. So bezeichnet er etwa Israel als "gefährlichen und tödlichen Krebs".
Neuer Präsident wird 1989 der einflussreiche Ali Akbar Haschemi Rafsandschani, der einen pragmatischen Kurs verfolgt.
1997 wird erstmals ein reformorientierter Kandidat zum Regierungschef: Mohammad Chatami (l.). Er versucht eine leichte Öffnung und Liberalisierung des Landes, wird jedoch vom konservativen Wächterrat ausgebremst.
In dieser Zeit, als die Isolation des Iran sich etwas lockert (Chatami 1999 mit Papst Johannes Paul II.), geht das Regime weiter brutal gegen die Bevölkerung vor. Zahlreiche Intellektuelle und Künstler fallen Attentaten zum Opfer - die sogenannten Kettenmorde.
In der Öffentlichkeit stehende Personen wie die Anwältin, Menschenrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi werden drangsaliert. Ernüchterung und Frust in der Bevölkerung sind groß.
Die Wahlbeteiligung sinkt rapide, was konservativen Kandidaten zugutekommt. Als 2005 der konservative und populistische Mahmud Ahmadineschad zum Präsidenten gewählt wird, ...
... kommt es in mehreren Städten zu Protesten, die brutal unterdrückt werden.
Das wiederholt sich, als Ahmadineschad 2009 wiedergewählt wird.
Begleitet von Manipulationsvorwürfen des Gegenkandidaten Mir Hossein Mussawi kommt es zu monatelangen Massenprotesten der sogenannten Grünen Bewegung, …
… die von Sicherheitskräften und ihren Helfern niedergeschlagen werden. Dutzende Menschen sterben, Tausende werden inhaftiert.
In seinen Amtszeiten agitiert Ahmadineschad aggressiv gegen Israel, dessen Vernichtung er vorhersagt, gegen die USA und den Westen, verbreitet Verschwörungsmythen und leugnet immer wieder den Holocaust.
Sein populistisch-nationalistischer Kurs wird selbst von konservativer Seite kritisiert. Schließlich überwirft sich der Präsident mit dem religiösen Führer Chamenei.
Ahmadineschads konfrontative Äußerungen und die Radikalisierung der Sicherheitskräfte führen den Iran nicht nur in eine neue Isolation, mit zahlreichen Sanktionen und in deren Folge einer Wirtschaftskrise, …
… sondern überschatten auch die Auseinandersetzungen um das iranische Atomprogramm (hier das Atomkraftwerk Buschehr), die seitdem die internationalen Beziehungen des Iran mitbestimmen.
Bereits 2002 wird bekannt, dass der Iran geheime Atomanlagen unterhält und Uran anreichert (hier Ahmadinedschad in der Urananreicherungsanlage Natans) - was in die Entwicklung einer Atombombe münden könnte.
Zwar bestreitet Teheran eine militärische Nutzung, doch westliche Staaten misstrauen den Beteuerungen - und starten langwierige Versuche einer diplomatischen Lösung (Bild: ein IAEA-Inspektor installiert eine Überwachungskamera in der Atomanlage Isfahan).
Den USA und Israel, für das eine iranische Atombombe eine direkte Bedrohung seiner Existenz ist, reicht das nicht. 2010 wird die Anlage in Natans mit dem Computervirus "Stuxnet" angegriffen. Iran macht dafür beide Länder verantwortlich.
Teheran wirft ihnen zudem vor, führende Atomwissenschaftler des Landes zu ermorden. Etliche von ihnen kommen bei gezielten Attentaten ums Leben, darunter 2020 Mohsen Fachrisadeh, der "Vater des iranischen Atomprogramms".
Unter Ahmadineschads Nachfolger, dem moderat auftretenden Hassan Rohani, der ab 2013 eine vorsichtige Öffnung des Iran und eine Wirtschaftsbelebung anstrebt, kommt es zu einer langsamen Annäherung zum Westen (hier 2013 mit Bundesaußenminister Guido Westerwelle).
Am 14. Juli 2015 wird der Vertrag über das iranische Atomprogramm unterzeichnet, auch von Deutschland. Anfang 2016 werden die internationalen Sanktionen gegen das Land aufgehoben. Ob sich der Iran tatsächlich an alle Abmachungen hält, ist umstritten.
Das Tauwetter währt ohnehin nicht lange. 2018 ziehen sich die USA unter dem neuen Präsidenten Donald Trump aus dem Abkommen zurück und verhängen neue Sanktionen.
Teheran beginnt daher 2020 wieder mit der Anreicherung von Uran.
Das Atomprogramm ist da schon recht weit gediehen, das Land verfügt über mehrere Anlagen, die teils tief in Gestein gebaut werden (hier Fordo), um vor israelischen Angriffen geschützt zu sein.
Immer wieder gibt es Zwischenfälle, für die der Iran israelische Sabotage verantwortlich macht.
Doch auch sonst gerät der Iran unter Druck. 2020 töten die USA Qasem Soleimani, den Kommandeur der Quds-Einheit, der Auslandsabteilung der iranischen Revolutionsgarden.
Es ist ein schwerer Schlag für die iranische "Achse des Widerstands", zu der Terrorgruppen wie die palästinensische Hamas (Bild), die libanesische Hisbollah und die Huthi im Jemen gehören.
Auch im Inneren brodelt es: Bereits 2019 kommt es zu den heftigsten Ausschreitungen seit 1979 mit Hunderten Toten, nachdem die Regierung die Benzinpreise erhöht hat.
In den Folgejahren leidet das Land wie die ganze Welt unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie.
Unter Präsident Ebrahim Raisi, der 2024 bei einem Hubschrauberabsturz stirbt (Bild), und seinem Nachfolger Massud Peseschkian kommt das Land nicht zur Ruhe.
Am Tod von Jina Mahsa Amini, die im September 2022 in Polizeigewahrsam stirbt, ...
… entzünden sich monatelange Massenproteste, die sich unter anderem gegen das konservative Regime und die strikten Kleidungsvorschriften für Frauen richten.
Bei der brutalen Niederschlagung der Aufstände kommen wohl Hunderte Menschen ums Leben. Tausende werden festgenommen, einige von ihnen mit dem Tod bestraft - darunter auch deutsche Doppelstaatsbürger.
Nachdem die mit dem Iran verbündete Hamas und andere islamistische Gruppen am 7. Oktober 2023 Israel angreifen, schlägt die israelische Regierung zurück: In einem seitdem andauernden Konflikt werden die Terroristen stark geschwächt (hier ein israelischer Soldat in einem Hamas-Tunnel).
Viele Mitglieder der Führungsspitzen von Hamas und Hisbollah kommen bei Attentaten oder Luftangriffen ums Leben. Das vom israelischen Militär veröffentlichte Bild soll Hamas-Chef Yahya Sinwar kurz vor seinem Tod zeigen.
Am 1. April 2024 greift Israel das iranische Konsulat in Damaskus an, wobei mehrere hochrangige Mitglieder der Revolutionsgarden und der regulären iranischen Armee sterben.
Teheran reagiert - nach Vorwarnungen - am 13. April 2024 mit einem Angriff auf Israel mit mehr als 300 Drohnen, Marschflugkörpern und ballistischen Raketen (Explosionen am Himmel über Jerusalem).
Es ist der erste direkte Angriff des Iran auf Israel überhaupt. Er verläuft dank der starken Luftabwehr mit dem Iron Dome sowie der Hilfe von Verbündeten glimpflich. Fast alle Flugkörper werden abgefangen.
Israel reagiert darauf am 19. April mit Luftangriffen auf militärische Ziele im Iran (anti-israelischer Protest in Teheran).
Im Juli stirbt der neue Hamas-Chef Ismail Haniyya bei einem Aufenthalt in Teheran durch eine Explosion.
Im September wird Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah bei einem israelischen Angriff auf Beirut getötet.
Daraufhin greift der Iran im Oktober erneut Israel an, das die Luftangriffe erwidert.
Doch das ist nur ein Vorgeschmack auf die Auseinandersetzungen 2025.
Am 13. Juni startet Israel die Operation "Rising Lion" bei der mit 200 Kampfflugzeugen Einrichtungen des iranischen Atomprogramms und des Militärs angegriffen werden.
Zudem werden zahlreiche hochrangige Kommandeure und Wissenschaftler getötet, darunter der iranische Generalstabschef Mohammad Bagheri und der Kommandeur der Revolutionsgarden, Hussein Salami (Bild).
Israel begründet den Präventivschlag mit der Gefahr, die von einer iranischen Atombombe ausgehen würde. Das Land sei kurz davor, in den Besitz einer Atombombe zu gelangen, heißt es. Ob das stimmt, ist selbst unter westlichen Staaten umstritten.
Der Iran reagiert umgehend mit eigenen Luftangriffen auf Israel. Überall im Land ertönen Alarmsirenen, Menschen suchen in Bunkern Schutz.
In den folgenden Tagen gehen die gegenseitigen Angriffe weiter - mit Toten und Schäden auf beiden Seiten (getroffenes Wohnhaus in Tel Aviv).
Allerdings wird klar, dass der Iran militärisch und vor allem in der Luftabwehr geschwächt ist. Israel behauptet, die Lufthoheit innezuhaben.
Ein vollständiges Ende des iranischen Atomprogramms (hier die Anlage in Arak) ist allerdings nicht in Sicht. Die laufenden Gespräche des Iran mit den USA darüber werden nach Israels Attacken ausgesetzt.
Schließlich greifen die USA unter Trump in den Konflikt ein. Mehrere iranische Atomanlagen werden angegriffen, dabei kommen Marschflugkörper und bunkerbrechende Bomben (Bild) zum Einsatz.
Irans "entscheidende Anlagen zur Uran-Anreicherung" seien komplett zerstört, sagt Trump anschließend - und droht mit weiteren Angriffen, falls Teheran nicht einen Weg des Friedens einschlagen sollte.
Einen Sturz des Regimes planen die USA nach eigenen Angaben nicht. Wie die Mullahs reagieren, ist unklar. Sie werden nicht so leicht aufgeben, klammern sie sich doch seit 1979 mit Gewalt an die Macht im Iran.