

Der 8. November 2016 - die USA durchleben die Wahlnacht "Trump vs Clinton". Im Fernsehen ...
... und auf Wahlpartys perfekt inszeniert. Doch die eigene Stimme abzugeben ...
... ist für viele Amerikaner ein echtes Projekt: Dicht besiedelten Gegenden werden oft so wenig Wahllokale zugeteilt, ...
... dass die Menschen stundenlang Schlange stehen müssen.
Wie hier in New York. Die Amerikaner geben Hillary Clinton drei Millionen mehr Stimmen als ihrem Konkurrenten.
Doch entscheidend für den Wahlausgang ist die Frage: In welchen Bundesstaaten bekommt ein Kandidat oder eine Kandidatin die Mehrheit?
Denn in fast allen Bundesstaaten gilt die Regel: Dem Sieger fallen sämtliche Stimmen der Wahlleute zu, die wiederum den Präsidenten benennen. Die Stimmen für den Unterlegenen sind damit wirkungslos.
So heißt der Sieger im Herbst 2016 Donald Trump, ...
... auch ohne Mehrheit aller USA-weit abgegebenen Stimmen.
Auf der nächtlichen Wahlparty im New Yorker Hilton Hotel spricht Trump nach seinem Sieg versöhnlich. Er wolle Präsident aller Amerikaner sein.
Er würdigt die Leistung der unterlegenen Hillary Clinton und verspricht, das Land wieder zu einen.
Kein Trost ...
... für die Anhänger der Demokratin.
Am 20. Januar 2017 wird Trump vor dem Kapitol in Washington vereidigt.
Den ersten Eklat von Trumps folgender Amtszeit gibt es bereits am ersten Tag.
Denn so pompös die Kulisse der Amtseinführung auch wirkt, ...
... die Luftbilder machen deutlich, dass wesentlich weniger US-Bürgerinnen und Bürger zum feierlichen Akt erschienen sind ...
... als erwartet.
Vor allem deutlich weniger als zur Amtseinführung Barack Obamas acht Jahre zuvor, rechts im Bild. Ein Vergleich, der im Internet weltweit gezogen wird, und über den sich der neue Präsident sehr ärgert.
Trotzig verkündet Trumps Sprecher Sean Spicer tags darauf: "Das war das größte Publikum, das je einer Amtseinführung beigewohnt hat."
Um diese Lüge zu stützen, lässt das Weiße Haus von einem Fotografen die offiziellen Bilder der Amtseinführung manipulieren. Die erste von vielen Lügen, die man Trumps Regierung in den vier Jahren Amtszeit noch nachweisen wird.
Auftritt Kellyanne Conway: Die Beraterin aus Trumps Wahlkampfteam verteidigt Spicers offensichtliche Lüge im Fernsehen vehement.
Es handle sich um "alternative facts" - alternative Fakten. Eine Interpretation, die binnen kürzester Zeit weltweit Kultstatus erreicht.
Eine Woche nach Amtsantritt erlässt Trump ein Dekret für den Mauerbau an der Grenze zu Mexiko und verhängt einen Einreisestopp gegen Bürger aus sieben vorwiegend muslimischen Ländern.
An US-Flughäfen werden Bürger aus dem Iran, Irak, dem Jemen, Libyen, Somalia, dem Sudan und Syrien abgewiesen, auch wenn sie ein gültiges Visum für die USA zeigen. Es kommt zu chaotischen Zuständen.
Lautstark wird an den Flughäfen gegen das neue Dekret protestiert.
Aber auch landesweit und international, wie hier im britischen Manchester, gehen Menschenrechtler auf die Straße. Wenig später stoppt ein Gericht in Seattle das Dekret. Eine vorläufige Niederlage für Trump. Später wird die Justiz einen weniger strikten Einreisestopp erlauben.
Im März 2017 streicht der Präsident per Dekret den Klimaschutz in den USA zusammen.
Die verbindlichen Ziele zur Reduzierung von Treibhausgasen, die Vorgänger Obama gesetzt hatte, sind damit passé. Unter anderem so will Trump die Arbeitsbedingungen für die US-Wirtschaft erleichtern.
Klimaschützer ahnen, dass das der Anfang einer Politik ist, die Umweltprobleme ignorieren wird und darauf setzt, fossile Energieträger zu nutzen.
Im März wird es erstmals ungemütlich für den Präsidenten: FBI-Direktor James Comey macht vor dem Repräsentantenhaus öffentlich, dass das FBI zu Verbindungen zwischen Trumps Wahlkampfteam und Russland ermittelt.
Er weist Behauptungen des Präsidenten zurück, Barack Obama habe im Wahlkampf Trumps Team abgehört.
Comey kostet seine Offenheit den Job: Im Mai entlässt der Präsident den FBI-Chef. Er wolle damit das "öffentliche Vertrauen" in die US-Sicherheitsbehörde wieder herstellen, so Trumps Begründung.
Doch Trump hat sich damit des Vorwurfs nicht entledigt. Ex-FBI-Chef Robert Mueller soll als Sonderermittler herausfinden, ob Russland versucht hat ...
... die Präsidentschaftswahl 2016 zu beeinflussen und Trump zum Sieg zu verhelfen. Fast zwei Jahre ermittelt Mueller und entlastet den Präsidenten danach ausdrücklich nicht. Trump habe die Justiz behindert, und ist er nicht mehr im Amt, könnte er deshalb verklagt werden, sagt Mueller.
Der grundlegende Verdacht hat sich jedoch nicht erhärtet: Dass Trumps Wahlkampfteam Kontakt zu russischen Geheimdienstlern hatte und deshalb von Moskau illegale Wahlkampfhilfe bekam.
Im Juni verkündet Donald Trump den Ausstieg aus dem angeblich nutzlosen Pariser Abkommen zur Rettung des Weltklimas.
Die Begründung: Soooo wenig Effekt habe das Pariser Abkommen für den Klimaschutz. Außerdem sei es unfair und benachteilige die USA.
James Comey nervt weiter - diesmal als Ex-FBI-Chef. Vor dem Geheimdienstausschuss und ein paar Millionen TV-Zuschauern bezichtigt er den Präsidenten der Lüge.
"Impeach Trump!" - "Enthebt Trump seines Amtes!" fordern Demonstranten erstmals landesweit nach den Enthüllungen. Doch dazu kommt es nicht.
Im Juli reist Trump mit seiner Tochter Ivanka zum G20-Gipfel in Hamburg.
Aber wie soll man internationale Handelspolitik gestalten, wenn einer der wichtigsten Handelspartner das Ziel "America first" ausgegeben hat und auch so agiert?
Am Ende kommentieren es internationale Medien als Erfolg, dass die Situation nach dem Gipfel nicht schlechter ist als vorher.
Im Weißen Haus bleibt kaum ein Stein auf dem anderen: Innerhalb eines Monats geht Trumps Sprecher Sean Spicer, ....
.... kommt Kommunikationsdirektor Anthony Scaramucci, geht Stabschef Reince Priebus, kommt Stabschef John Kelly, ....
.... geht Kommunikationsdirektor Anthony Scaramucci. Nach 10 Tagen im Amt.
Auf dem Höhepunkt der Entlassungswelle wird Steve Bannon gefeuert. Trumps umstrittener Chefstratege kehrt zum rechten Internetportal Breitbart zurück. Auch dort muss er später wieder gehen.
Bei seiner Premiere als Redner vor den Vereinten Nationen in New York beschimpft Trump den Iran als "Schurkenstaat", Nordkorea droht er mit der "totalen Zerstörung".
Kurz vor Weihnachten nimmt Trump den Israel-Palästina-Konflikt ins Visier: Er erkennt Jerusalem als Hauptstadt Israels an.
Die US-Botschaft solle bald von Tel Aviv in die heilige Stadt umziehen.
Erbitterte Proteste der Palästinenser sind die Folge.
Im eigenen Land dringen zugleich immer wieder Insider-Informationen über die Zustände in Trumps Regierung nach außen. Anfang 2018 will Trump die Veröffentlichung des Enthüllungsbuches "Fire and Fury" verhindern. Ohne Erfolg. Nach wenigen Stunden ist es ausverkauft. Autor Michael Wolff beschreibt darin nicht nur dubiose Russlandgeschäfte Trumps, sondern auch die Zweifel mancher Mitarbeiter des Präsidenten an seinem Geisteszustand.
Für den Inhalt des Buches führte Wolff nach eigenen Angaben mehr als 200 Interviews. Im US-Fernsehen beschreibt er, wie oft ihm geschildert worden sei, dass Trump sich ständig wiederhole. Alle 25 oder 30 Minuten erzähle er dieselben drei Geschichten. In der Umgebung des Präsidenten halte man ihn für "einen Idioten".
Am 14. Februar tötet ein Amokschütze 17 Menschen an seiner ehemaligen Schule, der Stoneman Douglas High School in Parkland, Florida.
Viele der überlebenden Schüler kämpfen anschließend gegen die in den USA grassierende Waffengewalt. Trump wird von der einflussreichen National Rifle Association (Nationaler Verband für Waffen) unterstützt. Er hat ihnen im Wahlkampf mehr Rechte auf Waffenbesitz versprochen.
"March for our lives" - viele "Märsche für unser Leben" ziehen sich in den nächsten Wochen durch die USA, millionenfacher Protest vor allem von Kindern und Jugendlichen für strengere Waffengesetze. Trumps Regierung verbietet daraufhin Schnellfeuerkolben; sie rüsten halbautomatische Waffen auf. Verschiedene Bundesstaaten verabschieden strengere Gesetze für Waffenbesitz.
Im Frühjahr 2018 kündigen die USA das Atomabkommen mit dem Iran. Der Deal galt als großer diplomatischer Erfolg: Der Iran ließ seit 2015 sein Atomprogramm international überwachen und fuhr es schrittweise herunter, im Gegenzug wurden Sanktionen aufgehoben und Handel ermöglicht.
Zwölf Jahre lang hatten Deutschland, Frankreich und Großbritannien mit dem Iran verhandelt, um das Abkommen zu realisieren. Ohne die Beiteiligung der USA ist es kaum noch etwas wert.
Nach immer lauteren landesweiten Protesten stoppt Trump im Sommer 2018 an der Südgrenze zu Mexiko die Null-Toleranz-Verfahrensweise gegen einwandernde Familien.
Mehr als 2300 Kinder sind beim Versuch in die USA einzuwandern von ihren Eltern getrennt worden. Mehr als 500 Kinder haben den Kontakt zu ihrer Familie bis heute verloren.
Mitte Oktober sucht der Hurrikan Michael die Küste Floridas heim, ein Unwetter der Kategorie 4, das gigantische Schäden anrichtet.
Melania und Donald Trump besuchen das Katastrophengebiet. In späteren Interviews rückt der Präsident erstmals von seiner Behauptung ab, dass der Klimawandel ein "Scherz" sei.
Ende 2018 steht vieles in den USA still: Keine Fähre fährt mehr zur Freiheitsstatue. Wie die allermeisten staatlichen Einrichtungen ist sie geschlossen im längsten Regierungs-Shutdown der US-Geschichte. 800.000 Staatsbedienstete sind in Zwangsurlaub oder bekommen kein Gehalt.
Der Präsident will den Haushalt nur unterzeichnen, wenn er die von ihm geforderten 5,7 Milliarden Dollar für den Bau der Grenzmauer zu Mexiko enthält. 34 Tage dauert es, bis sich die verschiedenen Seiten einigen.
Das Parlament bewilligt schließlich 1,4 Milliarden Dollar. Trump erklärt den Nationalen Notstand, der es ihm erlaubt, am Kongress vorbei Geld aus dem Verteidigungshaushalt für den Mauerbau zu nutzen. Im März lässt er sich in San Diego Prototypen vorführen.
Merhmals trifft Trump den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-Un in der entmilitarisierten Zone zwischen Nord- und Südkorea. Auf dem Bild ist das dritte Treffen im Jahr 2019 zu sehen.
Trump ist der erste amtierende US-Präsident, der nordkoreanischen Boden betritt. Dabei hatten sich er und Kim vor dem ersten Treffen noch öffentlich mit Atomschlägen gedroht. Trump prahlte, er habe einen "größeren und mächtigeren" Atomwaffenknopf als der Nordkoreaner.
2018 und 2019 sind auch geprägt von Donald Trumps Handelskrieg mit China. Der sei "leicht zu gewinnen", hatte der Präsident angekündigt und immer höhere Zölle auf Importe verhängt. Er will so ein für die USA günstiges Handelsabkommen erzwingen. Doch Chinas Staatschef Xi Jinping hat langen Atem.
Der Konflikt wird vielfach über Twitter ausgetragen und hält nicht nur die Wallstreet in Atem. Für viele Konsumgüter steigen die Preise. Im Januar 2020 beschließen beide Seiten ein Teilabkommen, das jedoch hinter Trumps Ankündigungen zurückbleibt.
Ebenfalls Anfang 2020 tötet das US-Militär mit einem Drohnenangriff Irans Militärstrategen General Ghassem Soleimani. Der Iran droht mit Vergeltung.
In Teheran sind Millionen Menschen auf der Straße. Für einige Tage scheint fast alles denkbar - auch ein Krieg zwischen dem Iran und den USA. Dann beschießt der Iran zwei US-Militärstützpunkte. Niemand wird getötet. Von den USA erfolgt kein Gegenschlag.
Ende 2019 kommt es dann doch noch zum Impeachment-Verfahren. Der Vorwurf lautet Machtmissbrauch und Behinderung des Kongresses. Trump soll im Juli 2019 versucht haben, ....
... den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zur Aufnahme von Ermittlungen gegen Joe Biden und dessen Sohn Hunter zu drängen. Die Geschäfte von Bidens Sohn dort ....
... befeuern Verdächtigungen wegen Korruption und Amtsmissbrauch gegen Ex-Vizepräsident Biden, den späteren Präsidentschaftskandidaten der Demokraten.
Ein Whistleblower hat ein Gedächtnisprotokoll des Telefonats zwischen Trump und Selenskyj veröffentlicht. Trump soll sein Amt missbraucht haben, indem er die US-Militärhilfe für die Ukraine im Krieg gegen Russland zurückhielt und erst dann freigeben wollte, wenn Selenskyj öffentlich die Ermittlungen verkündet.
Die Wellen schlagen hoch in den USA. Trump untersagt per präsidentieller Verfügung mehreren Schlüsselzeugen die Aussage vor dem Kongress.
Die republikanische Mehrheit im Senat spricht Trump im Februar 2020 von allen Anklagepunkten frei. Zeugen gehört haben sie keine.
Im Mai tötet ein Polizist in Minneapolis den Afroamerikaner George Floyd bei einem Einsatz.
Derek Chauvin hat über neun Minuten auf Floyds Hals gekniet. Dessen Hilferufe "I can't breathe" - "Ich kann nicht atmen" ignoriert er. Floyd verliert das Bewusstsein und stirbt.
Die Polizeigewalt löst landesweite Proteste aus. Die "Black Lives Matter"-Bewegung fordert Konsequenzen für Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze, die in den USA zum Alltag gehören.
Doch obwohl Trump die Tötung Floyds verurteilt, positioniert er sich nicht klar gegen Rassismus. Gegenüber den Prostesten setzt er auf "Law and Order" - Recht und Ordnung mit maximaler Härte.
An manchen Orten schlägt die Wut in Gewalt und Zerstörung um - wie etwa in Minneapolis, der Heimatstadt Floyds. Wochenlang erleben die USA Tage voller Proteste und Nächte voller Gewalt.
Sie schaffen aber auch Symbole von Einigkeit - wie die Umbenennung einer Straßenkreuzung vor dem Weißen Haus in "Black Lives Matter Place".
All das passiert inmitten einer Pandemie, die in den USA lange Zeit so wütet wie in keinem anderen Land der Welt. Im Epizentrum New York werden Verstorbene zeitweise in Containern gekühlt, weil die Kapazitäten auf den Friedhöfen nicht ausreichen.
Währenddessen denkt der Präsident öffentlich darüber nach, ob man mit Desinfektionsmittel im menschlichen Körper das Virus abtöten könnte. Darüber hinaus stuft er Sars-CoV-2 als nicht sehr gefährlich ein.
Sehr zum Ärger des Immunologen Anthony Fauci, Berater des Weißen Hauses in Pandemiefragen. Bei den Pressekonferenzen Trumps zur Pandemie widerspricht er dem Präsidenten häufig.
In einem Interview räumt Trump später ein, er habe die Gefahr durch die Pandemie bewusst heruntergespielt, um keine Panik zu verbreiten. Für seinen demokratischen Herausforderer ...
... Joe Biden ist das ein gefundenes Fressen: Er macht Präsident Trump daraufhin für den Tod Zehntausender US-Bürger verantwortlich.
Der Wahlkampf kommt in die heiße Phase. In der ersten von drei geplanten TV-Debatten duellieren sich der Amtsinhaber und der demokratische Kandidat Biden im September direkt. Eine inhaltliche Diskussion kommt nicht zustande; auch, weil Trump seinen Herausforderer kaum zu Wort kommen lässt.
Das zweite Duell fällt aus - Trump hat sich zwischenzeitlich mit Corona infiziert. Eine virtuelle Debatte will er nicht.
Auf einem Superspreader-Event im Rosengarten vor dem Weißen Haus ging offenbar Sars-CoV-2 um.
Bei der Vorstellung der konservativen Juristin Amy Coney Barrett als Kandidatin für den freien Posten am Supreme Court stecken sich neben dem Präsidenten und der First Lady einige weitere Gäste an.
Trump lässt sich vorsorglich im Walter Reed Hospital aufnehmen und mehrere Tage lang intensiv behandeln. Die Kosten für die Anti-Virus-Therapie schätzt das US-Wirtschaftsmagazin Business Insider auf 650.000 Dollar.
Offensichtlich wirkt sie.
So kann das letzte TV-Duell Ende Oktober wieder stattfinden. Der Moderatorin steht dabei die Möglichkeit zur Verfügung, jedem der beiden Redner im Bedarfsfall das Mikrofon abzudrehen. Das Duell läuft gesitteter ab, bringt aber keine Wende in den Umfragen. Dort führt Biden.
Am 3. November haben die US-Bürgerinnen und Bürger die Wahl: Wollen sie weitere vier Jahre den Republikaner Donald Trump an der Spitze des Landes? Oder den Demokraten Joe Biden?