

Das Sportjahr 2010 bot optische Reize.
Aber auch große Leistungen.
Große Einschnitte.
Natürlich Großereignisse wie Olympia in Kanada ...
... und die erste afrikanische Fußball-WM.
Höllenlärm.
Historisch große Triumphe.
Und nicht zuletzt große Enthüllungen ...
... mit großen Anbiederungen.
Ein chronologischer, aber nicht vollständiger Rückblick auf großen Sport ...
... und große Unsportlichkeiten im Jahr 2010.
11. Januar: US-Baseball-Legende Mark McGwire hat zum Jahreswechsel offenbar gute Vorsätze gefasst und räumt endlich ein, was seit zehn Jahren vermutet wird: In seiner aktiven Zeit hat er massiv mit Steroiden gedopt.
Derart beflügelt verbesserte er 1998 unter den Rekord für die meisten Homeruns in einer MLB-Saison auf 70. Insgesamt verbuchte McGwire in seiner Karriere 583 Homeruns. Selbstlos erfolgt die Beichte nicht. Sie ist vielmehr Bedingung dafür, dass McGwire einen Job bei seinem früheren Klub St. Louis Cardinals antreten kann.
4. Februar: Den DFB plagen zwei Probleme: Die Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Joachim Löw und seinem Team. Gleichzeitig werden in der "Bild"-Zeitung Verhandlungsdetails bekannt, die Teammanager Oliver Bierhoff am Stammtisch den Spitznamen "Gierhoff" eintragen - und eigentlich nur vom DFB lanciert worden sein können.
Es ist nicht das einzige Mal, dass DFB-Boss Theo Zwanziger 2010 eine ganz schlechte Figur macht.
Manfred Amerell (l.) wird das gern bestätigen. Dessen private Beziehung zu DFB-Schiedsrichter Michael Kempter vergleicht Zwanziger später im Jahr mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche.
12. Februar: Wenige Stunden vor der offiziellen Eröffnung der Olympischen Winterspiele im kanadischen Vancouver verunglückt der 21-jährige georgische Rodler Nodar Kumaritaschwili beim Training auf der Hochgeschwindigkeitsbahn von Whistler tödlich, als sein Schlitten aus der Eisrinne gegen einen Stahlträger geschleudert wird.
In einem im Oktober 2010 veröffentlichen Untersuchungsbericht wird der Vorwurf zurückgewiesen, dass die Bahn im Bestreben um spektakuläre Rennen zu schnell und anspruchsvoll war. Fundiert entkräftet wird er nicht.
Bei der Eröffnungsfeier gedenkt man des jungen Georgiers mit einer Schweigeminute. Danach heißt es: "The show must go on".
15. Februar: Rodler Felix Loch gewinnt das erste Gold für Deutschland.
Später am Tag siegt Biathletin Magdalena Neuner im Jagdrennen. Mit zweimal Gold und einmal Silber ist die 23-Jährige am Ende der Spiele erfolgreichste deutsche Teilnehmerin.
Zur Sportlerin des Jahres wird im Dezember trotzdem Maria Riesch gewählt, die in Vancouver Gold im Slalom und der Super-Kombination gewinnt.
Ein stiller Held der Winterspiele ist der Bobpilot Edwin van Calker aus den Niederlanden. Er sagt nach dem Sturzfestival im Eiskanal von Whistler letztlich seinen Start im Viererbob ab, aus Verantwortung seiner Crew gegenüber.
Vielen anderen fehlt der Mut, sich nach vier Jahren Vorbereitung trotz offensichtlicher Überforderung nicht wieder und wieder in den Eiskanal zu stürzen.
Der größte Moment der Spiele ist zugleich der Schlusspunkt.
Im Eishockey-Finale gewinnt Gastgeber Kanada gegen den Erzrivalen USA durch ein Golden Goal des erst 22-jährigen Sidney Crosby den letzten Titel der Winterspiele und damit jene Goldmedaille, ohne die die vorherigen 13 nichts wert gewesen wären.
Das Endspiel der Superlative ist das meistgesehene Eishockey-Spiel der Fernsehgeschichte - und endet in einer Eruption der Emotionen.
23. Februar: Durch ein in Deutschland entwickeltes Nachweisverfahren wird der englische Rugbyspieler Terry Newton (m) des Dopings mit Wachstumshormonen überführt und gesperrt. Newton nimmt sich im September das Leben.
30. März: Die selbst ernannte deutsche Torwartlegende Jens Lehmann kündigt seinen Rücktritt zum Saisonende an. Das hindert den 40-Jährigen aber nicht daran, sich vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika noch mehrmals als deutsche WM-Nr. 1 zu empfehlen. Die Initiativbewerbungen bleiben unerhört.
21. April: Juan Antonio Samaranch, der ewige Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und überzeugte Franco-Anhänger, stirbt im Alter von 89 Jahren.
Die Sportwelt trauert um jenen Mann, der der olympischen Bewegung mit einer konsequenten Kommerzialisierung zu einem enormen Macht- und Bedeutungszuwachs verholfen hat - und sie extrem anfällig machte für Korruption und Vetternwirtschaft.
7. Mai: Vor der Weltrekord-Kulisse von 77.803 Zuschauern in der Fußball-Arena auf Schalke eröffnet Gastgeber Deutschland die Eishockey-WM gegen die USA.
Das Ergebnis ist so sensationell wie die Zuschauerzahl, denn das DEB-Team schlägt den Olympiazweiten mit 2:1 nach Verlängerung. Am Turnierende steht für das Team von Uwe Krupp Platz vier zu Buche und damit die beste WM-Platzierung seit 1953.
8. Mai/15. Mai: Fußball-Deutschland lernt das "Feier-Biest" Louis van Gaal kennen.
Der Niederländer gewinnt mit dem FC Bayern erst die 22. Meisterschaft ...
... und eine Woche später auch den DFB-Pokal, durch eine 4:0-Demonstration gegen Titelverteidiger Werder Bremen.
17. Mai: Michael Ballack verkündet sein WM-Aus. Die Verletzung, die er sich zwei Tage zuvor im FA-Cup-Finale zugezogen hat, erweist sich als Teilriss des Syndesmosebandes im rechten Sprunggelenk. Die ARD würdigt das DFB-Drama mit einem Brennpunkt.
20. Mai: So sehen Siegerinnen aus: Die Fußballerinnen von Turbine Potsdam gewinnen im Madrider Vorort Getafe das erste Champions-League-Finale im Frauenfußball. Die Turbinen schlagen Olympique Lyon nach einem mitreißenden Elfmeterschießen mit 7:6. Die besten Finalkarten kosten 5 Euro, das Stadion ist trotzdem nicht voll.
22. Mai: Während den Bayern-Fans noch die Van-Gaal-Worte "Wir sind die Besten in Deutschland - und vielleicht Europas" in den Ohren klingen, ....
... fertigt Inter Mailand den deutschen Rekordmeister in Person von Doppeltorschütze Diego Milito mit 2:0 ab und gewinnt den Champions-League-Titel.
Nicht nur Philipp Lahm hat Tränen in den Augen.
30. Mai: Der THW Kiel gewinnt zum zweiten Mal die Handball-Champions-League. Der deutsche Rekordmeister setzt sich vor 19.374 Zuschauern in der Köln-Arena mit 36:34 gegen den FC Barcelona durch.
Die Korruptionsvorwürfe um Kiels ersten Sieg 2007 sind weitgehend vergessen. Aufgeklärt und abschließend entkräftet sind sie noch immer nicht.
11. Juni: In Südafrika wird die Fußball-Weltmeisterschaft eröffnet, zum Auftakt stehen sich der Gastgeber und Mexiko gegenüber.
Siphiwe Tshabalala bringt Bafana Bafana mit einem Traumtor in Führung, doch Mexiko gleicht noch aus - und legt damit den Grundstein für eine fußball-historische Leistung: Erstmals scheidet mit Südafrika ein WM-Gastgeber in der Vorrunde aus.
Millionen Fernsehzuschauer juckt das freilich wenig, weil über ihre Empfangsgeräte ohnehin nicht das afrikanische Flair und die Stadionatmosphäre in die Wohnstuben kommt, sondern nur das Mööööööööööööööööööööööööööööööööööööööööh der Vuvuzelas. Die Wortschöpfung Tröten-Terror hält Einzug in den deutschen Sprachgebrauch.
22. Juni: Während die afrikanische Premieren-WM voranschreitet, beginnt in Wimbledon ein Tennismatch, das mit einem Sieger, aber ohne Verlierer enden wird.
Nicolas Mahut und John Isner duellieren sich in ihrer Zweitrundenpartie über drei Tage verteilt unglaubliche 11 Stunden und fünf Minuten.
... ehe der US-Amerikaner den Franzosen am 24. Juni schließlich niederringt.
6:4, 3:6, 7:6, 6:7 und 70:68 heißt es nach dem epischen Match für Isner. Allein der fünfte Durchgang dauert acht Stunden und elf Minuten und damit zwei Stunden länger als das bisherige Rekord-Match bei Grand-Slams.
24. Juni: Eine profane Mitteilung der Staatsanwaltschaft im schweizerischen Zug setzt die Welt von einem Deal mit korrupten Funktionären des Fußball-Weltverbandes Fifa in Kenntnis, den Experten als Korruptionsverdunkelungsvertrag bezeichnen. Der Zeitpunkt ist hervorragend gewählt: Weil WM ist, ist die Welt nur mäßig interessiert.
Dabei ist der Deal ein Skandal: Gegen eine Entschädigungzahlung von 5,5 Millionen Schweizer Franken verzichten die Ermittler darauf, die Namen derjenigen Fifa-Mitarbeiter zu veröffentlichen, die von den insgesamt 138 Millionen Schweizer Franken an Bestechungsgeldern des früheren Fifa-Vermarktes ISL/ISMM profitiert haben. Geheim bleiben die Namen zum Verdruss von Fifa-Boss Joseph Blatter aber nur bis Ende November. Dazu später mehr.
28. Juni: Der uruguayische Schiedsrichter Jorge Larrionda verewigt sich mit dem "Phantomtor zu Bloemfontein" in den Fußballgeschichtsbüchern, weil er im WM-Achtelfinale zwischen Deutschland und England den regulären Treffer zum 2:2 nicht anerkennt. Endstand: 4:1 für das DFB-Team.
3. Juli: "Dieser Weg wird kein leichter sein", hörte die DFB-Elf bei der Heim-WM in der Kabine. Diesmal scheint man sich "Let's get happy, let's get gay" von Lou ausgesucht zu haben, zumindest spielt Deutschland auch gegen Argentinien wie im Rausch. Joachim Löw trägt Babyblau, sogar Arne Friedrich trifft. Endstand diesmal: 4:0.
7. Juli: Aus der Rausch. Im WM-Halbfinale gegen erleben die DFB-Kicker ein Déjà-vu und sind wie schon im EM-Endspiel chancenlos. Carles Puyol vom FC Barcelona erzielt per Kopf in der 73. Spielminute das entscheidende Tor. Was bleibt, ist die Erkenntnis: Manchmal gewinnt eben der Bessere. Philipp Lahm hat Tränen in den Augen.
13. Juli: Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft entschuldigt sich bei den Fans dafür, dass sie nach ihrer Rückkehr aus Südafrika grußlos in den Urlaub verschwunden ist - obwohl einige tausend Anhänger am Frankfurter Flughafen auf den WM-Dritten gewartet hatten. "Nichts lag der Mannschaft ferner, als ihre treuen Fans zu verärgern", schreibt Philipp Lahm in einem offenen Brief. Hat er Tränen in den Augen?
15. August: Wasserspringer Patrick Hausding krönt eine herausragende EM mit seiner fünften Medaille beim fünften Start, ein Novum bei Europameisterschaften. Zum Abschluss der Wettkämpfe gewinnt er vom 10-Meter-Brett Silber hinter seinem Teamkollegen Sascha Klein aus Aachen.
16. August: Sensation bei den US PGA Championship: Golfer Martin Kaymer gewinnt als zweiter Deutscher nach Bernhard Langer ein Major-Turnier und feiert den Triumph mit einem angemessen großen Pokal. Deutschlands Golffreunde feiern mit.
11. September: Mit einem verwandelten Korbleger in der Schlusssekunde stellt Kerem Tunceri den 83:82-Erfolg des WM-Gastgebers gegen Serbien und damit den erstmaligen Finaleinzug sicher. Die Sinan Erdem Arena erbebt unter ekstatischen Freudenschreien, Istanbul verwandelt sich in einen Autokorso. Dass im Traumfinale die USA unschlagbar gut sind, trübt die türkische Freude nur um Nuancen.
30. September: Mehrere Zeitungen decken auf, was der Radsport-Weltverband UCI hatte geheimhalten wollen: Tour-Sieger Alberto Contador ist während der Frankreich-Rundfahrt positiv auf Clenbuterol getestet worden, soll aber durch einen Kuhhandel mit Kalbsfleisch nicht gesperrt werden. Die spätere Erklärung des Spaniers für den positiven Test - kontaminiertes Kalbsfleisch - wird später von der Welt-Anti-Doping-Agentur verworfen. Ein Urteil steht noch aus.
1. Oktober: Das Schweizer Bundesgericht bestätigt die Dopingsperre von Eisschnelläuferin Claudia Pechstein, die schon im September nach der Aufforderung zum Dienstantritt bei der Bundespolizei einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte.
Anfang November dann, wenige Tage vor dem ersten Todestag von Nationaltorhüter Robert Enke, erscheint Pechsteins Biographie "Von Gold und Blut". Vorab werden Passagen bekannt, in denen es um vermeintliche Selbstmordgedanken von Pechstein geht.
So will sie nach Bekanntwerden der umstrittenen Dopingvorwürfe an ihren Manager Ralf Grengel gesimst haben: "Wir sind gleich unterwegs und suchen uns eine Brücke." Antwort Grengel: "Was soll der Scheiß?" Deutschland nickt.
16. Oktober: 14.500 Zuschauer in Hamburg und Millionen an den TV-Geräten erleben eine Selbstzerstörung in zwölf Akten. Im WM-Kampf gegen Vitali Klitschko ist Herausforderer Shannon Briggs hoffnungslos unterlegen, doch er geht nicht zu Boden.
Weil niemand den Kampf abbricht und Klitschko keinen K.o. schafft, kassiert Briggs mehr als 100 Wirkungstreffer gegen den Kopf. Nach dem Kampf landet der US-Amerikaner im Krankenhaus und dort auf dem OP-Tisch. Mehrere Gesichtsknochen sind gebrochen, Sehnen und Muskeln im Arm gerissen.
Im Dezember veröffentlicht der deutsche Neurologe Hans Förstl im "Deutschen Ärzteblatt" nach Auswertung bisheriger Studien einen Artikel über Gesundheitsschädigungen im Berufsboxen, den die "taz" wie folgt zusammenfasst: "Boxen macht blöd."
Ex-Boxer Axel Schulz, der bekanntlich auch bei seiner Hochzeit das Basecap seines Sponsors trug, überzeugt Förstls Fachartikel nicht. Sein Kommentar lautet: "Schwachsinn."
18. Oktober: Die "Sunday Times" veröffentlicht belegte Korruptionsvorwürfe gegen hochrangige Fifa-Funktionäre. Deren Boss Joseph Blatter beklagt anschließend mangelndes Fairplay - seitens der Medien.
26. Oktober: Orakel-Krake Paul tippt nie mehr. Die Wettwelt trauert, David Spiegelhalter nicht. Der britische Statistiker und engagierte Glücksspiel-Gegner hatte während der WM schließlich lautstark geklagt: "Verflucht sei dieser Oktopus - er hat mich der Lächerlichkeit preisgegeben. Dieser Tintenfisch ist dabei, mein Lebenswerk zu zerstören."
30. Oktober: Der einzig lebende Vulkan der Welt, Uli Hoeneß vom FC Bayern, bricht wieder einmal aus und das live im Bezahlfernsehen. Die Lava trifft seinen nach eigener Meinung unfehlbaren Trainer Louis van Gaal, dem Hoeneß Dialog- und Kritikunfähigkeit, Beratungsresistenz und Schwächen beim Umgang mit einigen Spielern attestiert.
2. November: Im rumänischen Cluj verkünden die Bayern einen Burgfrieden zwischen Hoeneß und van Gaal, der sich zuvor als großer Kommunikator gelobt hatte. Tenor: beide haben Recht, alle haben sich wieder lieb. Umso erstaunlicher ist, dass der Friede bis zum Jahresende hält, obwohl die sportlichen Ergebnisse zunächst unterdurchschnittlich bleiben.
14. November: Sebastian Vettel krönt seine grandiose Aufholjagd in der Formel 1 beim Finale in Abu Dhabi mit dem Sieg und dem WM-Titel - und macht sich damit zum jüngsten Titelträger aller Zeiten. In den letzten beiden Rennen hatte Vettel 25 Punkte Rückstand auf Fernando Alonso aufgeholt, der Vize-Weltmeister wird.
Nach Rekordchampion Michael Schumacher, der seine Comeback-Saison im grauen Mittelmaß abschließt, ist Vettel erst der zweite lebende deutsche Formel-1-Weltmeister.
22. November: In Brasilien, dem WM-Gastgeber 2014, wird ein wohl einmaliger Ausrüstervertrag zwischen Verbandspräsident Ricardo Teixeira und Privatperson Ricardo Teixeira öffentlich. Inhalt des nur von den "beiden" Teixeiras unterzeichneten Vertrags: Etwaige Verluste durch das Turnier trägt der Verband, Gewinne werden geteilt.
30. November: Im spanischen "Clasico" reist Rekordmeister Real Madrid als Tabellenführer zum Titelverteidiger FC Barcelona ...
... und als Zweiter wieder ab. Im Gepäck haben die "Königlichen" eine 0:5-Niederlage, die kein Tor zu hoch ausfällt.
Fortan rätseln Experten in aller Welt, ob die aktuelle Bar?a-Mannschaft womöglich die beste Fußballelf aller Zeiten ist.
29. November: In der BBC werden drei aktuelle Fifa-Exekutivmitglieder und damit Stimmberechtigte bei der WM-Vergabe als Schmiergeldempfänger enttarnt: Nicolas Leoz, Ricardo Teixeira und Issa Hayatou (im Bild). Die Fifa sitzt die Vorwürfe aus ...
... und reagiert erst am 2. Dezember, als Favorit England bei der WM-Vergabe für 2018 mit nur zwei Stimmen abgestraft wird. Den Zuschlag bekommt Russland, die Endrunde 2022 geht nach Katar. Der Rest der Welt schüttelt den Kopf. Auch, als die Fifa in den nächsten Tagen rasch ankündigt, die als Sommer-WM ausgeschriebene Endrunde 2022 aufgrund des katarischen Klimas im Winter abhalten zu wollen.
5. Dezember: Deutschlands Rodlerinnen machen in Winterberg die sagenhafte 100 voll. Der Jubiläumsseriensieg im Rodel-Weltcup gelingt Tatjana Hüfner.
8. Dezember: In der Schweizer "Weltwoche" erscheint das Interview des Jahres. Interviewt wird Fifa-Boss und Gehalts-Millionär Joseph Blatter, Titel des Ganzen: "Die Arroganz des Abendlandes". Fazit: Alle Vorwürfe gegen die Fifa sind erfunden von drei Journalisten, die eine Kampagne gegen den Fußball-Weltverband fahren.
Inhaltliches Highlight neben Blatters Einstiegsworten ("Undank ist der Welten Lohn, das bin ich gewohnt") ist dieser erhellende Satz: "Mir geht es nicht ums Geld. Das hat mir sogar einer meiner größten Kritiker attestiert. Er sagte, es gehe mir nicht ums Geld, sondern um Macht. Auch das ist falsch."
Der investigative Journalist und Fifa-Intimus Jens Weinreich, einer der angeprangerten Kollegen, diagnostiziert in seinem hiermit allen Leser empfohlenen Blog jensweinreich.de eine "Akute Wahrheits-Allergie im FIFA-Reich des Joseph Blatter".
Die deutsche Bevölkerung würde Weinreichs Diagnose wohl plausibel nennen: In einer repräsentativen Umfrage sprechen sich rund 60 Prozent der Befragten für einen sofortigen Rücktritt des frischgebackenen DFB-Ehrenmitglieds Blatter aus. Weiteren 18 Prozent würde auch eine Demission Mitte 2011 reichen. Die restlichen Befragten waren mutmaßlich DFB-Funktionäre.
16. Dezember: Die Ära der Wunderanzüge im Schwimmen ist seit Jahresbeginn vorbei, nun läutet Ryan Lochte in Dubai eine neues Zeitalter der Wunderzeiten ein. Bei der Kurzbahn-WM schwimmt der US-Amerikaner über 200 und 400 Meter Lagen die ersten Weltrekorde in Badehose. Doping-Blutkontrollen gibt es wie schon bei der Schwimm-EM und der WM 2009 nicht.
18. Dezember: Bundesliga-Herbstmeister Borussia Dortmund verabschiedet sich mit einer 0:1-Niederlage in Frankfurt, aber trotzdem einem Rekordvorsprung von 10 Punkten in die Weihnachtspause.
Topfavorit auf die Meisterschaft sind bei nur noch 14 Punkten Rückstand trotzdem die Bayern, verkündet deren Noch-Kapitän Mark van Bommel selbstbewusst.
Heißt für 2011: Das kann ja heiter werden!