Technik

Links sammeln, Kontakte knüpfen "oneview" ist wieder da

Die zweite Version des Dotcom-Urgesteins "oneview" ist endlich im Netz. Fertig ist das neue, verbesserte "oneview 2.0" aber noch nicht. "Wir starten mit einem Prototypen, der noch sehr nüchtern aussieht und an dem wir noch arbeiten müssen", sagt Rene Kaute, Geschäftsführer der oneview GmbH. Zuletzt testeten einige ausgesuchte Nutzer das neue Angebot auf Herz und Nieren. Die Resonanz der Beta-Tester ist positiv.

Aus dem 1999 von der Kölner Agentur Denkwerk gestarteten Lesezeichenverwaltungsdienst wollen Kaute und seine kleine Mannschaft in den nächsten Monaten eine Findmaschine von Menschen für Menschen machen. "Mit einer reinen Plattform für Online-Bookmarking lockt man keinen mehr hinter dem Ofen hervor", meint Kaute. Die alten und neuen Nutzer können mit der verbesserten "oneview"-Welt zwar nach wie vor auch ihre Lesezeichen verwalten, die gesammelten Links bewerten und kommentieren. Im Vordergrund steht aber die Verknüpfung von Menschen durch die gesammelten Informationen. So sollen sich sukzessive Experten-Netzwerke zu bestimmten Themen bilden. Jeder kann dabei selbst bestimmen, ob er seine Infos (Links, Texte etc.) allen anderen Nutzern zugänglich macht oder sie nur privat nutzen will. Eine Besonderheit zeichnet die "oneview"-Gemeinschaft aus: Die einzelnen Themen-Netzwerke, zu denen jeder Nutzer etwas beisteuern kann, sind keine Ablageordner, sondern existieren nur als Verknüpfungspunkt. Erst aus allen Informationen aller beteiligten Nutzer entsteht so ein Informationsnetzwerk. Umgekehrt kann jeder seine öffentlich gemachten Infos wieder entfernen. "So bleibt jeder Nutzer im Besitz der jeweiligen Infos", sagt Kaute.

Zur Seite stehen dem ehemaligen dooyoo-Gründer Kaute bei "oneview" der ehemalige dooyoo-CTO Carl-Marcus Rudert und Guido Kaltwasser, ehemals Gapgemini. Nach seinem Ausstieg bei dooyoo arbeitete Kaute als Unternehmensberater und gründete zwei weitere Firmen - eine davon war Coffee Angels, eine Firma für mobile und stationäre Coffee-Shop-Konzepte. Als Investoren mit an Bord sind Axel Schmiegelow, Geschäftsführer der denkwerk-Gruppe, und der ehemalige Gerling-Chef Jürgen Zech. Letzterer war schon beim Start der Plattform im Jahre 1999 von "oneview" begeistert. Gespräche mit weiteren Geldgebern laufen noch.

Durch den Ausbau der bestehenden "oneview"-Welt haben Kaute und Co. einen großen Vorteil: Sie müssen nicht bei null anfangen. Mehr als 250.000 Onliner haben das alte Angebot genutzt. Selbst nach dem Dornröschenschlaf, der Ende 2001 einsetzte, tummeln sich nach eigenen Angaben immer noch 70.000 aktive Nutzer im "oneview"-Reich. Bisher stellen die meisten Nutzer ihre Links allerdings nicht der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Bei der Finanzierung ihrer Website setzen die neuen "oneview"-Gründer auf Werbung, Premium-Services und langfristig auch auf E-Commerce-Transaktionen. Wichtig ist Rene Kaute bei allen werblichen Aktivitäten der Mehrwert-Faktor. Werbungtreibende sollen ihre Zielgruppe dort umschmeicheln, wo sie sich sowieso aufhält - nämlich in ihren jeweiligen Themenwelten. Eine sinnvolle Strategie. Beim Kampf um Nutzer und Werbegelder müssen sich die Kölner aber nicht nur mit bestehenden Konkurrenzprodukten wie "del.icio.us", "Mr. Wong" und "Favoor.com" messen, sondern künftig auch mit Microsoft. Zu den neuen "Live"-Produkten des Software-Riesen gehört auch ein Lesezeichenaustauschdienst. "Oneview"-Chef Kaute gibt sich entspannt, er freut sich sogar auf den großen Konkurrenten: Der Markteintritt von Microsoft verschaffe dem Thema mehr Aufmerksamkeit. Erst einmal muss der Großteil aller Online-Nutzer die neue Web-2.0-Welt aber verinnerlichen, denn viele sind mit solchen Produkten bisher noch nicht Berührung gekommen.

Alexander Hüsing

Quelle: ntv.de

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