
Über Monate steht der Zahlungsvermittler Wirecard im Verdacht der Bilanzmanipulation. Doch das Unternehmen weist die Anschuldigungen stets zurück.
Eine Untersuchung der Wirtschaftsprüfer von EY sollte für Klarheit sorgen und den Konzern entlasten, der im Herbst 2018 in den Dax aufgestiegen war - doch das Gegenteil ist eingetreten.
Als EY das Testat verweigert, bricht das Kartenhaus zusammen. Die 1999 gegründete Firma hatte in den vergangenen Jahren angeblich ein rasantes Wachstumstempo hingelegt.
Zu den besten Zeiten war Wirecard an der Börse fast 25 Milliarden Euro wert. Doch die Geschichte vom erfolgreichen Fintech aus Deutschland erwies sich als Illusion.
Die Staatsanwaltschaft wirft Ex-Wirecard-Chef Markus Braun vor, die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen von Wirecard durch vorgetäuschte Einnahmen aufgebläht zu haben.
Bis 2017 gilt Steinhoff als die Nummer zwei der Möbel- und Haushaltswarenhändler ...
... gleich hinter Ikea, war bei Investoren beliebt und wurde als Aufstiegskandidat für den Dax gehandelt.
Im August 2017 erscheinen allerdings erste Berichte über mutmaßliche Bilanzfälschungen und Ermittlungen gegen den damaligen Geschäftsführer Markus Jooste.
Im Dezember geht es dann Schlag auf Schlag: Der Wirtschaftsprüfer Deloitte weigert sich, die Bilanz abzuzeichnen.
Steinhoff zieht die Geschäftsberichte von 2015 und 2016 zurück, räumt Unregelmäßigkeiten ein und gibt den Rücktritt von Jooste bekannt. Binnen weniger Tage fällt die Steinhoff-Aktie um mehr als 90 Prozent.
Schließlich wird die Prüfgesellschaft PwC mit einer Untersuchung beauftragt. Im März 2019 gibt sie erste Ergebnisse bekannt.
Steinhoff hat demnach über Jahre hinweg Umsätze und Gewinne frisiert. Insgesamt gehe es um Transaktionen im Wert von 6,5 Milliarden Euro zwischen 2009 und 2017.
Seit den 1990er-Jahren hat der japanische Optikspezialist Olympus Verluste im Wertpapiergeschäft hinter milliardenschweren Übernahmen versteckt.
Aufgedeckt wird der Bilanzbetrug in Höhe von umgerechnet 1,3 Milliarden Euro 2011 ausgerechnet vom ehemaligen Vorstandschef Michael Woodford.
Frisch befördert, wird er auf Ungereimtheiten in den Bilanzen aufmerksam. Die Aufklärungsversuche enden schließlich mit seiner Entlassung im Oktober 2011. Woodford leitet daraufhin wichtige Firmendokumente an die Medien weiter.
Im November macht Olympus den Bilanzbetrug schließlich öffentlich. Die Aktie verliert daraufhin 29 Prozent an Wert.
Eine unabhängige Kommission benennt später 19 ehemalige und amtierende Manager als Verantwortliche für den Betrug, darunter auch der ehemalige Konzernchef Tsuyoshi Kikukawa.
Olympus verklagt die Führungskräfte. Kikukawa und fünf weitere Manager werden 2017 zu Schadensersatz in Höhe von 529 Millionen US-Dollar verurteilt.
Schieder-Gründer und -Chef Rolf Demuth gilt lange als "Möbelkönig.
Sein Unternehmen steigt zwischenzeitlich zum größten Möbelbauer Europas auf, zählt auch Ikea zu seinen Kunden.
Die Schieder Holding expandiert stark und hat 2007 mehr als 41 Standorte mit rund 11.000 Mitarbeitern. Der Umsatz liegt bei einer Milliarde Euro.
Im Mai 2007 tritt eine neue Geschäftsführung an die Firmenspitze – und entdeckt Ungereimtheiten in den Bilanzen. Demuth und drei weitere Spitzenmanager werden daraufhin im Juni festgenommen.
2010 erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage wegen geschönter Bilanzen, überbewerteter Lagerbestände und falscher Zahlen, um die Notlage der Firma zu verschleiern und so das Unternehmen zu retten.
Demuth wird schließlich zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. 2013 darf er nach Verbüßung von zwei Dritteln seiner Haftstrafe das Gefängnis verlassen.
Als der Vorsitzende der Technologie-Börse Nasdaq 2008 die Renditen nicht mehr zahlen kann, fällt der Betrug auf: ...
... Madoff hatte mehr als 50 Jahre einen Investmentfonds mit einem Schneeballsystem geführt und 44 Milliarden Dollar unterschlagen.
Mehr als drei Millionen Menschen und zahlreiche Stiftungen hat Madoff betrogen. Dafür wurde er 2009 zu 150 Jahren Haft verurteilt.
Keine andere Investmentbank steht so sehr für die Finanzkrise wie Lehman Brothers.
Als 2008 Spekulationen mit gebündelten Hypothekenprodukten auffliegen, trifft es Lehman als Erste.
Es kommt heraus: Die Bank hat 50 Milliarden als Umsatz verbucht.
Die Bank geht insolvent - und richtet damit einen Schaden in Höhe von 50 bis 75 Milliarden Dollar an.
In den 1990er-Jahren macht sich Telekommunikationsriese Worldcom einen Namen als eines der am schnellsten wachsenden Unternehmen.
Nach einer geplatzten Fusion im Jahr 2000 bricht die Aktie allerdings ein.
2002 muss Worldcom-Gründer und -Chef Bernie Ebbers auf Druck der Aktionäre gehen.
Dabei fällt auf, dass Ebbers sich von Worldcom 366 Millionen US-Dollar geliehen hatte, um Verluste aus Derivategeschäften mit eigenen Aktien zu decken.
Um den Abschwung der Aktie zu bremsen, korrigierte Ebbers zudem die Bilanzen nach oben – und weist 11 Milliarden US-Dollar zu viel Gewinn aus. Worldcom bricht daraufhin zusammen.
Ebbers wird angeklagt und im Juli 2005 wegen Bilanzbetrug zu 25 Jahren Haft verurteilt. Ende 2019 wird er wegen seines schlechten Gesundheitszustands entlassen und stirbt am 2. Februar 2020.
Ende 2001 geht der amerikanische Energiehandelsriese Enron aus Texas überraschend pleite.
Kurz zuvor hatte der Konzern von Gründer Kenneth Lay und CEO Jeffrey Skilling noch verkündet, man wolle das größte Unternehmen der Welt werden. Stattdessen verlieren Tausende Mitarbeiter ihren Job – und Aktionäre, Banken und Pensionsfonds 60 Milliarden US-Dollar.
Denn der Firmen-Erfolg existierte nur auf dem Papier: Über ein Geflecht von mehr als 2000 Partnerfirmen machte der Konzern jahrelang Geschäfte mit sich selbst. Die Einnahmen landeten in der Enron-Bilanz, die Schulden in den Bilanzen der Partner.
2004 spricht ein Gericht Skilling ...
... und Lay schuldig. 2013 reduziert ein Gericht Skillings Haftstrafe um zehn auf 14 Jahre.
Als das badische Unternehmen Flowtex im Jahr 2000 an die Börse will, fliegt auf: ...
... Von den 3000 Horizontalbohrmaschinen, die das Unternehmen angeblich zu je 1,5 Millionen D-Mark verkauft haben will, existierten nur 270 - und die wurden sogar gleich mehrfach verkauft. Es entsteht ein Schaden von rund 2,9 Milliarden Mark.
Geschäftsführer Manfred Schmieder wird Betrug nachgewiesen. Ein Psychiater attestiert ihm Größenwahn.
1998 macht das Augsburger Software-Unternehmen Infomatec mit einem Börsengang der Superlative auf sich aufmerksam. Mit 560 Prozent Plus gilt der Einstieg in den Aktienmarkt als der erfolgreichste des Jahres.
Auch die positiven Nachrichten der Gründer Alexander Häfele und Gerhard Harlos klingen nach einer vielversprechenden Erfolgsgeschichte.
Genau diese Botschaften wird dem Duo schließlich zum Verhängnis. Mit geschönten Ad-hoc-Meldungen beeinflusste Infomatec den Aktienkurs.
So heißt es, der Netzanbieter Mobilcom habe 100.000 Infomatec-Geräte bestellt – anstatt der tatsächlichen 14.000.
Auch nach Bekanntwerden der Falschmeldung halten Häfele und Harlos daran fest, man sei gut aufgestellt. Die Aktie ging ab Februar 2000 auf Talfahrt, im Mai meldete Infomatec Konkurs an.
Harlos wird 2003 schließlich zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, ...
... Häfele 2004 zu einer Haftstrafe – unter anderem wegen Insiderhandel und Kursbetrug (jki/capital).