

Der in Deutschland mit Sicherheit präsenteste wilde Rückkehrer ist in Wirklichkeit eher eine flüchtige Bekanntschaft. Der Wolf ...
... ist zwar in aller Munde, aber eigentlich eher ein scheuer Genosse.
Er wurde in Deutschland vor über 150 Jahren ausgerottet ...
... und lebt hier erst seit knapp 20 Jahren wieder in Freiheit. Vor allem im Nordosten der Republik macht er sich breit ...
... und obwohl selten zu sehen, weiß die Dokumentationsstelle des Bundes von 73 Wolfsrudeln, 30 Wolfspaaren und ...
... 3 Einzeltieren auf dem Bundesgebiet. In Deutschland bewohnt der Wolf bevorzugt locker bewaldete Gebiete.
Seine rasante Verbreitung seit Anfang des Jahrtausends ist für Tierschützer eine beispiellose Erfolgsgeschichte, ...
... andere sehen den Wolf allerdings eher als Bedrohung denn als Bereicherung, ...
... als Schlächter und Fetisch weltfremder Städter. Weil er immer wieder Nutztiere reißt, ...
... fordern sie erfolgreich die Lockerung von Abschussregelungen für die Raubtiere. Der Wolf ist so zu einem wichtigen Wahlkampfthema geworden, ...
... zu einer Gelegenheit, sich zu profilieren - für Tierschutz oder über die Sorgen von Hirten und Landwirten. Allerdings sterben auch immer wieder Wölfe in freier Wildbahn, ...
... weil sie illegal getötet oder bei der Überquerung von Straßen überfahren werden.
Während der Wolf schon in Grimms Märchen die Rolle des hinterlistigen Übeltäters spielen musste und einen dementsprechend schweren Stand hat, wurde einem ganz ähnlichen Tier sein Verhalten immer eher als clevere Gewitztheit ausgelegt: ...
... Reineke Fuchs. In der gesamten nördlichen Hemisphäre ist der Fuchs verbreitet ...
... und sogar in Australien konnte die eingeschleppte Art sich festsetzen. In Deutschland ...
... findet er sich genauso in märchenhaften Wäldern zurecht ...
... wie in zubetonierten Großstädten. Der Anpassungskünstler, der ganz korrekt Rotfuchs genannt wird, stöbert hier in menschlichen Hinterlassenschaften, ...
... während er anderswo auch einen frischen Fisch nicht verschmäht. Interessanterweise unterscheiden sich die Streifgebiete des Fuchses stark, ...
... je nach vorhandener Nahrungsdichte. In kargen Gegenden bejagt der Fuchs Gebiete von bis zu 1000 Hektar, während städtische Reviere ...
... normalerweise kleiner als 50 Hektar sind. Im englischen Bristol erreichte die Siedlungsdichte sogar einen Spitzenwert von 37 Füchsen pro 100 Hektar. In Städten finden Füchse Unterschlupf, reichlich Nahrung und vor allem...
... Schutz vor dem Menschen. Ironischerweise sind Füchse in Städten insofern sicher, als dass sie dort nicht großflächig gejagt werden können. Denn in Deutschland wird jede Minute ein Fuchs erlegt, ...
... in den 1960ern wurden sogar alle erreichbaren Fuchsbauten begast, um die Tollwut zu bekämpfen.
Heute gilt die Tollwut bei Füchsen als ausgerottet. Das gelang allerdings nicht durch die Begasung der Höhlen, sondern durch den gezielten Einsatz von Tollwutködern.
Wie viele Rotfüchse in Deutschland leben, ist kaum zu sagen, ...
... aber sie dürften sich vorerst weiter vermehren. Die Fuchshöhlen sind nach schweren Jahren wieder Brutstätte des wichtigen Waldbewohners. Doch der Fuchs war nicht der einzige, der unter seiner Bekämpfung litt: ...
Auch der Dachs fiel vielfach dem Kampf gegen die Tollwut zum Opfer, denn ...
... auch er gräbt sich gerne ein, teilweise teilt er seine Höhle sogar mit dem Fuchs . Der Dachsbau ist zwar meist etwas größer ...
... und weil der Dachs ein Typ für die Vertikalen ist, haben seine Bauten oft mehrere Etagen. Sie werden teilweise Jahrzehnte alt. Das alles sieht man aber über der Erde nicht, ...
... weshalb, als Mitte des 20. Jahrhunderts Fuchsbauten begast wurden, auch die Dachspopulation stark dezimiert wurde.
Mittlerweile geht es aber auch beim Dachs wieder aufwärts. Wie beim Fuchs erholt sich die Population, ...
... im Gegensatz zum Fuchs aber bleibt der Dachs im hügeligen Wald und meidet die Gesellschaft des Menschen.
Das mit Abstand größte freilebende Wildtier in Deutschland hat dem Menschen seine Ausrottung, aber auch seine Rückkehr in noch wesentlich größerem Ausmaß zu verdanken. Es ist Teil eines Experiments: ...
... Erstmals seit Jahrhunderten leben Wisente wieder frei in einem deutschen Wald. Die auch als Europäische Bisons bezeichneten Tiere waren in Freiheit bis auf das letzte Exemplar ausgelöscht worden.
Auf bis zu drei Meter und eine Tonne kommen die wuchtigen Bullen. Damit ist der Wisent auch das größte und schwerste Landsäugetier Europas ...
... und wäre das fast die längste Zeit gewesen: Lediglich ein Dutzend Exemplare gab es noch, die in Zoos und Tierparks lebten. Doch mit diesen zwölf Tieren gelang es, die Art zu retten und sogar auszuwildern.
In Polen zum Beispiel, den Niederlanden - und in Deutschland: Eine Herde mit acht Tieren wurde 2013 im Rothaargebirge in Nordrhein-Westfalen in die Freiheit entlassen.
Die mächtigen Tiere wurden drei Jahre lang auf diesen Tag vorbereitet. Sie lebten auf einem 88 Hektar großen eingezäunten Gebiet nahe Bad Berleburg.
Dann wurde der insgesamt vier Kilometer lange Zaun nach und nach abgebaut. Das führte allerdings zu vielen Bedenken bei den Menschen in der Gegend.
Es wurde befürchtet, dass die Tiere, die zum Teil mehr als 800 Kilogramm auf die Waage bringen, Schäden im Wald und auf Feldern anrichten könnten. Zudem hätten Spaziergänger und Wanderer Angst, solch einem Koloss zu begegnen.
Die im Jahre 1920 fast schon ausgerotteten "Könige der Wälder" fühlten sich so wohl, dass es schnell Nachwuchs gab.
Und tatsächlich wurden die Wisente bald schon von Wanderern in freier Wildbahn beobachtet und gefilmt. Trotz Warnschildern kam es im Dezember 2017 zu einer Kollision mit leichtem Blechschaden, als ein Wisent eine Straße überquerte.
Im November 2019 dann verunglückte die Wisentkuh Darehli bei einem Zusammenstoß mit einem Auto tödlich. Der Fahrer des Wagens kam mit einem Schock davon. Doch nach dem Unfall kamen Diskussionen um das Wisentprojekt wieder auf, ...
... vor allem Sicherheitsbedenken spielen dabei eine Rolle. Doch genau dafür tragen drei Tiere Transponder unter der Haut. So kann die Herde immer geortet werden.
Zu allem Überfluss haben die Wisente auch noch eine Vorliebe, die ihnen sogar schon einen Gerichtsprozess eingebracht hat: ...
... Weil sie besonders gerne Baumrinde kauen, klagten mehrere Waldbesitzer. Der Prozess ist noch nicht entschieden.
Und so müssen die freien Riesen hoffen, dass sie auch in Zukunft geduldet werden. Dank ihrer Größe haben sie keine natürlichen Feinde zu fürchten - außer den Menschen. Im März 2019 teilte dann der Landkreis Siegen-Wittgenstein mit, dass es mit der grenzenlosen Freiheit der Wisente vorbei sein soll. Die Tiere sollen in einem 1500 Hektar großen, eingezäunten Areal leben. Der Zaun soll durchlässig für andere Wildtiere sein.
Übertriebene Sichtbarkeit ist seine Sache nicht. Im Gegenteil: Der Luchs bleibt lieber im Hintergrund.
Die größte in Mitteleuropa lebende Wildkatze macht sich erst auf ihre Pfoten, wenn es zu dämmern beginnt. Und selbst dann ist sie nicht sonderlich erpicht darauf, gesehen zu werden.
Dank ihrer Pinselohren hört sie selbst das leiseste Rascheln im Wald auf weite Entfernungen. Der Luchs schleicht sich möglichst nah an seine Opfer heran - meistens sind das Rehe und Gämsen - und legt einen Kurzsprint von maximal 20 Metern hin, ...
... an dessen Ende er seine Beute im Erfolgsfall durch einen Biss in die Kehle erstickt.
Neben Rehen und Gämsen können das je nach Angebot auch Hasen, Marder, Eichhörnchen, Mäuse oder Murmeltiere sein. Selbst Füchse und junge Wildschweine schlägt er ab und an ...
... und auch einen Fisch würde der Luchs nicht verschmähen. Aber bei all der Vielfalt dominieren die Rehe seinen Speiseplan doch weitestgehend.
Da verwundert es auch nicht, dass die Verbreitungsgebiete von Reh und Luchs sich größtenteils decken. Diese starke Fixierung des Luchses auf das Reh war auch der Grund für seine Vertreibung aus Deutschland: ...
Anfang des 20. Jahrhunderts war der Luchs in Mittel- und Südeuropa weitgehend ausgerottet, weil Jäger ihn als Konkurrenten um Rotwild betrachteten und er immer wieder auch Nutztiere riss.
Er zog sich in abgelegene Regionen der Alpen, Karpaten und Pyrenäen zurück. Erst Anfang der 1970er-Jahre gab es erste Bemühungen, den Luchs wieder anzusiedeln. Das Luchse selbstständig in Reviere in Deutschland zurückkehren, ist eher selten.
Mittlerweile leben aber wieder rund 80 erwachsene Luchse und etwa 40 Jungtiere in Deutschland, etwa im Bayerischen, im Pfälzerwald oder im Südharz.
Auch dort bleiben sie lieber im Hintergrund. Doch immer wieder kann ihr Vorkommen durch Fotofallen nachgewiesen werden. Ihre Auswirkung auf die Beutetierpopulation hält sich in Grenzen, ...
... doch genau das ist das Stichwort: Die Anwesenheit des Luchses wirkt sich nicht so sehr auf die Masse der Rehe aus, vielmehr hat er einen Einfluss auf das Vorkommen einer bestimmten Gruppe, ...
... denn der Luchs dezimiert vor allem den Bestand an kranken und schwachen Tieren.
Für den Menschen geht kaum Gefahr vom Luchs aus.
Die Scheu des Luchses vor dem Menschen führte Anfang 2019 sogar zu einem ausgedehnten Ausflug eines aus dem Tierpark in Haltern ausgebüxten Exemplars: ...
... Der Luchs war zwar immer wieder gesichtet worden, konnte aber erst nach knapp einem halben Jahr wieder eingegefangen werden.
Wirklich heimisch ist er in Deutschland noch nicht, vielmehr schaut er hin und wieder mal vorbei: ...
... Immer wieder wandern einzelne Elche aus Osteuropa ein. Aus Polen oder Tschechien kommend, durchschwimmen sie Oder beziehungsweise Neiße und versuchen ihr Glück vor allem im Nordosten Deutschlands. Bis ins Frühmittelalter war der Elch in Deutschlands Wäldern heimisch, ...
... Cäsar schreibt in seinem "Bellum Gallicum" über die Elchjagd der Germanen. Forscher geben ihm heute wieder gute Chancen, aber noch ist keiner der Besucher in Deutschland dauerhaft sesshaft geworden. Auch wenn es einigen hier durchaus gefiel, ...
... so wie Elch "Bert", der einer Kuhherde in Sachsen-Anhalt über Wochen nicht von der Seite wich und immer wieder die Bullen vertrieb, die die Kühe eigentlich decken sollten.
Die meisten Elche ziehen sich aber früher oder später wieder nach Polen und Tschechien zurück beziehungsweise werden Opfer von Verkehrsunfällen. Damit ist der Elch zwar ein seltener Gast, ...
... aber nicht der seltenste. Im Juni 2019 wurde das erste Mal seit über zehn Jahren die Existenz eines Braunbären in Deutschland nachgewiesen. Er sorgte allerdings für wesentlich weniger Aufsehen als sein Vorgänger: ...
... Bruno war 2006 der erste Braunbär auf deutschem Boden gewesen - nachdem 1835 das letzte Exemplar seiner Art erlegt worden war. Seine Ankunft in Deutschland stand aber unter keinem guten Stern: ...
... Weil er mehrere Nutztiere gerissen hatte, gab Edmund Stoiber, damaliger Ministerpräsident Bayerns, den Bären schon drei Tage später zum Abschuss frei. Nach heftigen Protesten und Versuchen, den "Problembären" Bruno einzufangen, ...
... wurde Bruno in der Nähe der Küpferalm tatsächlich erschossen. Viele warfen Ministerpräsident Stoiber im Nachhinein vor, den Fall unnötig dramatisiert zu haben, ...
... um harte Kante beweisen zu können. Überall in Deutschland solidarisierten sich Menschen mit Bruno und protestierten gegen dessen Tötung. Seitdem hat sich in Bezug auf Bären einiges getan in Deutschland: ...
... Bruno steht ausgestopft in einem Münchner Museum und die Bayern haben eine Art Bärenmanagment installiert, das die fraglichen Interessengruppen koordiniert.
Ob der Braunbär in Deutschland bald wieder heimisch sein wird, scheint aber mindestens ungewiss. Vorbilder gäbe es: Im nordspanischen Kantabrien wurde dem bis ins Mittelalter in ganz Europa verbreiteten Allesfresser ein erfolgreiches Comeback ermöglicht: ...
... Beerensträucher und bärensichere Bienenstöcke für die Bären und Informationskampagnen für die Anwohner schafften die Grundlage für eine Population von mittlerweile rund 230 Tieren. Neuerdings erlaubt die Regionalregierung von Kantabrien den Bauern der Region sogar, Nutztierkadaver im Freien liegen zu lassen.
Und auch er war schon fast aus Deutschland verschwunden. Nur einige wenige Exemplare überlebten an der Mittelelbe: ...
... Biber wurden jahrhundertelang gegessen sowie zu Pelzen und Arzneimitteln verarbeitet. Deshalb waren sie Ende des 19. Jahrhunderts in ganz Europa selten geworden ...
... und das, obwohl die gewitzten Baumeister hier schon Millionen Jahre vor dem Menschen ihre anspruchsvollen Behausungen errichteten.
In den 1960er Jahren begann dann aber eine Reihe von Wiederansiedlungsprojekten, die mit zu den erfolgreichsten in Deutschland gehört. Der Biber schwimmt wieder durch viele Gewässer, ...
... etwa 40.000 Exemplare leben derzeit in Deutschland. Obwohl es durchaus zu Nutzungskonflikten mit Landwirten und Förstern kommen kann: ...
... Die immer wieder beklagte Überbevölkerung ist praktisch ausgeschlossen, denn die Flächen, auf denen der Biber in Deutschland leben könnte, sind sehr begrenzt.
Zudem sind Biberfamilien extrem schlecht im Teilen. Niemals leben zwei Familien im gleichen Territorium. So werden manche Jungbiber, die nach einem eigenen Zuhause suchen, immer wieder tödlich verwundet, während sie Reviere fremder Biberfamilien durchqueren.
Luchse und Wölfe sind seine natürlichen Feinde, aber eben sehr selten. Füchse, Marder, Adler und sogar der Hecht naschen immer mal wieder Biber. Doch wirklich bedrohlich für ihn ist nur der Mensch, ...
... der dem geübten Staudammkonstrukteur nacheifert, Flüsse aufstaut, begradigt und damit den Lebensraum des Bibers zerstört, ...
... der deshalb an manchen Orten - gerade erst angekommen - schon wieder verschwindet. (jze/lwe/dpa)