Berlin & BrandenburgBerliner Krankenhausgesellschaft rechnet bald mit Notbetrieb

Berlins Krankenhausgesellschaft warnt vor einer weiteren Anspannung der Lage auf den Intensivstationen. Einerseits steigt die Zahl der Corona-Fälle, andererseits fehlt es an Personal.
Berlin (dpa/bb) - Personalmangel hat die schwierige Situation auf den Intensivstationen in Berliner Krankenhäusern zusätzlich verschärft. "Pflegekräfte haben gekündigt, gewechselt oder sind in Teilzeit gegangen", sagte Marc Schreiner, Geschäftsführer der Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG), am Mittwoch. Außerdem gebe es einen erhöhten Krankenstand, der auch auf die anhaltende Arbeitsbelastung zurückzuführen sei.
"Wir können in Berlin zahlreiche Intensivbetten nicht vollständig betreiben und müssen Betten sperren, weil das Personal fehlt", sagte Schreiner. "Pflegepersonal zu gewinnen, steht für die Kliniken an erster Stelle, muss aber auch politisch voll unterstützt werden."
Nach einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) sind die Auswirkungen des Pflegepersonalmangels auf die Intensivstationen bundesweit zu beobachten. Danach gaben 72 Prozent der befragten 233 Krankenhäuser an, weniger Intensivpflegepersonal zur Verfügung zu haben als Ende 2020.
Angesichts deutlich gestiegener Inzidenzzahlen rechnet die Berliner Krankenhausgesellschaft mit einem baldigen Notbetrieb der Hauptstadt-Kliniken. "Die Berliner Kliniken befinden sich absehbar in einem neuen Krisenmodus", sagte Schreiner dem "Tagesspiegel". "Die Zahlen der Covid-19-Patienten steigen - sowohl auf den Intensiv- als auch den Normalstationen."
Er gehe davon aus, dass planbare Behandlungen in den nächsten Wochen zunehmend verschoben werden müssten, um die steigende Zahl an Covid-19-Patienten versorgen zu können. "Wahrscheinlich würden zehn Prozent der Krankenbetten bald für Corona-Fälle frei gehalten werden müssen - das sind in Berlin etwa 2000 Betten", sagte Schreiner.
Erst am Montag hatte die Charité vor einer Überlastung der Intensivstationen gewarnt. Insbesondere unter Ungeimpften sei von einem deutlichen Anstieg an Neuinfektionen auszugehen. "Aktuell sind etwa 90 Prozent der Covid-19-Patientinnen und Patienten in der Charité nicht geimpft", sagte Martin Kreis, Vorstand für die Krankenversorgung in Deutschlands größter Uniklinik. Wenn es nicht gelinge, die Impfquote deutlich zu steigern, werde das infolge der Behandlungen in Krankenhäusern zu massiven Einschränkungen in den Kliniken führen.
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