Berlin & Brandenburg Flüchtling in Unterkunft schwer verletzt: Polizist angeklagt
18.09.2025, 16:27 Uhr
(Foto: Sven Braun/dpa)
Polizisten werden in eine Berliner Flüchtlingsunterkunft gerufen. Ein Bewohner landet schwer verletzt im Krankenhaus und muss operiert werden. Gegen einen Beamten gibt es schwerwiegende Vorwürfe.
Berlin (dpa/bb) - Ein Polizist soll einen 46-jährigen Mann in einer Berliner Flüchtlingsunterkunft schwer misshandelt und mehrere komplexe Brüche im Gesicht zugefügt haben. Wegen Körperverletzung im Amt hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben, wie ein Sprecher mitteilte.
Der inzwischen 40 Jahre alte Beamte soll den Geflüchteten bei einem Einsatz Ende Juni 2022 in der Unterkunft in Neukölln nach Aussagen von Zeugen mindestens einmal, möglicherweise aber auch bis zu siebenmal mit erheblicher Kraft ins Gesicht geschlagen haben. Die Schläge sollen weder durch die Situation gerechtfertigt noch verhältnismäßig gewesen sein, hieß es von der Staatsanwaltschaft.
Notruf löst Einsatz aus
Nach den Ermittlungen löste ein Notruf aus der Wohnung des später verletzten Mannes den Polizeieinsatz aus. Die Beamten sollen den Bewohner aufgefordert haben, den Raum zu verlassen, um die Geschehnisse zu klären. Der 46-Jährige soll dies aber nicht getan haben. Daraufhin sollen die Polizisten den Mann auf den Flur gebracht - und der Beamte soll zugeschlagen haben.
Laut Anklage erlitt der Mann unter anderem Frakturen am Jochbein sowie an der Augen- und Kieferhöhle, die eine Operation erforderlich machten. Er soll noch immer psychisch an den Folgen leiden und sich in ärztlicher Behandlung befinden.
Anklage erst nach mehr als drei Jahren
Ein Polizeisprecher konnte nicht sagen, ob der Beamte suspendiert wurde. Üblicherweise ruhe das Disziplinarverfahren, solange der Fall strafrechtlich nicht abgeschlossen sei.
Dass mehr als drei Jahre vergingen, bevor Anklage in dem Fall erhoben wurde, hängt laut Staatsanwaltschaft unter anderem mit umfangreichen Ermittlungen zusammen. Es seien rechtsmedizinische Untersuchungen erfolgt. Zudem sei zunächst auch wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte gegen den 46-Jährigen ermittelt worden. Wann es zum Prozess vor dem Amtsgericht Tiergarten kommt, war zunächst offen.
Quelle: dpa