Berlin & BrandenburgMehr Straftaten in Brandenburg im ersten Halbjahr

Unerlaubte Einreisen und illegaler Aufenthalt, Tankbetrug und die Verbreitung von Kinderpornografie haben laut Brandenburger Polizei die Zahl der Straftaten in den ersten sechs Monaten steigen lassen. Es gab aber auch einen Rückgang in einem anderen Bereich.
Potsdam (dpa/bb) - Die Zahl der Straftaten in Brandenburg ist im ersten Halbjahr dieses Jahres nach Angaben der Polizei deutlich gestiegen. Wesentliche Treiber dafür seien mehr Verstöße beim Aufenthaltsrecht, ein Anstieg von Fällen des Tankbetrugs und der Verbreitung von Kinderpornografie, sagte Polizeipräsident Oliver Stepien am Donnerstag in Potsdam. Mehr als zwei Drittel des gesamten Anstiegs seien auf unerlaubte Einreisen und unerlaubten Aufenthalt zurückzuführen. Dies stand im Zusammenhang mit Geflüchteten aus der Ukraine wegen des russischen Angriffskrieges. Dagegen sei die Zahl häuslicher Gewalt, die wegen der Corona-Krise 2021 hochgeschnellt war, in den ersten sechs Monaten des Jahres zurückgegangen.
Der Polizeipräsident nannte noch keine konkreten Zahlen, machte aber die Dimension aller Straftaten deutlich. "Wir haben einen Anstieg im vierstelligen Bereich bei den Gesamtzahlen zu verzeichnen", sagte Stepien. Mit knapp über 80.000 Fällen im ersten Halbjahr 2022 seien das fast zehn Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2021, aber weniger als die rund 86.000 Fälle im vergleichbaren Zeitraum 2019.
Deutlich ist nach Polizeiangaben auch die Zahl der Fälle von Tankbetrug gestiegen. "Es ist natürlich ein Stück weit Spekulation, aber es ist kein weiter Weg, darauf zu kommen, steigende Spritpreise als Motivation für in diesem Deliktsfeld einen doch merklichen Anstieg zu bewirken", sagte der Polizeipräsident.
Bei der Verbreitung von Kinderpornografie sei die Zahl der Fälle in Höhe eines unteren dreistelligen Bereiches gestiegen. Die Zahl der Straftaten sei im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über das Doppelte gestiegen, im Vergleich zu 2019 sogar um über 200 Prozent, sagte der Polizeipräsident. Hierbei habe auch das National Center for Missing & Exploited Children (Nationales Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder) aus den USA viele Hinweise gegeben. Die Polizei habe die Möglichkeiten der Bekämpfung organisatorisch ausgeweitet.
Der Polizeichef hält Proteste gegen die hohen Energiepreise in den kommenden Monaten für möglich, will aber nicht spekulieren. "Die verstärkte Versammlungssituation, ich glaube, die darf man prognostizieren", sagte Stepien. Die Polizei sei vorbereitet. Er verwies auf die gestiegene Zahl von Protesten gegen Corona-Regeln: In den ersten drei Monaten des Jahres gab es laut Polizei knapp 1500 Versammlungen hierzu, im Vorjahresquartal rund 200.
Der Polizeipräsident zog eine positive Bilanz nach vier Wochen eines Tests von Bodycams - kleinen Körperkameras zur Dokumentation - bei der Polizeiinspektion Potsdam. In mehr als 30 Fällen seien sie eingesetzt worden, sagte Stepien. "Da sind wir (...)n sehr zufrieden, weil das Einsatzmittel Akzeptanz findet."