Berlin & BrandenburgWollfäden als Kunsterfahrung: "Simple Facts" in Berlin
Berlin (dpa/bb) - Es wirkt so einfach. Ein paar Fäden in verschiedenen Farben, in alle Richtungen gespannt an musealen Wänden oder auch vom Boden zur Decke - im Minimalismus sind die für Kunst eingesetzten Mittel radikal reduziert. Für die Ausstellung "Fred Sandback. Simple Facts" im Hamburger Bahnhof kann die Nationalgalerie der Gegenwart auf eine Schenkung des Fred Sandback Archive zurückgreifen. Von Freitag an bis zum 17. September steht die Rauminstallationen des US-Künstlers Sandback (1943-2003) im Zentrum der Ausstellung.
Die 64 Variationen der dreiteiligen Skulptur "Untitled (Sixty-four Three-part Pieces)", ursprünglich 1975 für den Kunstraum München konzipiert, will das kuratierende Direktoren-Duo Sam Bardaouil und Till Fellrath im Verlauf der Ausstellung alle zeigen. Dazu werden die drei roten Fäden in den drei benachbarten Räumen jeweils nach ein paar Tagen umgehängt und ergeben so eine neue Beziehung von Material, den umgebenden Räumen und den betrachtenden Personen. Die Konstruktionszeichnungen zu den jeweils 63 anderen Varianten hängen derweil nebenan und warten auf ihre Zeit.
Mit "Broadway Boogie Woogie" griff Sandback eine gleichnamige Arbeit von Piet Mondrian (1872-1944) auf, der sich dafür 1943 vom Straßenraster Manhattans inspirieren ließ. Sandbacks Werk macht durch die Fäden im Raum eine dritte Dimension auf, zudem erlaubt die Arbeit einen Weg durch die Linien der in Decke und Boden zu verschwinden scheinenden Garne. Andere Werke teilen Räume, verbinden Wände und Böden - oder sind als weißes Garn vor weißer Wand erst auf den zweiten Blick auszumachen.