Hamburg & Schleswig-HolsteinPloß drängt auf schnellere Vergabe für Marineschiffbau

Schnellere Auftragsvergabe und mehr Wertschöpfung in Deutschland: Was der maritime Koordinator beim Besuch von TKMS fordert.
Kiel (dpa/lno) - Der maritime Koordinator der Bundesregierung, Christoph Ploß, spricht sich eine schnellere und einfachere Vergabe von Rüstungsaufträgen aus. "Aus unserer Sicht wichtig ist, dass wir in Zukunft viel stärker noch darauf achten, dass die Steuergelder, die Deutschland investiert für den Schiffbau und vor allem auch den Marineschiffbau, stärker in Deutschland investiert werden", sagt Ploß bei einem Besuch des größten deutschen Marineschiffbauers TKMS in Kiel. Das Land müsse noch stärker von der Wertschöpfung profitieren. "Andere europäische Staaten machen das seit vielen Jahren."
TKMS hofft, bei dem in Schwierigkeiten geratenen Fregatten-Projekt 126 für die Deutsche Marine einspringen zu dürfen. Als Übergangslösung könnte ein der von der Werft entwickelte Typ A200 dienen. TKMS habe dem Beschaffungsamt bereits einen Vorvertrag geschickt, um bei einer Zusage schnell bauen zu können, sagt der TKMS-Vorstandsvorsitzende Oliver Burkhard. Durch einen Vorvertrag könne sichergestellt werden, dass 2029 das erste Schiff übergeben werden könnte.
TKMS würde aber nicht am Hauptsitz in Kiel bauen, sondern an einem externen Standort. Nach Angaben von Burkhard sollte der Bau der Schiffe in Bremen und auch in Flensburg erfolgen und dem Steuerzahler Geld sparen: "Eine F126 kostet so viel wie zwei A200." Er sei dankbar, dass Ploß heute zugehört habe. "Das entscheidet er auch gar nicht alleine." Das Vorhaben im Umfang von bis zu zehn Milliarden Euro ist ein zentrales Rüstungsprojekt für die Deutsche Marine.
Munition im Meer
Ploß hat in Kiel auch mit Verantwortlichen des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung in Kiel gesprochen. Dabei ging es auch um die Bergung und Beseitigung von Munitions-Altlasten aus dem Meer. "Wir haben ja ein 100 Millionen Euro Sofortprogramm auch auf den Weg gebracht, und wir werden dieses Thema auch ganz oben auf unserer Agenda haben", sagt Ploß. Das Thema sei auch wichtig aus touristischen Gesichtspunkten.
Für Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) bietet das mit Probebergungen gestartete Projekt eine Möglichkeit zum Aufbau eines weltweiten Geschäftsmodells. Im Norden gebe es dafür Kompetenzen in Wirtschaft und Wissenschaft. "Hier ist auch die meiste Munition im Meer." Im Bereich der deutschen Nord- und Ostseeküste liegen nach Expertenschätzung 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Kriegsmunition auf dem Meeresgrund.
Geplant war auch ein Besuch von Ploß beim Unternehmen Jasco Ship Consult in Schwentinental bei Kiel. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert ein Projekt des auf Schiffs- und Unterwasserakustik spezialisierten Betriebes mit 2,2 Millionen Euro.