HessenPolizei räumt besetzte Dondorf-Druckerei in Frankfurt

Erinnerungskultur, Wissenschaftspläne und nun eine polizeiliche Räumung des besetzten Gebäudes: Die Zukunft der ehemaligen Dondorf-Druckerei in Frankfurt, die im Besitz der Universität ist, sorgt auch für politischen Streit.
Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Die Polizei hat am Mittwoch die besetzte ehemaligen Dondorf-Druckerei in Frankfurt geräumt. In dem Gebäude und auf dem Gelände seien 22 Menschen angetroffen worden, sagte ein Polizeisprecher nach Abschluss der Räumung. Zunächst war von 24 Menschen die Rede gewesen. "Es ist alles friedlich und ohne Probleme verlaufen", sagte der Sprecher. Die Polizei habe auch die Idenität der Besetzer festgestellt für das Strafverfahren wegen Hausfriedensbruch.
Spontan und relativ schnell hätten sich außerhalb des Geländes Teilnehmer zweier Solidaritätskundgebungen versammelt, die sich dann allerdings um die Mittagszeit wieder aufgelöst hätten. Am frühen Nachmittag meldete die Polizei den Abschluss der Maßnahmen, die am vor sieben Uhr morgens begonnen hatte.
Die ehemalige Druckerei war Ende Juni von Aktivistinnen und Aktivisten besetzt worden. Sie fordern den Erhalt des Gebäudes, das in Besitz der Goethe-Universität ist. Die Uni wird es nach eigenen Angaben spätestens zum 1. November an das Land zur Errichtung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) übergeben. Das Gebäude soll abgerissen werden, um Platz für einen Neubau für das MPIEA zu schaffen. In dem Gebäude hatte sich zuletzt das Institut für Kunstpädagogik der Goethe-Universität befunden, derzeit nutzt die Uni es noch für Teile ihres Archivs.
Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) solidarisierte sich in einer Mitteilung am Mittwoch mit der Besetzung und forderte, das "industrielle Erbe inmitten Bockenheims zu erhalten und damit eine soziale und kulturelle Nutzung zu ermöglichen". Der Präsident der Goethe-Universität, Enrico Schleiff, teilte mit, das Kollektiv sei mehrfach dazu aufgerufen worden, die Besetzung zu beenden. Schließlich habe die Universität eine Strafanzeige gestellt, die zur Räumung führte.
Die Vorsitzende der Linke-Fraktion im hessischen Landtag, Elisabeth Kula, bezeichnete die Räumung als Skandal. "Statt den laufenden Verhandlungsprozess mit den Besetzerinnen und Besetzern weiterzuführen, schafft die Goethe-Universität mit Hilfe der Polizei Fakten", sagte sie. Übergangen würden damit diejenigen, die sich mit Verweis auf die jüdische Geschichte des Ortes, die industriekulturelle Bedeutung des Gebäudes und nicht zuletzt den Klimaschutz für den Erhalt des historischen Druckereigebäudes eingesetzt hätten.
SPD-Landtagskandidat Jan Pasternack kritisierte die Abrisspläne: "Ein Abriss würde riesige Mengen an grauer Energie freisetzen und zudem historisch und baukulturell wertvolle Bausubstanz unwiederbringlich zerstören" sagte er am Mittwoch. Er fordere die Landesregierung auf, ein Konzept vorzulegen, das den Erhalt des Gebäudes sicherstelle.
In einer Mitteilung aus dem Umfeld der Besetzer wurde darauf verwiesen, dass Anwohner des Stadtteils Bockenheim bereits seit 2006 für den Erhalt der Druckerei kämpften. "Die Mitglieder Familie Dondorf wurden verfolgt, ermordet und in den Selbstmord getrieben. Nun soll auch die letzte Erinnerung an sie weichen", hieß es.