Hessen Zahl der Missbrauchsfälle in Hessen weiter gestiegen
01.10.2025, 12:21 Uhr
35 Haftbefehle und mehr als 13.400 sichergestellte Datenträger in diesem Jahr in Hessen: Die Ermittlungsgruppe "FOKUS" bekämpft Kinderpornografie sowie sexuellen Missbrauch und zieht Bilanz.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Die Zahl der Missbrauchsdelikte an Kindern und Jugendlichen in Hessen ist weiter gestiegen. In diesem Jahr wurden bereits 35 Haftbefehle vollstreckt und mehr als 13.400 Datenträger sichergestellt, wie das Hessische Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz mitteilte. Bundesweit wurden im vergangenen Jahr mehr als 17.000 Fälle des Verdachts des sexuellen Missbrauchs an Kindern und Jugendlichen registriert.
Busfahrer, Fußballtrainer und Lehrer in Hessen vor Gericht
Zu den Festnahmen und Verurteilungen in diesem Jahr in Hessen zählt etwa ein 78 Jahre alter ehemaliger Busfahrer. Er wurde im Februar verurteilt, weil er sich vor rund zehn Jahren wiederholt an einem Mädchen vergangen hatte, als dieses alleine in seinem Bus saß.
Im Juli wurde laut Ministerium ein ehemaliger Fußballtrainer eines Jugendteams verhaftet, weil er über Jahre hinweg mehrere Jugendliche sexuell missbraucht haben soll. Das Urteil gegen den 29-Jährigen sei bislang nicht rechtskräftig.
Einer der jüngsten Fälle sei die Verurteilung eines 35 Jahre alten Lehrers im September. Er habe eine Schülerin mehrfach zu sexuellen Handlungen gedrängt. Zudem seien kinderpornografische Dateien auf seinen Speichermedien gefunden worden. Sein rechtskräftiges Urteil sei zwei Jahre Haft auf Bewährung, hieß es.
Vor fünf Jahren wurde spezielle Ermittlungsgruppe gegründet
In Hessen kümmert sich eine eigens vor fünf Jahren gegründete Gruppe um die Ermittlungen. Die Fallübergreifende Organisationsstruktur gegen Kinderpornografie und Sexuellen Missbrauch von Kindern, kurz "FOKUS", beschäftigt 300 Mitarbeiter. Sie befassen sich ausschließlich mit Sexualdelikten in Verbindung mit Minderjährigen und mit Kinder- und Jugendpornografie.
Seit Gründung der "FOKUS" wurden hessenweit 47 Haftbefehle vollstreckt, mehr als 8.500 Durchsuchungen durchgeführt und rund 150.000 Datenträger sichergestellt. Mehr als 9.000 Beschuldigte wurden dem Ministerium zufolge ermittelt. Daneben führt die "FOKUS" auch präventive Maßnahmen für haftentlassene und rückfallgefährdete Sexualstraftäter durch.
Der hessische Innenminister Roman Poseck (CDU) betont: "Dank des engagierten Einsatzes der hessischen Polizei konnten bereits zahlreiche Ermittlungserfolge erzielt und reale Missbräuche gestoppt werden."
Ist eine neue Meldepflicht Grund für den Anstieg der Fälle?
Generell stieg die Fallzahl der Missbrauchsfälle deutschlandweit an. So wurde in mehr als 52.000 Fällen die Herstellung, Verbreitung, der Erwerb und Besitz pornografischer Inhalte von Kindern oder Jugendlichen festgestellt. Mehr als 5.000 davon seien in Hessen bekanntgeworden, hieß es.
Die gestiegene Zahl könne unter anderem an neu eingeführten Gesetzen liegen. US-amerikanische Internet-Provider müssen dem Ministerium zufolge eine Meldung an eine US-amerikanische NGO übermitteln, wenn sich ihre Nutzer auf ihren Diensten strafbar verhalten. Die NGO leitet die Fälle an die zuständigen nationalen Behörden weiter.
Außerdem wurde in Europa im vergangenen Jahr ein neuer gesetzlicher Rahmen geschaffen, um die Verbreitung rechtswidriger Inhalte einzudämmen.
Um die sexuelle Gewalt gegen Minderjährige zu bekämpfen, unternehme man in Hessen "alles in unserer Kraft stehende", sagte Andreas Röhrig, Präsident des Hessischen Landeskriminalamtes. "Dabei sind wir aber auf die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Wem Hinweise auf einen Missbrauch vorliegen, sollte nicht zögern, die Polizei zu informieren."
Quelle: dpa