Mecklenburg-VorpommernExpertenanhörung: Schiffbaukapazitätenstrategisch wichtig
Schwerin (dpa/mv) - Der Erhalt von Schiffbaukapazitäten wird von Experten als bedeutsam für die strategische Handlungsfähigkeit und Versorgungssicherheit Deutschlands und Europas angesehen. Nach einer Anhörung im Schweriner Landtag zur Zukunft der maritimen Industrie im Nordosten sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Christian Winter: "Diesen Aspekt unterstrichen die Expertinnen und Experten übereinstimmend und eindrücklich."
Der Wirtschaftspolitiker der oppositionellen AfD, Martin Schmidt, forderte entsprechende politische Entscheidungen. "Nach der Realitätsdusche, welche Probleme die Abhängigkeit von russischen Rohstoffen mit sich bringen kann, dürfen wir uns jetzt auf keinen Fall auch noch mit der chinesischen Seife abwaschen, indem wir im Logistiksektor komplett von China abhängig sind", sagte er. China dominiere den weltweiten Schiffbau-Markt.
Abhilfe könnten nach Schmidts Auffassung ordnungspolitische Maßnahmen schaffen, etwa Schiffbau-Aufträge von der Bundeswehr oder von Behörden wie der Waserschutzpolizei. Auch eine europäische Abschottungspolitik für die maritime Industrie hält der AfD-Politiker für eine Option. "Andere europäische Länder planen jedenfalls in diese Richtung", sagte er.
SPD-Politiker Winter sieht vor allem bei klimaneutralen Antrieben ein erhebliches Marktpotential in Europa, "welches wir auch hier vor Ort in Europa decken können". Auch beim Bau von Offshore-Plattformen für Windenergieanlagen sowie der Suche nach und der Bergung von Altmunition in den Meeren gebe es aussichtsreiche Zukunftsperspektiven für alle drei Standorte der ehemaligen MV Werften.
Am 1. März hat das Insolvenzverfahren für die MV Werften begonnen. Grund für die Insolvenz war der coronabedingte Einbruch auf dem weltweiten Kreuzfahrt-Markt, durch den der bisherige Werfteigner Genting Hongkong seine Zahlungsfähigkeit verloren hatte. Es gibt dem Vernehmen nach mehrere Interssenten, darunter die Kieler U-Boot-Werft Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS).