Nordrhein-WestfalenFirmenpleiten steigen in NRW besonders stark

Mehr als 6.000 Unternehmen haben 2025 in Nordrhein-Westfalen Insolvenz angemeldet. In keinem Bundesland werden so viele Fälle gezählt. Warum NRW so stark betroffen ist.
Neuss (dpa/lnw) - Die schwierige wirtschaftliche Lage setzt vielen Unternehmen in Nordrhein-Westfalen spürbar zu. Die Zahl der Firmenpleiten steigt laut einer Studie erneut kräftig. Bis Ende des Jahres rechnet die Auskunftei Creditreform mit 6.320 Unternehmensinsolvenzen - 10,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Zuwachs fällt damit stärker aus als in Deutschland insgesamt.
"Die wirtschaftliche Schieflage unseres Landes zeigt sich fast nirgends so deutlich wie in Nordrhein-Westfalen", sagte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. So viele Insolvenzen seien in NRW zuletzt 2016 registriert worden. "Das Land leidet insbesondere unter dem Strukturwandel und ist industriell geprägt. Diese alte Industrie ist zunehmend nicht mehr wettbewerbsfähig." Hantzsch rechnet auch 2026 mit einem Anstieg der Pleiten.
Im laufenden Jahr gab es zahlreiche Großinsolvenzen in NRW, darunter die Brüder-Schau-Gruppe mit der Handelskette Hammer in Porta Westfalica, der Discounter Kodi in Oberhausen, der Kreisverband Wesel der Arbeiterwohlfahrt mit Sitz in Moers und der Autozulieferer Gerhardi in Lüdenscheid. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Zahl der Insolvenzen im Bundesland um fast ein Viertel zugenommen.
Starke Zunahme auch bei Verbraucherinsolvenzen
Mit 100 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen hat NRW weiterhin die mit Abstand höchste Insolvenzquote aller deutschen Flächenländer. 2024 waren es 90 gewesen, im Jahr zuvor 76. Bundesweit am höchsten ist die Quote in Berlin (130). Andere Bundesländer wie Thüringen (48), Brandenburg und Bayern (beide jeweils 55) sind am wenigsten betroffen.
Die Zahl der Firmenpleiten steigt im laufenden Jahr auch bundesweit erneut. Creditreform verzeichnet laut Hochrechnung 23.900 Insolvenzen - 8,3 Prozent mehr als im Vorjahr. "Viele Betriebe sind hoch verschuldet, kommen schwer an neue Kredite und kämpfen mit strukturellen Belastungen wie Energiepreisen oder Regulierung", sagte Hantzsch.
Bei Privatinsolvenzen setzt sich der Negativtrend ebenfalls fort. Laut Studie steigt die Zahl bundesweit um 6,5 Prozent auf 76.300 Fälle. Mehr als ein Viertel entfällt auf NRW, wo der Zuwachs mit fast 14 Prozent besonders hoch ausfällt. Hauptursache ist Hantzsch zufolge die zunehmende Überschuldung. "Hohe Lebenshaltungskosten, Stellenstreichungen und steigende Arbeitslosigkeit bringen viele Haushalte an ihre Grenzen."