Rheinland-Pfalz & Saarland In Budapest studieren, in der Westpfalz bleiben
19.10.2025, 04:04 Uhr
Mit einer besonderen grenzüberschreitenden Kooperation wird versucht, den Ärztemangel in einer ländlich geprägten Region zu lindern. Welches Konzept genau dahintersteckt.
Kaiserslautern/Budapest (dpa/lrs) - Die ungarische Hauptstadt Budapest und Kaiserslautern rücken dichter zusammen – zumindest bei der medizinischen Ausbildung. Eine Kooperation des Westpfalz-Klinikums mit der privaten Semmelweis-Universität in Budapest soll mehr Ärzte in die Westpfalz bringen. Funktionieren soll das über ein Medizinstudium, das teils an der Donau, teils in der pfälzischen Stadt absolviert wird. Der erste Studierenden-Jahrgang legte vor einigen Wochen in Budapest los, bis er nach Rheinland-Pfalz kommt, dauert es noch ein wenig.
Gedacht ist das Angebot nach Angaben des rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums in Mainz für junge Menschen, die in Deutschland keinen Medizin-Studienplatz gefunden haben. Sie verbringen die ersten sechs Semester in Budapest, die vier folgenden, stark praktisch ausgerichteten Semester in Kaiserslautern. Dort sind sie dann am Westpfalz-Klinikum sowie in einer Medical School, die in den kommenden Jahren auf dem ehemaligen Gelände des Nähmaschinenherstellers Pfaff entstehen und wo künftig etwa auch Pflegerinnen und Pfleger ausgebildet werden soll.
40 Studierende haben bereits begonnen
Mitte September haben die ersten 40 Studierenden ihr Studium an der Semmelweis-Uni in Budapest angetreten, sie werden als erster Jahrgang 2028 nach Kaiserslautern kommen. In Zukunft sollen es jährlich dann jeweils 80 Erstsemester sein. Gelehrt wird an der privaten Uni in Budapest auf Deutsch, der Lehrplan entspricht dem eines Medizinstudiums Deutschland.
In der kommenden Woche wird der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) nach Budapest und dort an die Semmelweis-Universität reisen. Er sagt, eine solche Zusammenarbeit sei bislang einmalig in Rheinland-Pfalz. Die Semmelweis-Uni in Budapest kooperiert bereits mit dem Hamburger Campus des privaten Krankenhaus-Konzerns Asklepios. Ein Projekt mit einer kommunalen Klinik wie der in der Westpfalz – Gesellschafter sind die Stadt Kaiserslautern, der Kreis Kusel sowie der Donnersbergkreis – sei auch für die Uni neu, betont Hoch.
Eine Verpflichtung, später auch in der Westpfalz zu arbeiten, gibt es für die Studierenden, die die Studiengebühren selbst tragen, nicht. Die Gebühren liegen nach Angaben der Semmelweis-Universität bei 9.150 Euro pro Semester. Möglich ist demnach auch ein Studienkredit bei der Sparkasse Kaiserslautern, der Kreissparkasse Kusel, der Sparkasse Donnersberg sowie der Sparkasse Südwestpfalz.
Keine Pflicht für spätere Tätigkeit in der Region
Auch wenn die Studierende nicht zum Verbleiben in der Region verpflichtet sind, besteht zumindest die Hoffnung, dass der dringend gesuchte medizinische Nachwuchs nach Abschluss nicht abwandert. "Wir hoffen auf einen Klebeeffekt", sagt der Gesundheitsminister. Die Idee: Wenn Studierende erstmal in der Westpfalz sind, sie kennen und schätzen lernen, bleiben sie bestenfalls. Ein solcher Klebeeffekt lasse sich beispielsweise beim Medizin-Campus Trier erkennen, so Hoch.
Die neue Kooperation ist ein weiterer Baustein, um mehr Mediziner-Nachwuchs nach Rheinland-Pfalz zu bringen. Ein komplettes Medizinstudium ist im Land nur an der Mainzer Universitätsmedizin möglich.
Besondere Herausforderungen für den ländlichen Raum
Neben dem neuen Konzept wurde bereits der Medizincampus Trier aufgebaut, an dem zumindest ein Teil eines Medizinstudiums an der Mainzer Unimedizin absolviert werden kann, ein weiterer Campus im Norden in Koblenz ist gerade gestartet - und nun kommt die Kooperation in der Westpfalz hinzu. Die Westpfalz weise gewisse demografische Herausforderungen auf, mit denen ein Maximalversorger wie das Westpfalz-Klinikum zu kämpfen habe, sagt Hoch.
Für den Geschäftsführer des Westpfalz-Klinikums, Thorsten Hemmer, ist das zunächst auf zehn Jahre angelegte Projekt ein wichtiger Schritt, um Nachwuchsmediziner langfristig an die Region zu binden. Der ärztliche Direktor des Klinikums, Karlheinz Seidl, ergänzt: "Das praxisnahe Studium in Kaiserslautern bietet eine hervorragende Vorbereitung auf die Herausforderungen in der medizinischen Versorgung, besonders in ländlichen Regionen."
Quelle: dpa