Sachsen-AnhaltModerner Lehmbau entsteht am Ringheiligtum Pömmelte
Der Salzlandkreis hat den ersten modernen Stampflehmbau Mitteldeutschlands: das Touristeninformationszentrum am Ringheiligtum Pömmelte. Nun sind die Wände fertig.
Pömmelte (dpa/sa) - Der Lehmrohbau des Besucherzentrums am Ringheiligtum in Pömmelte (Salzlandkreis) ist nach acht Wochen fertig. "Das ist der erste Neubau mit tragenden Wänden aus Lehm in Mitteldeutschland", sagte Christof Ziegert, Vorstandsmitglied im Dachverband Lehm (Weimar/DVL) am Dienstag. "Hier entsteht zeitgemäße Architektur fast wie zu Opas Zeiten und tausende Jahre zuvor." Die Stampflehmtechnik, bei der lagenweise erdfeuchter Lehm in eine hölzerne Schalung gefüllt und verdichtet wird, ist in Mitteldeutschland seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert verbreitet.
"In Mitteldeutschland haben wir den größten noch bestehenden Baubestand an massiven Lehmgebäuden in Mitteleuropa", sagte Ziegert. Er ist einer der Initiatoren der GOLEHM-Initiative, die sich für den Lehmbau in Mitteldeutschland stark macht.
"Seit Juli haben rund 50 freiwillige Helfer gemeinsam 130 Tonnen Lehm Schicht für Schicht in mühsamer Handarbeit gestampft", sagte Ziegert. "Gleichzeitig wurden am Bau über den Dachverband knapp 20 Lehmbauer speziell im Stampflehmbau weiter gebildet." Das Gebäude ist 25 Meter lang, 5 Meter breit und 3,60 Meter hoch. Die Lehmwände müssen noch einige Wochen durchtrocknen, bevor ein Betondach aufgesetzt wird. Im kommenden Herbst wird die Eröffnung sein.
Nach Angaben des Leiters für Digitalisierung und Innovation beim Salzlandkreis, Dirk Helbig, vereint der Bau Geschichte und Moderne: Schon die stein- und bronzezeitlichen Gebäude am Ringheiligtum wurden vor 4000 Jahren mit Lehm und Holz erbaut. "Das neue Haus in alter Bauweise wird mit modernster, digital vernetzter Technik ausgestattet."
Der Bau kostet rund 1,8 Millionen Euro und wird mit Mitteln des Bundes, des Landes und des Salzlandkreises realisiert werden. Zudem werde der Aufbau der Infrastruktur für eine innovative Informationstechnik mit weiteren rund 750.000 Euro gefördert.
"Das Besucherzentrum ist für die touristische Erschließung des Ringheiligtums ein weiterer Meilenstein", sagte Gunnar Schellenberger, Landtagspräsident Sachsen-Anhalt, der sich seit Beginn der archäologischen Ausgrabungen für die Entwicklung der Rituallandschaft um das Ringheiligtum engagiert.
Allein 2021 fanden bis August über 32.000 Besucher den Weg nach Pömmelte. Seit 2017 haben rund 157.000 Menschen das Ringheiligtum besucht.
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