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Sachsen-AnhaltUmsetzung von 200-Millionen-Paket für Sanierung verzögert

07.03.2022, 06:36 Uhr
Schloss-Neuenburg
(Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/A)

Der Sanierungsstau an bedeutenden Kulturdenkmälern soll beseitigt werden. Um ein großangelegtes Investitionsprogramm wurde lange gerungen. Die Finanzierung ist schon lange geklärt - Ausschreibungen und Bautätigkeit lassen aber noch auf sich warten.

Leitzkau (dpa/sa) - Der Bund und das Land Sachsen-Anhalt stellen für die Sanierung bedeutender Kulturdenkmäler 200 Millionen Euro zur Verfügung - die Umsetzung des Sonderinvestitionsprogramms verzögert sich allerdings. Es gebe noch keine Förderbescheide, sagte der Generaldirektor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Christian Philipsen. Somit könnten noch keine Ausschreibungen veröffentlicht oder Aufträge vergeben werden. Aus der Staatskanzlei und dem Ministerium für Kultur hieß es, es seien noch Abstimmungen mit dem Bund zur Umsetzung der Bundesmittel notwendig gewesen. Diese seien nun abgeschlossen. Die Bescheide sollten noch im März zugestellt werden.

Die Vorbereitungen bei der Kulturstiftung liefen so weit wie möglich, sagte Philipsen. Mit dem Sonderinvestitionsprogramm sollen 200 Millionen Euro bis zum Jahr 2027 verbaut werden. Wie groß Summe und Aufgabe sind, zeigt der Vergleich zu den vergangenen 25 Jahren, in denen laut Philipsen zusammen 180 Millionen Euro zur Verfügung standen.

Der Generaldirektor wies darauf hin, dass es bereits zu erheblichen Verzögerungen gekommen ist. Ursprünglich habe das Programm im Jahr 2020 starten sollen, sei auf acht Jahre ausgelegt gewesen, nicht auf sechs. Aktuell suche die Kulturstiftung das nötige Personal für die riesige Aufgabe, sagte Philipsen. Es sei allerdings sehr schwierig, die nötigen Architekten, Ingenieure und Verwaltungsmitarbeiter zu finden. Von sechs ausgeschriebenen Stellen für leitende Architekten seien drei besetzt worden, zwei intern aus der Kulturstiftung, ein Mitarbeiter konnte extern gewonnen werden. Es gebe neue Ausschreibungen, kündigte Philipsen an. In der Summe würden fast 30 Personen gebraucht, bislang seien neun gewonnen worden.

An zehn Schlössern und Burgen sind umfangreiche Sanierungsarbeiten geplant. Zum Teil seien die Baugenehmigungen fertig, sagte der Generaldirektor. Die Planungen etwa für den Nordflügel von Schloss Leitzkau, dem Sitz der Stiftung, oder Arbeiten an der Moritzburg in Halle seien weit fortgeschritten. "Wenn das Geld kommt, können wir da sehr schnell beginnen."

Bei dem geplanten neuen Zentraldepot für die Sammlungen der Kulturstiftung hingegen stehe man am Anfang. Man müsse geeignete Flächen finden, technische und klimatische Anforderungen definieren. Allein für den Neubau sind 50 Millionen Euro eingeplant. In die Sanierung des Schlosses Neuenburg sollen 31 Millionen Euro fließen. Dort soll nicht nur die Burgmauer saniert werden, die gesamte Vorburg solle gestaltet werden, so dass für die Besucher ein Burgerlebnis entstehe. Dabei gehe es um einen sensiblen Umgang mit der Denkmalsubstanz, sagte Philipsen. Es sei sehr anspruchsvoll, den richtigen Planer zu finden. Wenn alles ideal laufe, könne bis Jahresende ein Architektenwettbewerb veröffentlicht werden.

Bei den Arbeiten mit den Denkmälern tritt immer wieder Unerwartetes zutage, das Pläne über den Haufen wirft, zu Zusatzkosten führt oder Maßnahmen verlängert. Bei der Sanierung des Spiegelsaals im Schloss Köthen etwa sei Hausschwamm gefunden worden und habe die Fertigstellung um eineinhalb Jahre verzögert, sagte Philipsen. "Wir müssen ständig reagieren."

Das war bislang oft das Prinzip der Bautätigkeit der Kulturstiftung, die für 19 Burgen, Schlösser, Dome und Klöster zuständig ist. "Wir sind immer noch beim Substanzerhalt", sagte Philipsen. Jüngst sei am Dom Halberstadt Gestein von einem Strebepfeiler auf der Südseite abgestürzt. Jetzt müsse der Pfeiler saniert werden, auch die anderen Pfeiler würden untersucht und saniert. Auf dem Plan habe das zuvor nicht gestanden. Der Etat für Baumaßnahmen außerhalb des Sonderinvestitionsprogramms lag 2021 bei rund fünf Millionen Euro.

Quelle: dpa

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