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Sachsen Immunologe: Regierung problembewusst bei Corona-Pandemie

Im Untersuchungsausschuss bescheinigt ein Fraunhofer-Experte der sächsischen Regierung umsichtiges Handeln. Doch bei der Impf-Aufklärung machte er nicht nur im Freistaat Schwächen aus.

Dresden (dpa/sn) - Im Corona-Untersuchungsausschuss im sächsischen Landtag hat der Immunologe Sebastian Ulbert das Vorgehen der Regierung im Freistaat positiv bewertet. "Ich habe das Handeln der sächsischen Regierung als sehr problembewusst wahrgenommen", sagte der stellvertretende Institutsleiter des Leipziger Fraunhofer-Instituts für Zellforschung und Immunologie. Das Kabinett habe ihn wenige Monate nach Beginn der Pandemie zur Beratung eingeladen. Ulberts Eindruck nach wurde das Virus bereits zu einem frühen Zeitpunkt sehr ernst genommen. 

An der Datenerhebung im Freistaat habe er keine Kritik. Sachsen sei bei der Forschung gut involviert gewesen. Als Beispiel nannte Ulbert die sachsenweite Corona-Feldstudie SaxoCOV, an der auch das Fraunhofer-Institut für Zellforschung und Immunologie in Leipzig beteiligt war. Die Absprache und Zusammenarbeit mit anderen Forschungsnetzwerken sei gut gelaufen.

Defizite vor allem bei der Impf-Kommunikation

Nachholbedarf bei den Vorbereitungen für die nächste Pandemie machte Ulbert im Bereich der Kommunikation aus. Er beschrieb besonders Schwächen bei der Aufklärung über die mRNA-Impfstofftechnologie, die bereits vor der Pandemie angewendet wurde, besonders im Bereich der Krebsforschung. Für Experten sei mRNA nicht neu gewesen, für die Bevölkerung allerdings schon. "Es ist sehr wichtig, solche Technologien mit einer guten Kommunikation zu begleiten, die auf die Vorteile und eventuellen Nachteile eingeht", sagte Ulbert.

Mit Blick auf den Verlauf der Corona-Pandemie in Sachsen wies Ulbert auf Landkreise hin, die zu den bundesweiten Spitzenreitern bei den Fallzahlen mit schweren Verläufen gehörten. Die dortige niedrige Impfbereitschaft habe auch Auswirkungen auf den Verlauf gehabt.

Laut Ulbert spielte dabei auch die Kommunikation eine Rolle. "Ich glaube nicht, dass man in Sachsen anders kommunizieren muss als in anderen Bundesländern", sagte der Immunologe. Aber insgesamt hätte man sich angesichts derart einschneidender Maßnahmen und der noch neuen Impfstofftechnologie mehr Mühe machen müssen, die Kommunikation verständlicher zu gestalten.

Ausschuss soll Sachsens Pandemiepolitik aufarbeiten

Der Untersuchungsausschuss war auf Betreiben der AfD-Fraktion eingesetzt worden. Er soll die Arbeit der sächsischen Regierung im Zusammenhang mit dem Coronavirus im Zeitraum von 2019 bis 2024 kritisch prüfen. Seit Beginn der Pandemie in Sachsen im März 2020 kamen hier rund 17.750 Menschen durch Covid-19 ums Leben. Neben dem U-Ausschuss kümmert sich in Sachsen auch eine Enquete-Kommission um die Aufarbeitung der Pandemie.

Quelle: dpa

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