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SachsenVor der Pandemie: Zunahme von Krebs-Neuerkrankungen

04.02.2022, 06:16 Uhr
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(Foto: Jan-Peter Kasper/dpa-Zentralbild)

Vor Corona gab es bei Krebs-Neuerkrankungen in Sachsen einen Anstieg. In der Pandemie scheuen Menschen den Gang zum Arzt oder in die Klinik, aus Angst vor einer Infektion. Mediziner schlagen zum Weltkrebstag Alarm.

Dresden (dpa/sn) - Die seit Jahren relativ konstante Zahl der jährlich registrierten Krebs-Neuerkrankungen hat sich 2019 - also vor Beginn der Corona-Pandemie - erhöht. In den aktuellsten vier klinischen Krebsregistern in Sachsen wurden insgesamt 31 861 Fälle registriert, wie die Leiterin der Gemeinsamen Geschäftsstelle, Daniela Piontek, auf Anfrage zum Weltkrebstag (Freitag) mitteilte. Das waren 1950 mehr als im Jahr davor. Gut 88 Prozent davon waren bösartige Neubildungen, in knapp 3749 Fällen handelte es sich um Krebsvorstufen und lokal begrenzte Tumore, die noch nicht gestreut hatten. Zu rund 45 Prozent waren Frauen betroffen und zu gut 55 Prozent Männer.

Bei den Männern sind vor allem Prostata, Bronchien, Lunge und Darm betroffen, bei Frauen dominiert Brustkrebs mit fast einem Drittel, gefolgt von Darm-, Bronchien- und Lungenkrebs. Dessen seit 2010 ansteigende Häufigkeit hat weiter zugenommen. "Die Rauchgewohnheiten haben sich verändert, die Frauen aufgeholt", sagte Piontek. Da die Erkrankung zeitverzögert auftrete, zeige sich der Trend der 1990er Jahre.

Für das Klinische Krebsregister übermitteln alle Ärzte, die solche Patienten betreuen, sowie Pathologen Daten zum Krankheits- und Behandlungsverlauf. Damit sollen Ärzte und Kliniken Wirksamkeit und Nutzen von Therapien bewerten und verbessern können.

Laut Piontek erkranken aktuell mehr Menschen an Hautkrebs als vor zehn Jahren, während die Zahlen beim Brustkrebs recht konstant sind. Zu den Tumoren mit vergleichsweise guter Prognose zählten maligne Melanome und Prostatakarzinome mit relativer Überlebenswahrscheinlichkeit von 97,1 und 94,9 Prozent. Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs lag diese 2019 bei 17,9 Prozent, bei Bronchial- und Lungenkrebs bei 27,5 Prozent - und damit jeweils etwas höher als 2018.

Wie sich die Corona-Pandemie auf Therapien auswirkt, wird erst untersucht, sagte Piontek. Nach Angaben der Onkologen des Helios Park-Klinikums Leipzig kommen Patienten erst mit fortgeschrittenen Tumorerkrankungen ins Krankenhaus, gehen aus Furcht vor Ansteckung erst sehr spät und mit stärkeren Beschwerden zum Arzt.

"Die Folgen dieser Verunsicherung sind dramatisch", sagte der Ärztliche Direktor Ulrich Halm. Einigen von ihnen könne trotz aller Expertise nur noch bedingt geholfen werden. Er appellierte an Betroffene, Termine zur Krebsvorsorge und -nachsorge wahrzunehmen und Behandlungen "auf keinen Fall" aufzuschieben.

Der Weltkrebstag findet zum 22. Mal statt. Die Deutsche Krebshilfe macht unter dem Motto "Versorgungslücken schließen" darauf aufmerksam, dass noch nicht alle Betroffenen in Deutschland den gleichen Zugang zu optimaler onkologischer Versorgung haben.

"Da es für Lungenkrebs kein Früherkennungsprogramm gibt, ist weiterhin die beste Vorsorge, nicht zu rauchen bzw. mit dem Rauchen aufzuhören", sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD). Neben Lungenkrebs reduziere sich dadurch auch das Risiko, an anderen mit Tabakkonsum verbundenen Krebsleiden zu erkranken. 2020 seien die oft durch Rauchen hervorgerufenen Krebserkrankungen der Atemwege die häufigste Krebsart mit Todesfolge gewesen und bundesweit seien mehr als 46.000 Menschen daran gestorben. "Demnach ist Rauchen der wichtigste vermeidbare Risikofaktor für die Entstehung von Krebs."

Die vier klinischen Krebsregister in Sachsen erheben Daten zur Diagnose und zum Verlauf von Krebserkrankungen und werten sie aus, damit die onkologische Versorgung in Sachsen stetig verbessert werden kann.

Quelle: dpa

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