SachsenWinzer im Elbtal lesen Eiswein

In der vorigen Saison fiel die Eiswein-Lese in Sachsen wegen der schlechten Ernte aus. Doch der jetzige Jahrgang ist besser - und das Wetter spielt ungewöhnlich früh auch mit.
Radebeul (dpa/sn) - Die Winzer im Elbtal bereiten sich auf die Lese einer seltenen Spezialität vor: Am frühen Sonntagmorgen soll es frostig genug werden, um Trauben für Eiswein ernten zu können. Die Wetterprognosen sagen von Sonnabend auf Sonntag strengen Nachtfrost um die minus acht Grad voraus.
Das Weingut Drei Herren will am Boselberg in Coswig zur traditionellen Eisweinlese ausrücken. Die Helfer müssen dafür früh aufstehen. Die Ernte solle um 4.30 Uhr beginnen, wenn die Trauben fast vollständig durchgefroren sind, teilte das Weingut mit.
Eisweinlese ein "seltenes Geschenk"
"Eine echte Eisweinlese ist inzwischen ein seltenes Geschenk", erklärte Außenbereichsleiter Tom Tzschoppe. "Durch die immer wärmeren Winter sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass wir solche Temperaturen überhaupt erreichen."
Auch Schloss Proschwitz hat Trauben für den Eiswein hängen lassen - und will am Sonntagmorgen von 5.00 Uhr bis 8.00 Uhr in Rottewitz ernten. Es handele sich dabei um die Königin der Rebsorten - den Riesling, sagte Betriebsleiter Björn Probst. Dieser eigne sich wegen seines Säurepotenzials sehr gut für Eiswein.
Sehr kleine Mengen werden hergestellt
Es werde "eine sehr begrenzte Menge" der Rarität hergestellt. "Wenn wir 500 Kilogramm ernten bei einem Auspressgrad von unter 50 Prozent, dann landen wir vielleicht bei 200 Litern", sagte Probst.
Im Staatsweingut Schloss Wackerbarth seien dagegen allen Trauben schon regulär geerntet worden, sagte Sprecher Martin Junge. Der Eiswein sei immer wie eine Lotterie - und man habe sich diesmal dagegen entschieden, auf die Spezialität zu setzen. Lediglich die Auszubildenden des Staatsweingutes hätten ein kleines Eiswein-Projekt. Dabei kämen einige wenige Flaschen heraus.
Vom vorherigen Jahrgang 2024 hatte es in Sachsen keinerlei Eiswein gegeben. Das lag an der dürftigen Ernte nach Frostschäden im Frühjahr - die Winzer hatten die geringen Mengen komplett für ihre Qualitätsweine genutzt.
Eisweinlese setzt Frost voraus
Eiswein gilt bei Weinkennern als Rarität. Für seine Herstellung ist Kälte von mindestens minus sieben Grad die Voraussetzung. Die gefrorenen Trauben werden geborgen und umgehend ausgepresst. Das Ergebnis ist ein hochwertiger, edelsüßer Wein.
Eine Eisweinlese muss bis zum 28. Februar des jeweiligen Erntejahres erfolgen. Danach dürfen laut Weingesetz keine Trauben mehr für die Eisweinproduktion verwendet werden, auch wenn die Temperaturen noch passen würden.
Dass es schon im November frostig genug für eine Eisweinlese ist, sei ungewöhnlich, sagte der Betriebsleiter von Schloss Proschwitz. Nachdem die Saison mit sehr wechselhaftem Wetter zu Ende gegangen sei, sei dies sehr positiv. Bis Januar hätten sich Trauben diesmal nicht gehalten, sagte Probst.