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Thüringen Hunderte Pflege-Nachbarschaftshelfer - Sorge vor Kürzungen

Fast 200.000 Menschen in Thüringen sind pflegebedürftig, die meisten werden in ihren heimischen vier Wänden betreut - oft auch von ehrenamtlichen Nachbarschaftshelfern.

Erfurt (dpa/th) - Hunderte Menschen kümmern sich in Thüringen ehrenamtlich in der Nachbarschaftshilfe um Pflegebedürftige, die zu Hause leben. Allein bei der AOK Plus als größter Pflegekasse sind rund 2.100 Nachbarschaftshelfer registriert, wie die Kasse auf Anfrage mitteilte. Bei der Barmer sind es 400. Nachbarschaftshelfer unterstützen die Pflegebedürftigen im Alltag, begleiten sie beispielsweise zum Arzt. 

Die Hilfe von registrierten und geschulten Helfern kann in bestimmtem Umfang aus Leistungen der Pflegeversicherung finanziert werden. Genutzt werden kann dafür der sogenannte Entlastungsbetrag von monatlich 131 Euro, auf den Menschen in häuslicher Pflege einen Anspruch haben. Angesichts der derzeit laufenden Debatte um die Finanzierung der Pflegeversicherung mehren sich in Thüringen die Sorgen, dass die Nachbarschaftshilfe Kürzungen zum Opfer fallen könnte. 

Sozialministerin Katharina Schenk (SPD) sieht Überlegungen etwa zur Einschränkung des Pflegegrades 1 kritisch. Leistungen müssten so ausgestaltet sein, dass Pflegebedürftige möglichst lange in ihrer häuslichen Umgebung gut aufgehoben seien, erklärte sie. Dazu gehörten Präventionsangebote und eine gute, niedrigschwellige Beratung, die alle erreiche.

Nachbarschaftshilfe in allen Pflegegraden möglich

Aus Sicht von Barmer-Landeschef Robert Büssow hätten Einschränkungen im Pflegegrad 1 hätten negative Auswirkungen auf die Nachbarschaftshilfe und die Zahl derer, die sie nutzen oder leisten. Nachbarschaftshilfe ist allerdings nicht auf den Pflegegrad 1 begrenzt, sondern kann in allen fünf Pflegegraden genutzt werden.

Die Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Reform der Pflegeversicherung hatte kürzlich mitgeteilt, dass sie grundsätzlich an Pflegegraden festhalten, die konkreten Leistungen überprüfen und vereinfachen will.

Schenk verwies darauf, dass die Nachbarschaftshilfe ganz wesentlich dazu beitrage, dass Menschen länger selbstbestimmt zu Hause leben könnten. Ein Streichen dieser Leistungen könne am Ende sogar dazu führen, dass Menschen schneller pflegebedürftiger werden und höhere Kosten entstehen. In Thüringen leben 194.000 Pflegebedürftige, davon sind 26.000 in den Pflegegrad 1 eingestuft.

Quelle: dpa

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