Kolumnen

Per Saldo Der Hathaway-Effekt

Sorgt Anne Hathaway für positive Schlagzeilen, dann freut sich die Investmentlegende Warren Buffett. Denn offensichtlich haben Algorithmen eine Schwäche für die hübsche Schauspielerin. Damit hat die Bezeichnung "attraktive Anlagestrategie" selbst bei Kursverlusten Sinn.

Anne Hathaway stößt bei Börsenrechnern auf großes Interesse.

Anne Hathaway stößt bei Börsenrechnern auf großes Interesse.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Wer denkt, Computer in Handelsräumen lesen keine Klatschmagazine, der irrt. Zumindest die Vertreter der Zunft, die für den automatisierten Börsenhandel verantwortlich sind, haben eine Leidenschaft für Promis.

Diese Entdeckung verdanken wir Dan Mirvish, seines Zeichens Regisseur und Blogger der "Huffington Post". Er hat eine erstaunliche Wechselbeziehung entdeckt: Wenn die Schauspielerin Anne Hathaway für Schlagzeilen sorgt, steigt der Aktienkurs der Beteiligungsfirma des US-Milliardärs Warren Buffett, Berkshire Hathaway. Beispiel gefällig? Am Freitag vor der jüngsten Oscarverleihung, die von Hathaway moderiert wurde, gewannen die Berkshire-Papiere zwei Prozent.

Mirvish führt weitere Beispiele an und hat für dieses merkwürdige Phänomen eine prima Erklärung: Der automatisierte Börsenhandel ist schuld.

Tatsächlich zeichnet dieser auf Algorithmen basierende Handel mittlerweile für den Großteil der Umsätze verantwortlich – und so mancher der verwendeten Algorithmen beruht, neben vielen anderen Dingen, auch auf Trends in den Nachrichten. Und wenn der Name Hathaway prominent auftaucht, ist der Kauf der entsprechenden Aktien eine sichere Wette. Dass die Schauspielerin außer ihrem Nachnamen nichts mit der Beteiligungsfirma gemein hat, wird von den Rechnern geflissentlich ignoriert.

Rechner lesen Twitter

Das wird wohl daran liegen, dass sie ihre Zeit lieber damit verbringen, im Kurznachrichtendienst Twitter zu stöbern. John Bullen von der Universität Cornell hat herausgefunden, dass die Stimmung der Twitter-Gemeinde das Auf und Ab des Dow Jones ein paar Tage vorwegnimmt. Dominieren beispielsweise Adjektive wie "verärgert", "genervt" oder "beunruhigt", dann wird der Dow mit hoher Wahrscheinlichkeit in Kürze Kursverluste verzeichnen.

Vor diesem Hintergrund ist den Computern wirklich alles zuzutrauen. Auch und gerade die Lektüre von Klatschmagazinen. Warren Buffett und seine Aktionäre können sich deshalb schon jetzt wieder einmal zufrieden lächelnd die Hände reiben: Mitte April kommt der Animationsfilm "Rio" in die amerikanischen Kinos – und Hathaway leiht einem Charakter ihre Stimme. Das kann nur heißen: steigende Kurse!

Wem die Berkshire-Aktie mit mehr als 127.000 Dollar zu teuer ist, der kann ja bei Rio Tinto zugreifen. Der Anteilsschein des Bergbaugiganten ist für lumpige 4,3 Pfund zu haben. Langfristig denkende Investoren sollten sich mit Caterpillar-Aktien (Börsenkürzel: Cat) eindecken. Schließlich spielt Hathaway im neuen Batman niemand geringeren als … Catwoman! Wenn das die einschlägigen Magazine nicht dominiert, was dann? Und sollte Harrison Ford sein Comeback als Indiana Jones geben, schreit das geradezu nach einem Kauf von Aktien des gleichnamigen Automobilherstellers.

Na klar, diese Investmentstrategie hat ihre Tücken – aber welche hat das nicht? Es macht doch viel mehr Freude, in der bunten Presse nach Investmentchancen zu suchen, als dröge Bilanzberichte durchzublättern oder in diversen Foren nach vermeintlich todsicheren Tipps Ausschau zu halten. Und Anne Hathaway sieht sehr viel besser aus als Warren Buffett.

Quelle: ntv.de

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