BayernLB versenkt Milliarden Huber in Erklärungsnot
03.04.2008, 17:59 UhrDie internationale Kreditkrise hat die BayernLB mit Belastungen von bisher 4,3 Mrd. Euro weit härter getroffen als bisher angenommen. Insgesamt 2,3 Mrd. Euro der Abschreibungen schlagen auf das Ergebnis der Bank durch, wie die BayernLB am Donnerstag in München mitteilte. An echten Zahlungsausfällen seien bisher rund 100 Mio. Euro verbucht worden. Die Krise bei der BayernLB könnte dem bayerischen Finanzminister Erwin Huber das Amt kosten.
"Was letztlich tatsächlich ausfallen wird, weiß heute niemand", sagte der neue BayernLB-Chef Michael Kemmer. Man nehme die Finanzmarktkrise sehr ernst, "auch wenn wir keine unmittelbare Bedrohung unserer Bank erkennen können." Mit den Anteilseignern Freistaat Bayern und den bayerischen Sparkassen werde an einer Lösung gearbeitet.
Zunächst hatte die BayernLB ihre Belastungen aus der Finanzkrise auf 1,9 Mrd. Euro für das Jahr 2007 beziffert, aber bereits angekündigt, dass es zu weiteren Korrekturen kommen werde. Nach der Bekanntgabe der ersten Einschätzung hatte der frühere BayernLB-Chef Werner Schmidt seinen Posten räumen müssen. Die Spekulationen um die BayernLB sorgen seit Wochen auch für politischen Zündstoff in Bayern. Auf Druck der Opposition hat der bayerische Landtag am Donnerstag einen Untersuchungsausschuss zur Krise der BayernLB eingesetzt. Auf diese Weise wollen SPD und Grüne klären, wann Finanzminister Erwin Huber von den Milliardenbelastungen der bayerischen Landesbank erfahren hat. Sie werfen dem CSU-Chef vor, das Landesparlament und die Öffentlichkeit über Monate hinweg belogen zu haben und fordern deshalb seinen Rücktritt. Huber ist auch stellvertretender Vorsitzender des BayernLB-Verwaltungsrats. Der Ausschuss soll seine Arbeit am kommenden Donnerstag aufnehmen. Vorsitzender wird Peter Welnhofer (CSU).
Insgesamt bezifferte die Bank das Volumen ihrer von Abwertung bedrohten Wertpapierbestände auf 24 Mrd. Euro. Ähnlich wie die WestLB plant die BayernLB, dieses Portfolio in eine Zweckgesellschaft auszugliedern und gegen Ausfallrisiken von bis zu 6 Mrd. Euro abzuschirmen. Davon würden auf die Bank selbst 1,2 Mrd. Euro als Selbstbehalt entfallen, für die übrigen 4,8 Mrd. Euro könnten den Plänen zufolge die Gesellschafter garantieren, also der Freistaat Bayern und die Sparkassen. Man stehe bereits in Kontakt mit der EU-Kommission, sagte Bankchef Kemmer.
"Was kommt, weiß niemand"
Derzeit stellt sich die Bank auf einen maximalen Zahlungsausfall von 1,2 Mrd. Euro ein. Kemmer räumte aber ein: "Was letztlich kommt, weiß niemand. Auch die 1,2 Mrd. Euro basieren auf Modellrechnungen mit aus heutiger Sicht plausiblen Parametern." Zugleich verteidigte der BayernLB-Chef die Anlagestrategie der Bank. "Lassen Sie mich dem oft verbreiteten Eindruck entgegenwirken, dass sich die Bank hier auf ein Feld begeben hätte, auf dem sie eigentlich nichts verloren hat." Die Bank habe sich nach bestem Wissen mit Papieren guter Qualität eingedeckt. Das Problem sei weniger die mangelnde Qualität der Anlagen gewesen, "sondern die Tatsache, dass es für diese Papiere keinen Markt mehr gibt".
Rund 2,3 Mrd. Euro der bisher insgesamt 4,3 Mrd. Euro an Wertminderungen fielen bis Jahresende 2007 an, die übrigen 2 Mrd. Euro im ersten Quartal dieses Jahres. Auf das Jahresergebnis 2007 drückten die Belastungen mit 1,2 Mrd. Euro. Unter dem Strich brach das Ergebnis der Bank so von 989 Mio. Euro im Vorjahr auf 175 Mio. Euro ein. Das Ergebnis des ersten Quartals schmälerten die Belastungen um 1,1 Mrd. Euro.
Risikomanager gefeuert
Unterdessen haben die Mrd.-Belastungen einen weiteren BayernLB-Manager das Amt gekostet. Der Verwaltungsrat der Bank beschloss in seiner Sitzung am Vorabend die Abberufung des für das Risikomanagement zuständigen Vorstands Gerhard Gribkowsky mit sofortiger Wirkung. Gribkowskys Aufgaben übernimmt sein Kollege Ralph Schmidt. Zu den Hintergründen der Entscheidung wollte sich Kemmer nicht äußern. "Das sind Themen, die wir in der Öffentlichkeit nicht diskutieren sollten. Wie meistens in solchen Fällen hat es aber ein Bündel von Ursachen."
IKB bleibt ein Thema
Ungeachtet der Turbulenzen prüfe die BayernLB aber weiter eine Übernahme der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB, sagte Kemmer. "Wir wollen im Mittelstand wachsen und die IKB ist auf dem Markt. Es wäre also fahrlässig, sich so etwas nicht anzuschauen." Ob es tatsächlich zum Kauf komme, sei aber noch völlig offen. Eine mögliche Fusion der BayernLB mit der Landesbank Baden-Württemberg LBBW liegt indes auf Eis. "Das ist im gesamten Jahr 2008 kein Thema." Im Augenblick gehe es darum, die Bank wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringe und "Hausaufgaben zu machen". Dazu zählen auch Kosteneinsparungen in Höhe von 150 Mio. Euro in den nächsten zwei Jahren. Ob dies auch einen Stellenabbau bedeutet, ließ Kemmer offen.
Quelle: ntv.de