Frage & Antwort Warum stechen Mücken meist abends?
27.07.2007, 17:00 Uhr
Spreewald - ein Paradies, auch für Mücken.
(Foto: picture-alliance/ ZB)
Warum attackieren uns Mücken immer am Abend? (fragt Jan Reichardt aus Berlin)
Tatsächlich: Stechalarm ist angesagt. Die Hitze und Feuchtigkeit des Sommers schaffen ideale Brutbedingungen für die surrenden Plagegeister. Zurzeit wächst alle zehn bis zwölf Tage eine neue Mückengeneration heran. Doch auch, wenn unsere Angreifer in der Überzahl sind, kann von einer Mückenplage nicht die Rede sein. Fest steht aber: Die Mückenwelt hat es rund um die Uhr auf uns abgesehen.
Und doch lauern uns die Insekten mancherorts besonders am Abend auf. Die Blutsauger scheiden sich nämlich in tagaktive einerseits und nachtaktive andererseits. Grundsätzlich attackieren uns Mücken "immer dann, wenn sie aktiv sind", erklärt Professor Ernst-Gerhard Burmeister, stellvertretender Direktor der Zoologischen Staatssammlung München und Leiter der Abteilung für Insektenkunde.
Tagaktive Mücken sind zum Beispiel die Überschwemmungsmücken, die sich in Feuchtgebieten, in Auen und an Seen ansiedeln. In Dämmerung und Dunkelheit dagegen machen vorwiegend die so genannten Hausmücken Jagd auf uns. Sie leben bevorzugt im Bereich menschlicher Siedlungen. Tagsüber verstecken sich diese Mücken. "Sie würden sonst im Laufe eines Sommertages zu sehr aufgeheizt werden", sagt Burmeister. Mit der Dämmerung setzt bei den Hausmücken dann der Hunger ein. Während der Speiseplan der Männchen Pflanzensäfte vorsieht, gelüstet es die Weibchen nach etwas anderem: nach einer saftigen Blutmahlzeit. Die Weibchen brauchen nämlich Protein für die Eier.
Und wie finden Mücken ihre Opfer?
Doch ihre Beute muss die Mücke erst einmal finden. Wie schafft sie das? Es ist nicht etwa Licht, das Mücken abends in unsere Wohnungen lockt. "Nachtaktive Mücken meiden das Licht", sagt Burmeister. "Unsere Ausdünstungen, unser Schweiß, und das CO2, das wir ausatmen, sind es, was Mücken anzieht", erklärt der Experte. Und davon können die Tiere selbst kleinste Mengen wahrnehmen.

Hier können sich die Mücken prächtig entwickeln.
Hat die Mücke ihr Opfer aufgespürt, startet sie den Angriff. Schließlich versenkt sie ihren Rüssel bis zur Hälfte in der Haut des Blutspenders. Die Chancen, auf diese Weise eine Kapillare anzustechen, stehen gut. Und dann heißt es saugen, saugen, saugen, und zwar zwei bis drei Minuten lang. Gleichzeitig injiziert die Mücke Speichel. Der nämlich hemmt die Blutgerinnung und bewirkt, dass das Blut leichter in den Stechrüssel fließt. Das im Speichel enthaltene Histamin ist es sehr wahrscheinlich, was das Opfer spätestens nach einigen Minuten auf den Stich aufmerksam macht - durch Juckreiz. Wer eine Mücke beim Stechen erschlägt, riskiert, dass der Juckreiz zunimmt. Denn durch den Schlag wird unter Umständen eine größere Menge Speichel injiziert.
Auch wenn uns Mücken nerven und oft genug für schlaflose Nächte sorgen, spielt die Insektengruppe eine bedeutende Rolle für das Ökosystem. Mücken und ihre Larven sind wichtige Beute für andere Tiere. So sind Spinnen, Fische, Amphibien, Libellen, Fledermäuse und Vögel auf Mücken angewiesen. Außerdem filtrieren die Larven das Gewässer, in dem sie sich entwickeln.
Um sich vor den blutgierigen Insekten zu schützen, helfen am besten lange Kleidung und Fliegengitter. Da Mücken ihre Eier gern in stehenden Gewässern ablegen und die können noch so klein sein empfiehlt es sich, Regentonnen zu verschließen und zum Beispiel das Wasser in Blumenvasen regelmäßig auszutauschen. Von Insektengiften raten Experten ab. Die Nebenwirkungen der Gifte sind riskanter als die Mückenstiche selbst. Außerdem gibt es natürlich viele Mittel zum Auftragen auf die Haut. Lückenlos aufgetragen, verderben sie den Mücken den Appetit. Gut so. Denn dann macht die Mücke die Fliege.
Quelle: ntv.de