Frage & Antwort

Frage & Antwort, Nr. 280 Warum wird Pastis trüb?

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"Cafétisch mit Absinth" von Vincent van Gogh aus dem Jahre 1887. Absinth war der Vorläufer vom Pastis. Als Absinth 1915 verboten wurde, stellten Bauern in der Provence als Ersatz Pastis her. "Pastiche" heißt auf Deutsch "Nachahmung".

Wir kommen gerade aus dem Frankreich-Urlaub zurück, und ich habe mir dort gelegentlich einen Pastis gegönnt. Nun möchte ich wissen: Warum wird der eigentlich so trüb, sobald man ihn mit Wasser verdünnt? (fragt Ingo P. aus Bremen)

Ein Teil Pastis, dazu fünf bis sechs Teile Wasser: In diesem Mischungsverhältnis wird der Anisschnaps getrunken. Pur in der Flasche und bei Zimmertemperatur aufbewahrt, ist Pastis klar und durchsichtig. Doch kaum kommt er im Glas mit Wasser in Berührung, wird die Flüssigkeit milchig-trübe. Gleiches lässt sich auch bei Ouzo und Rakı beobachten. Ebenso wie der französische Pastis, enthalten auch sein griechisches und türkisches Pendant Anis. Und mit diesem Gewürz hängt die Trübung zusammen.

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Auch hier lässt sich der Louche-Effekt beobachten: Dieser Ouzo kommt aus dem Kühlschrank.

In Anis stecken nämlich ätherische Öle, welche sich in Alkohol lösen, in Wasser aber kaum oder gar nicht löslich sind. Gibt man zu den Schnäpsen Wasser hinzu, bildet sich daher ein Gemisch. In Form unzähliger kleiner Tröpfchen verteilen sich die ätherischen Öle im Wasser. Eine Emulsion ist entstanden.

Dass damit eine Trübung einhergeht, ist reine Physik: An den Grenzflächen zwischen Wasser und Öltropfen wird das Licht gestreut. Prompt fehlt uns der Durchblick. Eine chemische Reaktion braucht es dafür nicht.

Das Anisschnaps-Phänomen hat übrigens sogar einen Namen: Man spricht vom Louche-Effekt. Louche, ein französisches Wort, bedeutet undurchsichtig, zwielichtig. Der Effekt tritt auch auf, wenn Pastis, Rakı & Co gut gekühlt werden. Bei tiefen Temperaturen sinkt nämlich das Lösungsvermögen von Alkohol, sodass die ätherischen Öle dann auch ohne Zugabe von Wasser Tröpfchen bilden.

Je mehr Öle in dem Schnaps enthalten sind, und das wiederum heißt, je höher der Anisgehalt ist, umso ausgeprägter ist der Louche-Effekt. Daher ist der Grad der Trübung ein Zeichen für Qualität. Je milchiger, umso besser. Dann ist es ein Anisschnaps, der diese Bezeichnung verdient.

Quelle: ntv.de

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