Frage & Antwort

Frage & Antwort, Nr. 247 Wie feucht ist die Luft bei Regen?

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Ganz schön nass. Die Luftfeuchtigkeit ist aber womöglich dennoch weit geringer als bei Nebel.

(Foto: picture alliance / dpa)

Wir kennen das: Es schüttet wie aus Eimern, wer ohne Regenkleidung oder Schirm unterwegs ist, hat verloren. Nasser geht es nicht. Und dennoch - das zeigt ein Blick auf die Wetterdaten - beträgt die Luftfeuchtigkeit nur 80 Prozent. Warum eigentlich? Wie nass muss es sein, damit es auch 100 Prozent feucht ist?

Bei der Wettervorhersage ist mir schon häufiger aufgefallen, dass die Luftfeuchtigkeit selbst bei Regen nicht 100 Prozent beträgt. Wie kann das sein? Kann der Wert überhaupt jemals 100 Prozent erreichen? Und wenn ja - wann? (fragt Konstantin B. aus Dortmund)

Es mag überraschen, aber wenn es draußen nass ist, heißt das eben nicht unbedingt, dass die Luftfeuchtigkeit besonders hoch ist. Von hoher Luftfeuchtigkeit sprechen Meteorologen nicht dann, wenn es stark regnet, sondern wenn viel Wasserdampf in der Luft liegt. "Die Feuchtigkeit der Luft entsteht durch die Verdunstung über der Erdoberfläche", erklärt n-tv-Meteorologe Björn Alexander. Wenn also zum Beispiel nach einem Regenguss das Wasser verdampft und aufsteigt, ist die Luftfeuchtigkeit hoch. Maßgeblich ist hier das Wasser in seinem gasförmigen Zustand.

"Das Gros der Luftfeuchtigkeit entsteht über den Weltmeeren", sagt Alexander. Und noch etwas ist auffällig, wenn man sich anschaut, wie die Verdunstung von Wasser über den Erdball verteilt ist: "Über den tropisch warmen Bereichen", so der Experte, "bildet sich natürlich deutlich mehr Wasserdampf als über den Polen." Das ist auch spürbar. Denn feuchte Luft macht sich für uns unter anderem durch Schwüle bemerkbar. Und schwül ist es eben nicht in arktischen Gefilden, sondern ganz besonders im Regenwald – oder auch in unseren Breiten, kurz vor einem Sommergewitter.

Temperatur bestimmt die Sättigung

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Regenwald: Hier sorgt feuchte Luft für Schwüle.

(Foto: picture alliance / dpa)

Schwül wird es dort, wo es warm ist. Je wärmer es ist, umso mehr Wasserdampf kann die Atmosphäre nämlich aufnehmen. Die maximal mögliche Menge an Wasserdampf in der Luft ist bei jeder Temperatur eine andere. Je wärmer es ist, umso später ist der Punkt erreicht, an dem die Luft mit Wasserdampf gesättigt ist.

Angaben zur Luftfeuchtigkeit berücksichtigen diesen Umstand meist: Oft gibt man die sogenannte relative Luftfeuchtigkeit an. Die Prozentzahl beschreibt dann das Verhältnis der vorhandenen Feuchte zu der bei dieser Temperatur möglichen Feuchte. "So lässt sich", wie Alexander erklärt, "erkennen, wie viel bis zum Erreichen der maximalen Sättigung noch fehlt. In Wolken geht der Wert Richtung 100 Prozent, sehr trocken hingegen ist Luft mit einer relativen Feuchte von 35 Prozent." Doch die Temperatur macht eben den Unterschied: Eine bei 10 Grad Celsius völlig gesättigte Luft (100 Prozent) hat bei 20 Grad Celsius eine relative Feuchte von nicht einmal 50 Prozent und ist dann vergleichsweise trocken.

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Wasserdampf: Wie viel kann die Luft bei welcher Temperatur aufnehmen? Die Grafik gibt Auskunft.

(Foto: Markus Schweiß/Wikipedia/CC BY-SA 3.0)

Verdunstungsvorgänge lassen sich natürlich auch im Alltag beobachten: Dass Wäsche trocknet, Pfützen verschwinden und Lebensmittel hart werden, liegt an der Verdunstung. Sie kann aber nur stattfinden, solange die Luft ungesättigt ist und die relative Feuchtigkeit unter 100 Prozent liegt.

Nebel ist feucht, Regen nicht unbedingt

Ist dieser Wert dagegen bei einer bestimmten Temperatur erreicht und es wird kälter, so entsteht Nebel. Denn dann kommt es zur Kondensation. Während die Luftfeuchtigkeit zunächst unsichtbar war, verdichtet sie sich nun zu sichtbaren Tropfen.

Mit einem kleinen Experiment lässt sich dieser Vorgang zu Hause rekonstruieren: Man lege einen Handspiegel für ein paar Minuten in den Kühlschrank, hole ihn raus und hauche ihn an. Was nun passiert, lässt sich leicht erklären: Der feuchtwarme Atem kühlt ab, wenn er auf den kalten Spiegel trifft. Da kühlere Luft aber weniger Wasser aufnehmen kann, kondensiert die überschüssige Menge aus. Sie schlägt sich als Feuchtigkeitsfilm auf dem Spiegel nieder.

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Nebelzeit: Im Herbst und frühen Winter ist die relative Luftfeuchtigkeit am höchsten.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nebel tritt also deshalb so oft am Abend oder in der Nacht auf, weil das die Tageszeit ist, zu der sich warme und feuchte Luft abkühlt. Das gilt besonders im Herbst, wenn es im Übergang vom Sommer zum Winter immer kälter wird. Dann bildet die aus dem Erdboden aufsteigende Feuchtigkeit Nebel.

Für die Entstehung von Regen dagegen sind sogenannte Kondensationskerne nötig. "Das sind Partikel, die es Wassertröpfchen ermöglichen, sich um sie herum zu sammeln", sagt n-tv-Wetterexperte Alexander. "Regen entsteht in den Wolken. Haben sich dort – vereinfacht gesagt – genügend Wassertröpfchen an einen Kondensationskern gehängt, dann fällt dieser als Regentropfen zur Erde."

Die Luft am Boden ist zu diesem Zeitpunkt aber nicht zwangsläufig mit Wasserdampf gesättigt. Nur die Wolke oben am Himmel.

Übrigens: Die Luftfeuchtigkeit ist ein wesentlicher Faktor im Strahlungshaushalt der Erde. Wolken reflektieren Sonnenenergie in den Weltraum, werfen andererseits aber auch die vom Boden kommende Wärmestrahlung zurück. Wasserdampf ist daher das bedeutendste Treibhausgas.

Quelle: ntv.de

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