Panorama

Jahr des Drachens Asien steht vor Babyboom

Kein Drachen-Kind: Auf dem Neujahrsmarkt im Viktoriapark in Hongkong.

Kein Drachen-Kind: Auf dem Neujahrsmarkt im Viktoriapark in Hongkong.

(Foto: dpa)

Drachen-Kinder sollen mit Mut und Weisheit gesegnet sein und der ganzen Familie Glück bringen - so will es die chinesische Astrologie. Wenn am Montag nach zwölf Jahren wieder das Jahr des Drachen anbricht, wird es daher in Asien einen wahren Babyboom auslösen. Hongkong befürchtet einen Ansturm, Singapur freut sich auf Zuwachs.

Cassandra Cheong ist in der 39. Woche schwanger. Ihre Tochter soll in ein oder zwei Wochen zur Welt kommen und wird damit ein "Drachen-Baby". "Natürlich bin ich glücklich", sagt die 26-Jährige lächelnd nach einem Untersuchungstermin in einer Klinik von Singapur. "Aber meine Mutter und die älteren Verwandten sind noch aufgeregter als ich."

Das Jahr des Drachen gilt als das verheißungsvollste im Mondkalender, weil der Drache, Symbol der alten Kaiser, unter den zwölf Tieren des chinesischen Zyklus das einzige Fabelwesen ist. Bis zum 2. Mai sollte ein Kind nach Berechnungen der Ärzte gezeugt werden, damit es vor Ende des Mondjahres am 9. Februar 2013 das Licht der Welt erblickt.

In den vergangenen Drachen-Jahren stiegen in China und anderen Ländern mit hohem ethnisch-chinesischen Bevölkerungsanteil wie Taiwan und Singapur die Geburtenraten steil an. Dieses Mal rechnet die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua mit einem Anstieg von fünf Prozent in China, was die Bevölkerungszahl von 1,3 Milliarden trotz Ein-Kind-Politik weiter in die Höhe treibt. "Es wird Werbeaktionen geben wie 'Gebären Sie Ihr Kind in diesem besonderen Jahr in diesem besonderen Krankenhaus'", sagt Masud Afnan, Chefarzt für Geburtshilfe an der Pekinger Privatklinik United Family Hospital.

Hongkong setzt Quote fest

Viele chinesische Mütter vom Festland versuchen auch, ihr Kind im halbautonomen Hongkong zur Welt zu bringen, um Wohnrecht und Bildungschancen zu erlangen und die Ein-Kind-Politik Chinas zu umgehen. Die Behörden dort setzten deshalb bereits Obergrenzen fest: In staatlichen Krankenhäusern sollen 2012 nicht mehr als 3400 Kinder von Müttern aus dem übrigen China und dem Ausland zur Welt kommen, in Privatkliniken 31.000. Dies geschehe, um "den Einwohnern Hongkongs Priorität einzuräumen", sagt ein Sprecher der Gesundheitsbehörde.

Hongkonger Mütter berichten schon jetzt von Problemen: "Ich kann nicht in meine bevorzugte Privatklinik zur Geburt, obwohl ich bereit bin, dafür zu zahlen", sagt die 38-jährige Michele Lee, die im April ihr zweites Kind erwartet. Als sie sich gleich zu Beginn ihrer Schwangerschaft anmelden wollte, war die Klink zum Geburtstermin bereits ausgebucht.

Berichten zufolge mieten schwangere Chinesinnen schon Monate vor der Geburt Wohnungen an, um eine Hongkonger Adresse zu haben. Andere wollen als Notfall die Geburtshilfe in Hongkonger Kliniken erzwingen. Im Jahr des Drachen 2000 wurden in Hongkong 54.134 Geburten und damit 5,6 Prozent mehr als im Vorjahr registriert. Cheung Tak Hong, Chef-Gynäkologe im staatlichen Prince of Wales-Krankenhaus nahe der chinesischen Grenze, rechnet in diesem Jahr mit bis zu 100.000 Geburten in der Sonderwirtschaftszone: "Solche Zahlen verkraften wir nicht."

Dem Stadtstaat Singapur, wo die Fruchtbarkeitsrate im Jahr 2010 auf ein Rekordtief von 1,15 Kinder pro Frau fiel, kommt das Jahr des Drachen dagegen gelegen. "Das wird vorübergehend helfen", sagt die Soziologin Shirley Sun von der Technischen Universität Nanyang. Statistiken zufolge nahmen die Geburten in den Drachen-Jahren 2000 und 1988 im schnell alternden Singapur jeweils um mehr als zehn Prozent zu.

Quelle: ntv.de, Philip Lim, AFP

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