"Die eine oder andere Watsch'n" Bischof Mixa erinnert sich
16.04.2010, 21:20 UhrAngesichts immer weiterer Vorwürfe meldet sich nun Bischof Mixa zu Wort. "Die eine oder andere Watsch'n" könne er nicht ausschließen, so Mixa. "Falls es zu Ohrfeigen gekommen sein sollte, bedauere ich das heute aufrichtig." Immer öfter wird der Rücktritt des Augsburger Bischofs gefordert.

In der Kritik: Bischof Mixa.
(Foto: dpa)
Der wegen Prügelvorwürfen in der Kritik stehende Augsburger Bischof Walter Mixa hat erstmals eingeräumt, in seiner Zeit als Stadtpfarrer Kinder und Jugendliche möglicherweise geschlagen zu haben. "Wenn jetzt das Thema auf die Frage nach Ohrfeigen zugespitzt wird, will ich ganz ehrlich sagen, dass ich als langjähriger Lehrer und Stadtpfarrer im Umgang mit sehr vielen Jugendlichen die eine oder andere Watsch'n von vor zwanzig oder dreißig Jahren natürlich nicht ausschließen kann", sagte Mixa. "Das war damals vollkommen normal und alle Lehrer und Schüler dieser Generation wissen das auch", fügte er hinzu.
Der Bischof drückte dabei sein Bedauern aus. "Falls es zu Ohrfeigen gekommen sein sollte, bedauere ich das heute aufrichtig", sagte er. Zugleich wandte sich Mixa gegen die Vorwürfe ehemaliger Heimkinder, die ihm schwere körperliche Züchtigungen vorwerfen. Er habe "von Anfang an klar gesagt, dass ich zu keinem Zeitpunkt körperliche Gewalt gegen Kinder und Jugendliche angewandt habe. Dazu stehe ich auch".
Bei den Prügelvorwürfen sei es "um schwere körperliche Züchtigungen" gegangen. "Solche hat es durch mich nie gegeben", betonte der Bischof. Mixa erklärte sich zugleich bereit, mit denjenigen, die Vorwürfe gegen ihn erhoben hatten, zu sprechen.
Rücktritt gefordert
Der SPD-Politiker und Landtagsvizepräsident Franz Maget und die Grünen forderten Mixas Rücktritt. Der Bischof habe zu den Vorwürfen, Heimkinder geschlagen zu haben, mehrfach gelogen, sagte Grünen- Fraktionschefin Renate Künast nach Angaben der Bundestagsfraktion. "Besonders perfide" von Mixa sei es, sich mit der Behauptung rein waschen zu wollen, Ohrfeigen seien normal und das hätten alle so gemacht. Mixa habe den letzten Rest an Glaubwürdigkeit verspielt.
Maget forderte als Vorsitzender des Münchner Vereins "Kirche und SPD", Mixa solle sein Amt zumindest bis zur Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe der Kindesmisshandlung und finanzieller Unregelmäßigkeiten ruhen lassen. "Jeder Bischof hat das Recht, jederzeit sein Amt niederzulegen, davon sollte Bischof Mixa jetzt Gebrauch machen, um weiteren Schaden von der katholischen Kirche abzuwenden", sagte Maget.
Die größte Tageszeitung im Gebiet des Augsburger Bistums (Auflage: 350.000 mit Heimatzeitungen) schreibt in ihrem Leitartikel: "Auch mit einem nüchternen, unvoreingenommenen Blick kann man nicht mehr daran vorbeisehen, dass dem Bischof nur noch der Rücktritt bleibt."
Das Blatt fragt: "Wie weit will man es kommen lassen? Wie viele Katholiken werden noch austreten?" Wenn der Bischof im Bistum Augsburg mehr hinterlassen wolle als verbrannte Erde, sei es für den Rücktritt höchste Zeit. "Mit jedem Tag nimmt die Kirche größeren Schaden. Das Recht des Bischofs auf sein Amt findet seine Grenze dort, wo er dem ihm anvertrauten Bistum mehr schadet als nutzt."
Ermittlungen gegen Mixa
Ermittlungen des Sonderbeauftragten Sebastian Knott haben Tätlichkeiten Mixas als damaliger Stadtpfarrer bestätigt. In einer eidesstattlichen Erklärung habe ein ehemaliges Heimkind erklärt, ihm sei im Jahr 1976 vom damaligen Stadtpfarrer "mit voller Wucht ins Gesicht" geschlagen worden. Das berichtete Knott in Schrobenhausen. Der Betroffene sei als 16-Jähriger vom Heim weggelaufen und von der Polizei zurückgebracht worden. Ein anderes Heimkind berichtete, im Zeitraum von 1990 bis 1997 von Mixa eine Ohrfeige bekommen zu haben.
des katholischen Kinderheimes in Schrobenhausen hatten gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" schwere Anschuldigungen gegen Mixa erhoben und ihm unter anderem vorgeworfen, Heimkinder auch mit dem Stock geschlagen zu haben. Die ehemaligen Heimkinder zeigten sich zugleich bereit, ihre Anschuldigungen gegen Mixa, der damals Stadtpfarrer von Schrobenhausen war, unter Eid vor Gericht zu bezeugen.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa