Spielzeug als "Waffe"Elfjähriger führt Sicherheitsexperten vor

Früher waren Teddys einfach nur kuschelig. Heute haben sie Bluetooth und sagen den Eltern, wo ihr Kind gerade spielt. Das klingt cool, ist aber auch nicht ungefährlich, wie ein Elfjähriger vielen Cyber-Experten eindrucksvoll zeigt.
Reuben Paul ist elf Jahre alt und geht in die sechste Klasse. Der Junge aus Austin im US-Bundesstaat Texas ist ein "Digital Native", also mit Smartphone und Internet aufgewachsen. Offenbar hat er dabei schon besser als mancher Experte verstanden, wozu die schöne neue Technikwelt auch in der Lage ist.
Auf einer Konferenz von Cyber-Sicherheitsexperten in den Niederlanden hackte der Elfjährige die Bluetooth-Geräte der anwesenden Experten, berichtet der britische "Guardian". Dabei ging es weniger um den Spaß, dass auch Fachleute anfällig für Cyberangriffe sind. Vielmehr wollte Reuben zeigen, wie schnell aus miteinander verbundenen intelligenten Spielzeugen Waffen werden können.
Für den Coup bediente sich der Junge seines Roboter-Teddys Bob. Dann scannte er mit dem kreditkartengroßen Einplatinencomputer Raspberry Pi über seinen Laptop die Kongresshalle in Den Haag auf verfügbare Bluetooth-Geräte. Zur Überraschung der Experten, aber auch zu der des Jungen, wurden Dutzende Geräte angezeigt.
Mit der Computersprache Python hackte er dann über eines der gefundenen Geräte seinen Teddy. Damit schaltete er das Licht an und nahm eine Audio-Botschaft auf. "Die meisten mit dem Internet verbundenen Sachen haben eine Bluetooth-Funktionalität", sagte er später über seine Idee. Haushaltsgeräte, Autos, alles aus dem Internet der Dinge könne prinzipiell dazu verwendet werden, "uns auszuspionieren oder uns zu schaden".
Verdrängte Schwachstellen
So könne man private Passwörter stehlen, jemanden aus der Ferne überwachen oder per GPS seinen Aufenthaltsort bestimmen. Ein Spielzeug könnte sagen: "Triff mich dort, ich hole dich ab."
Reubens Computeraffinität kommt nicht von ungefähr. Sein Vater, Mano Paul, ist IT-Experte. Schon mit sechs Jahren habe sein Sohn ein Verständnis für Algorithmen entwickelt. Irgendwann habe Reuben sein Spielzeugauto gehackt. Inzwischen sei er bei komplizierteren Dingen angekommen.
Mano Paul sagte, er sei entsetzt gewesen, welche Schwachstellen digitales Spielzeug habe. "Es bedeutet, dass meine Kinder mit Zeitbomben spielen, die jemand, der schlecht oder bösartig ist, jederzeit ausnutzen kann." Reuben, der auch bereits den Schwarzen Gürtel in Kung Fu hat, gründete inzwischen mit Hilfe seiner Eltern die gemeinnützige Organisation CyberShaolin. So will er Kinder und Erwachsene besser über Cyber-Sicherheit informieren.