Wintersturm fegt über Schottland"Friedhelm" bleibt friedlich
Viel Wind, aber sonst ist wenig passiert - die Bilanz des ersten Dezembersturms über Deutschland fällt glimpflich aus. Allerdings bricht der Verkehr nach Helgoland ab. Die nordfriesischen Halligen melden Land unter. Heftiger trifft es allerdings Schottland.
"Friedhelm" ist nicht so stürmisch übers Land gefegt wie erwartet: Bei Windgeschwindigkeiten von gut 100 Kilometern in der Stunde richtete das Sturmtief in der Nacht geringe Schäden an. Verletzt wurde nach Angaben der Polizei niemand. Auch nach dem ersten Dezembersturm soll es zunächst windig und nasskalt bleiben.
Im Norden wurde der Zugverkehr behindert, weil am Rand von Bremen ein Baum auf die Bahnstrecke zwischen Burg und Vegesack stürzte. Die Oberleitung wurde beschädigt, so dass die Bahn Busse einsetzen musste. In Flensburg erfasste eine Sturmböe eine Birke und kippte sie auf vier parkende Autos. Auch in der Nähe von Kassel stürzte ein Baum um und beschädigte drei geparkte Wagen. Im hessischen Schwalm-Eder-Kreis riss der Sturm einen Telefonmast um. Ein Autofahrer fuhr gegen den Mast, der Schaden war gering. An der Nordsee wurden Bäume umgeknickt und Baustellenschilder umgeworfen.
In St. Peter-Ording an der Nordseeküste erreichten die Böen Spitzengeschwindigkeiten von 108 Kilometern in der Stunde. Die höchsten Windgeschwindigkeiten wurden in der Nacht auf dem Brocken gemessen: Dort stürmte es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mit bis zu 166 Stundenkilometern. In Mönchengladbach wurden am Regionalflughafen 100 Kilometer in der Stunde gemessen. Mancherorts regnete es auch stark, so etwa im westlichen Sauerland und im Bergischen Land.
Verkehr nach Helgoland unterbrochen
Durch "Friedhelm" wurde auch Deutschlands einzige Hochseeinsel Helgoland vom Festland abgeschnitten. Die Schiffe der Reederei Cassen Eils in Cuxhaven verkehrten erst am Sonntag wieder, sagte eine Sprecherin. Auch im Wattenmeer wurde der Fährverkehr von und zu den Inseln und Halligen am Freitag größtenteils eingestellt. Die Molen standen unter Wasser, so dass weder Autos noch Fußgänger an Bord der Schiffe konnten. So blieben die Inselfähren der Wyker Dampfschiffs-Reederei und der Neuen Pellwormer-Dampfschifffahrtsgesellschaft bis zum Abend im Hafen, ebenso die Fähren zwischen Sylt und der dänischen Insel Rømø.
Die nordfriesischen Halligen meldeten Landunter. Nur die erhöhten Warften mit den Wohnhäusern ragten noch aus dem Wasser. "Die ganze Nacht sei extrem windig gewesen", sagte der Bürgermeister der Hallig Hooge, Matthias Piepgras.
Zwischen zwei und drei Uhr flaute der Wind ab, nachdem die Front des Tiefdruckgebiets über die Küste hinweg gezogen war und Richtung Skandinavien weiterzog. Allerdings warnte der DWD weiter vor orkanartigen Böen bis Windstärke 11. Am dritten Adventswochenende soll es außerdem immer wieder regnen oder schneien.
Alarmstufe Rot in Schottland
Deutlich heftiger fiel ein Sturm über Schottland aus. Im Schottischen Hochland wurden Sturmböen von bis zu 266 Stundenkilometer gemessen, in den Großstädten Glasgow und Edinburgh erreichte der Wind Geschwindigkeiten von bis zu 113 Stundenkilometern. Auch Nordengland, Nordirland und Wales waren betroffen.
Der nationale Wetterdienst löste die rote Alarmstufe aus, die höchste Unwetterwarnstufe. Tausende Schulen in und um Glasgow blieben geschlossen, alle größeren Brücken wurden gesperrt, zahlreiche Flüge gestrichen und der Bahnverkehr unterbrochen. Bei mehr als 55. 000 Menschen fiel der Strom aus, nachdem umgestürzte Bäume Stromleitungen unterbrochen hatten.
Trotz zahlreicher Unfälle lagen zunächst keine Berichte über schwere Verletzungen vor. Mehr als 300 Passagiere einer Fähre aus Rotterdam mussten neun Stunden vor dem nordenglischen Hafen Hull warten, da der Kapitän Schäden fürchtete, sollte das Schiff bei Sturm einlaufen.auf.