Rechtsnationaler wollte Zeichen setzen Mann erschießt sich vor Altar
21.05.2013, 21:26 Uhr
(Foto: dpa)
Am Vormittag verlangt er auf seinem Blog nach spektakulären Gesten, am Nachmittag schießt er sich im Pariser Notre-Dame in den Kopf. Der rechtsnationale Essayist Dominique Venner wollte ein Zeichen setzen. Aus dem politisch rechten Lager erfährt er dafür "Respekt".
Vor den Augen zahlreicher Besucher hat sich in der Pariser Kathedrale Notre-Dame ein bekannter rechtsnationaler Publizist aus Frankreich das Leben genommen. Der 78 Jahre alte Dominique Venner schoss sich vor dem Altar der Kathedrale in den Kopf. Die Chefin der rechtsextremen Front National (FN), Marine Le Pen, sprach Venner über den Kurznachrichtendienst Twitter ihren "Respekt" aus.
Venner habe die Kathedrale allein betreten, hieß es nach Medienangaben. Er feuerte aus einer Pistole kurz nach 16 Uhr einen Schuss auf sich ab. Nach Angaben eines Verantwortlichen der Kathedrale, Patrick Jacquin, legte er zuvor noch einen Brief auf dem Altar ab, vor dem er sich das Leben nahm. Jacquin sagte, dies sei seines Wissens der erste Selbstmord in der weltberühmten Kathedrale.
Venner hatte am selben Tag noch in seinem Internetblog die offiziell in Frankreich eingeführte Homo-Ehe als "verwerflich" und "abscheulich" kritisiert und " Verluste der Werte der Familie" beklagt. Die Gegner der Homo-Ehe dürften sich bei ihren Protesten aber nicht auf die umstrittene Reform beschränken; die wahre "Gefahr" sei eine Islamisierung Frankreichs infolge der Einwanderung aus Nordafrika. Im Kampf dagegen seien "neue, spektakuläre und symbolische Gesten" notwendig. "Wir kommen in eine Zeit, in der die Worte durch Taten beglaubigt werden müssen."
Le Pen spricht von "höchst politischer" Tat
Venner genoss in Frankreich in rechtsextremen Kreisen großes Ansehen. Er war früher in der Geheimorganisation OAS, zu Deutsch Organisation der geheimen Armee, aktiv. Die OAS wollte Algerien als französische Kolonie beibehalten. Venner ist Autor von Schriften über Geschichte und Waffenkunde. FN-Chefin Le Pen erklärte über Twitter, Venners Selbstmord sei "höchst politisch". Er habe "versucht, das französische Volk wachzurütteln".
Die Kathedrale wurde nach dem Selbstmord Venners rasch evakuiert und abgesperrt. Wieviele Menschen sich zum Zeitpunkt des Selbstmordes in dem Kirchengebäude aufhielten, war zunächst unklar. Ein US-Tourist sagte, die Kathedrale sei zum Zeitpunkt des Selbstmordes voll gewesen. Panik sei nicht ausgebrochen, als das Kirchengebäude geräumt worden sei. Die zum Unesco-Weltkulturerbe zählende Kathedrale im Stil der Früh- und Hochgotik liegt im Zentrum der französischen Hauptstadt auf der Île de la Cité. Sie wird im Schnitt täglich von mehr als 38 00 Gläubigen und Touristen besucht. Die jährliche Besucherzahl wurde zuletzt mit 14 Millionen angegeben. Dieses Jahr wird ihr 850-jähriges Jubiläum gefeiert.
Erst vor wenigen Tagen hatte der Selbstmord eines Mannes in einer Pariser Grundschule für Entsetzen gesorgt. Der Mann richtete in der Eingangshalle der Schule im vornehmen siebten Bezirk vor rund zehn Schülern und mehreren Erwachsenen ein Gewehr mit abgesägtem Lauf gegen sich und drückte ab.
Quelle: ntv.de, ame/dpa/AFP