300 Millionen Inder ohne Strom Metropole Delhi bleibt dunkel
30.07.2012, 08:35 Uhr
Zu Tausenden saßen Passagiere in Zügen fest, die wegen des Stromausfalls nicht weiterfahren konnten.
(Foto: AP)
Allein die Metropole Delhi im Norden Indiens hat über 16 Millionen Einwohner. Seit den frühen Morgenstunden steht die Stadt still, der Strom im kompletten Norden Indiens ist ausgefallen. Im Berufsverkehr kommt es zum Chaos, auch Wasserpumpen fallen aus. Betroffen ist mehr als ein Viertel der indischen Bevölkerung.
Der Norden Indiens ist von der Stromversorgung abgeschnitten worden. Um 2 Uhr in der Nacht gingen die Lichter aus. Millionen Menschen mussten bei tropischer Hitze ohne Klimaanlagen auskommen und kamen nicht zur Arbeit, weil Züge und U-Bahnen stehenblieben.
Das gesamte Netz der Region, in der über 300 Millionen Inder leben, sei ausgefallen, teilte der zuständige Energieversorger mit. Insgesamt waren demnach neun Bundesstaaten betroffen. Als Notmaßnahme seien Stromnetze im Westen und Osten Indiens angezapft worden. Die "Times of India" schreibt vom schlimmsten Stromausfall seit mehr als einem Jahrzehnt.
In der Hauptstadt Neu Delhi stand die U-Bahn wegen des Stromausfalls zeitweise vollständig still. Später wurde der Betrieb zu etwa einem Viertel des üblichen Umfangs wieder aufgenommen, auch Krankenhäuser wurden mit Notstrom versorgt. Auch der Zugverkehr kam in der Region größtenteils zum Erliegen, bis Dieselloks eingesetzt werden konnten. In mehreren Städten fielen die Ampelanlagen genau zur Stoßzeit aus, was zu starken Behinderungen des morgendlichen Berufsverkehrs führte. Zehntausende Städter standen auch ohne Wasser da, da die Pumpen ebenfalls meist mit Strom arbeiten.
Nach ersten Untersuchungen brach das Netz zusammen, weil einige Bundesstaaten mehr Strom abriefen als ihnen zugeteilt war. Ausfälle gab es auch in den Staaten Rajasthan, Punjab sowie Jammu und Kashmir. Gegen 13 Uhr Ortszeit war die Versorgung in der Hauptstadt vollständig und im Rest der Region zu 70 Prozent wiederhergestellt. Der Energieminister Indiens zeigte sich stolz: In den USA habe es vier Tage gedauert, um wieder Strom zu liefern, das indische Netz sei sehr gut.
Die aufstrebende Wirtschaftsmacht hängt bis heute in der Stromerzeugung überwiegend von der Kohle ab, zudem leidet sie unter einem veralteten Leitungssystem. Besonders in den heißen Sommermonaten, in denen der Stromverbrauch deutlich ansteigt, kommt es immer wieder zu Engpässen und kurzen Ausfällen. Ein derart schwerwiegender Blackout liegt allerdings mehr als ein Jahrzehnt zurück: Im Jahr 2001 war der Norden des Landes insgesamt 16 Stunden lang ohne Strom. Der Energiemangel behindert die Industrialisierung Indiens. Zu Spitzenzeiten übersteigt die Stromnachfrage das Angebot deutlich.
Quelle: ntv.de, che/AFP/rts