Englische Skandale erobern das Deutsche Nachsilbe "-gate" ist Anglizismus 2013
28.01.2014, 11:18 Uhr
"Handygate" meint das heimliche Abhören des Telefons von Bundeskanzlerin Angela Merkel durch die NSA.
(Foto: dpa)
Alle zwöf Monate kürt eine Fachjury von Linguisten den Anglizismus des Jahres. Die Wahl für 2013 ist besonders außergewöhnlich - nicht ein Wort, sondern "nur" eine Nachsilbe hat den verheißungsvollsten Einzug in den deutschen Sprachgebrauch geschafft.
Die Nachsilbe "-gate" ist Anglizismus des Jahres 2013. "Sie hat sich im vergangenen Jahr noch einmal besonders ausgebreitet", begründete der Berliner Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch die bekanntgegebene Entscheidung. Seit dem "Watergate-Skandal" wird die Nachsilbe in Berichten über Affären genutzt.

Mit ihm fing alles an: Richard Nixon musste wegen der Watergate-Affäre als einziger der US-Präsidenten zurücktreten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Vorsilbe "Fake-" (Fälschung) und "Whistleblower" (Enthüller) belegten die weiteren Plätze. Die Wörter "Selfie" für selbst gemachte Porträtfotos und "Hashtag", ein Rautezeichen zum Verschlagworten von Begriffen im Internet, kamen auf Rang vier und fünf.
Silben wie "-gate" oder "Fake" stünden auch für eine neue Phase in der Entlehnungsgeschichte zwischen dem Deutschen und dem Englischen. "Es werden nicht mehr nur einzelne Wörter, sondern Teile des Sprachsystems entlehnt, produktiv weiterverwendet und mit deutschen Begriffen kombiniert", sagte Stefanowitsch.
"Handygate" - der Abhörskandal um Angela Merkel
2013 gab es hierzulande mehr als ein Dutzend "Gates". Dazu zählte etwa das "Handygate" um das abgehörte Mobiltelefon von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Zu einem "Mops-Gate" wurde die Geschichte um einen steinernen Hund, der spurlos von einem Denkmal für Loriot in Stuttgart verschwand.
Der Juryvorsitzende Stefanowitsch ist Professor für englische Sprachwissenschaft an der Freien Universität Berlin und Initiator der Aktion "Anglizismus des Jahres". Die vierköpfige, unabhängige Jury unter seinem Vorsitz besteht aus Sprachwissenschaftlern. Die Aktion soll auf die positiven Einflüsse von Anglizismen hinweisen.
Eine Liste von etwa 8000 Anglizismen hat der Verein Deutsche Sprache zusammengetragen. Der auch im Internet abrufbare Index soll eine Orientierungshilfe sein für Menschen, die englische und pseudoenglische Begriffe nicht verstehen, sie ablehnen oder sie vermeiden wollen. Der Verein unterscheidet zwischen Wörtern, die das Deutsche ergänzen, differenzierend oder verdrängend wirken. Letztere sind deutlich in der Mehrheit.
Quelle: ntv.de, afr/dpa