Panorama

Deutsche Museen geplündert Nashorn-Hörner gestohlen

Eine überregional operierende Diebesbande treibt in deutschen Museen derzeit ihr Unwesen. Statt Gemälde stehlen sie jedoch Kostbarkeiten tierischen Ursprungs. Die Bande hat es auf Nashorn-Hörner abgesehen und könnte damit ein kleines Vermögen machen.

Der ausgestopfte Kopf eines Spitzmaulnashorns in Dedelstorf Oerrel im Jagdmuseum Wulff. In den Löchern waren urspünglich einmal Hörner, die gestohlen wurden.

Der ausgestopfte Kopf eines Spitzmaulnashorns in Dedelstorf Oerrel im Jagdmuseum Wulff. In den Löchern waren urspünglich einmal Hörner, die gestohlen wurden.

(Foto: dpa)

Wertvolle Nashornhörner sind in den vergangenen Tagen aus mehreren deutschen Museen gestohlen worden. Sie sind als Medizin und Potenzmittel vor allem in Asien begehrt. Illegale Händler erzielen auf dem Schwarzmarkt hohe Preise. So stahlen Diebe aus einem kleinen Jagdmuseum im niedersächsischen Kreis Gifhorn am vergangenen Samstag die beiden Hörner eines präparierten Nashorns. Kürzlich schlugen Diebe auch in Bamberg und Hamburg zu. In der toskanischen Kulturmetropole Florenz kam es zu einem ähnlichen Vorfall.

Nashörner stehen unter Schutz, das Washingtoner Artenschutzübereinkommen Cites verbietet den Handel mit Produkten geschützter Tiere.

Dreist und kaltblütig

"Wir sehen da durchaus Verbindungen. Das sind überregional operierende Täter, die die Hörner einem bestimmten Kundenkreis teuer verkaufen wollen", sagte der Polizeisprecher im Kreis Gifhorn, Thomas Reuter. Den Wert des Diebesgutes aus dem Jagdmuseum in Oerrel bezifferte Museumsleiter Albert Meyer auf 25.000 Euro. Die Täter, zwei Männer um die 40, verhielten sich dreist: Sie bezahlten Eintritt, brachen nur die Hörner ab und flüchteten.

Asiaten kaufen Hornpulver als Medizin und Potenzmittel. Illegale Händler erzielen hohe Preise.

Asiaten kaufen Hornpulver als Medizin und Potenzmittel. Illegale Händler erzielen hohe Preise.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein mehrere tausend Euro teures Horn eines Breitmaulnashorns verschwand aus dem Bamberger Naturkundemuseum. Auch dort gingen der oder die Täter kaltblütig vor: Die Vitrine wurde aufgebrochen, während das Museum geöffnet hatte, teilte die Polizei mit. Das Horn ist etwa 20 Zentimeter lang und 1,2 Kilogramm schwer. Das Museum bemerkte den Diebstahl erst am Wochenende, wie eine Museumsmitarbeiterin sagte. Der genaue Zeitpunkt der Tat ist daher unklar.

Ein-Meter-Horn in Florenz gestohlen

In Hamburg nahm die Polizei im Mai zwei Männer fest, weil sie ein Nashorn-Horn kaufen wollten. Die beiden Briten hatten einen Jäger bedrängt, ihnen das seltene Stück zu verkaufen. Die 18 und 35 Jahre alten Männer wollten 25.000 Euro bezahlen. Der Verkäufer rief die Polizei. Sie nahm die Männer an einer Autobahnraststätte fest. Sie hatten mehr als 17.000 Euro dabei. Inzwischen sind sie wieder auf freiem Fuß. Anfang Juni brachen Unbekannte in das Zoologische Museum der Hansestadt ein - und stahlen dort vier Nashorn-Hörner sowie einen gesamten Oberkiefer mit zwei Hörnern.

Drei wertvolle Nashorn-Hörner wurden in Florenz gestohlen. Eines davon war mehr als einen Meter lang, sagte der Leiter des Museums für Naturgeschichte, Giovanni Pratesi. Die Diebe hätten sich am Mittwochabend vermutlich in dem Museum einschließen lassen und nachts die Hörner aus einer Vitrine geholt. Der Diebstahl wurde am Morgen bemerkt. Ähnliche Diebstähle meldete auch die britische Zeitung "The Telegraph" auf ihrer Internetseite. Dort ist die Rede davon, wie Diebe aus dem Haslemere Educational Museum in Surrey den Kopf eines Nashorns stahlen.

Asien Dreh- und Angelpunkt

Vor allem in Asien sind die zu Pulver zermahlenen Hörner als Medikament in der traditionellen chinesischen Medizin gefragt. Zudem gibt es den Aberglauben einer potenzfördernden Wirkung. Diese Annahme macht den illegalen Handel mit dem Horn noch lukrativer. Allein in Südafrika wurden 2010 nach Angaben der Nationalparkbehörde 333 Nashörner illegal erlegt, unter ihnen 10 der besonders bedrohten Spitzmaulnashörner. Die Polizei nahm mehr als 160 Wilderer fest.

Die Wilderei droht die Erfolge der Naturschützer in den vergangenen Jahrzehnten zunichtezumachen. So leben in Südafrika nach Angaben der Artenschutzorganisation Traffic wieder etwa 21.000 Nashörner, nachdem die Zahl der Tiere vor einem halben Jahrhundert nur noch wenige hundert betragen hatte. Naturschutzbehörden setzen zunehmend auf moderne Technik: So werden in Südafrika Nashörnern GPS-Chips implantiert, um die Tiere besser überwachen zu können.

Quelle: ntv.de, dpa

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