Panorama

Mann wurde bereits verurteilt Pfleger unter hundertfachem Mordverdacht

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Ein schrecklicher Verdacht droht sich in Oldenburg zu bewahrheiten: Ein Krankenpfleger tötet offenbar über 100 Menschen mit einem Medikament. Der Verdächtige ist derselbe Mann, der vor Jahren wegen versuchten Mordes an einem Patienten verurteilt wurde.

Wegen Mordverdachts in mehr als 100 Fällen hat eine Sonderkommission der Polizei gegen einen ehemaligen Krankenpfleger in Niedersachsen Ermittlungen eingeleitet. 15 Beamte werden systematisch alle Todesfälle untersuchen, die sich während der Dienstzeit des Beschuldigten in den Kliniken in Delmenhorst und Oldenburg ereignet haben.

"Die Ermittlungen sind äußerst umfangreich", teilte der Leitende Oberstaatsanwalt mit. Allein in Delmenhorst gebe es 174 Fälle, die ein Experte näher überprüfe. Dieser soll jetzt alle Todesfälle im Klinikum Delmenhorst in der Zeit von März 2003 bis Juni 2005 untersuchen, in denen der Krankenpfleger zum Zeitpunkt des Todes eines Patienten oder unmittelbar davor Dienst hatte.

Pfleger war bereits jahrelang in Haft

Der 38-Jährige muss sich seit September vor dem Landgericht Oldenburg wegen dreifachen Mordes und zweifachen Mordversuchs verantworten. Er soll Patienten ein Medikament gespritzt haben, das tödliche Herz- und Kreislaufprobleme auslösen kann. Im Prozess hatten Zeugen auf weitere Verdachtsfälle hingewiesen.

In einem früheren Prozess hatten ihn Richter bereits wegen versuchten Mordes an einem Patienten in Delmenhorst zu siebeneinhalb Jahren Haft verurteilt. Einen Verdacht auf weitere Fälle hatten die Ermittler schon damals, er ließ sich nach Polizeiangaben aber nicht erhärten.

Sterberate stieg auf bis zu zehn Prozent

Ermittelt werde in den Fällen, in denen der Gestorbene nicht feuerbestattet wurde. Ein jeweiliges Gutachten solle dann klären, ob der Tod des Patienten sich durch seine Grunderkrankung erklären lasse. Sei dies nicht eindeutig nachzuweisen, solle der Leichnam exhumiert werden. Bei einer Obduktion werde untersucht, ob ihm das nicht verordnete Medikament verabreicht wurde, sagte Rüppell. "Wenn der Patient unmittelbar daran gestorben ist, können wir das Medikament noch nachweisen."

Die neuen Ermittlungen nach seiner bereits verbüßten Haftstrafe wurden durch verschiedene Zeugenaussagen während des Prozesses gegen den 38-Jährigen erforderlich. Bereits zum Auftakt hatte ein ehemaliger Oberarzt am Klinikum ausgesagt, dass sich der Verbrauch des Medikaments mit dem Wirkstoff Ajmalin während der Beschäftigungszeit des Angeklagten nahezu verdreifacht hatte. Auch stieg die Sterberate in der Zeit auf bis zu zehn Prozent. Davor und danach lag sie nach Angaben des Zeugen bei rund der Hälfte.

Täter prahlte im Gefängnis

Der Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen. Im Gefängnis soll er sich nach Aussagen von Mithäftlingen mit seinen Taten gebrüstet und sich "als größter Serienmörder der Nachkriegsgeschichte" bezeichnet haben. Laut Anklage soll der Täter das Medikament nicht aus Mitleid mit den Schwerkranken verabreicht haben, sondern um seine Fähigkeiten bei der Reanimation vorführen zu können, später auch aus Langeweile.

Bei einer der Anklage entsprechenden Verurteilung droht dem Mann neben einer lebenslangen Freiheitsstrafe auch die Anordnung von Sicherungsverwahrung. Das Klinikum Delmenhorst unterstütze die Ermittlungen in vollem Umfang, teilte eine Sprecherin der Klinik mit. Die Mitarbeiter des Hauses seien von dem vermuteten Ausmaß "zutiefst betroffen und schockiert", ihr Mitgefühl gehöre den Opfern und Angehörigen.

Quelle: ntv.de, spt/dpa/AFP

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