Notlandung tief in der Provinz Pilot bestellt Gabelstapler
30.01.2012, 11:47 Uhr
Die längste und beste Rollbahn in weitem Umkreis: Mount Isa.
(Foto: www.mountisaairport.com.au)
Rauch im Cockpit über dem australischen Hinterland: Der Pilot einer 767-300 entscheidet sich zur Notlandung. Die Maschine setzt sicher auf, doch anschließend steht die Crew vor einem neuen Problem. Wohin mit den Passagieren? Zusammen mit lokalen Helfern findet sie einen sehr australischen Ausweg.

Ein springendes Känguru im Logo: Maschinen in den Farben der australischen Fluggesellschaft Qantas.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein Passagierjet der australischen Fluggesellschaft Qantas ist zu Wochenbeginn bei einem Inlandsflug in ungewöhnliche Schwierigkeiten geraten.
Die Maschine vom Typ Boeing 767-300 war Medienberichten zufolge mit 160 Passagieren an Bord auf dem Weg von Darwin nach Brisbane, als die Besatzung Rauch im Cockpit bemerkte. Der Pilot entschloss sich daraufhin zur Notlandung, berichtete der Sender ABC. Als nächste erreichbare Piste bekam er den Flughafen Mount Isa in Queensland zugewiesen.
Mount Isa ist ein etwa 25.000 Einwohner zählendes Bergbaustädtchen im Nordosten Australiens, das sich mit dem Beinamen "Oase des Outbacks" schmückt und unter anderem regelmäßig die angeblich größte Rodeo-Veranstaltung der Südhalbkugel ausrichtet. Da auf dem abgelegenen Regionalflughafen der Kleinstadt üblicherweise keine größeren Passagierjets zu erwarten sind, sahen sich die Piloten nach geglückter Landung mit neuen Problemen konfrontiert: Wie kommen die 160 Passagieren aus der Maschine?
Zu hoch zum Springen
Geeigneten Abfertigungsanlagen stehen in Mount Isa (IATA-Code ISA) für Mittelstreckenjets wie die betroffene Boeing nicht zur Verfügung. Eine 767-300 ist etwa 50 Meter lang und kommt auf eine Spannweite von 47,6 Meter. Allein die reine Rumpfhöhe beträgt 5,41 Meter, dazu kommt noch das Fahrwerk.
Die Unterkante der Türen befindet sich damit mehr als drei Meter über dem Boden. Ein Sprung aus dieser Höhe ist keinem Fluggast zuzumuten. Ohne Treppe, Leiter oder andere Behelfsmittel - wie etwa die aufblasbaren Notrutschen - ist das Flugvorfeld nicht sicher zu erreichen.
Da nach der Landung auf der einzigen Asphaltpiste weit und breit keine geeigneten Gangway-Fahrzeuge aufzutreiben waren, griffen die Verantwortlichen zu einer pragmatischen Lösung: Kurzerhand seien die Fluggäste den Berichten von Augenzeugen zufolge mit Hilfe eines Gabelstaplers und eines Gepäckkorbs "entladen" worden.
Pizza für alle
In australischen Internetforen waren anschließend sehr positive Kommentare zu lesen. "Lieber sicher als arm dran. Gut gemacht Qantas!", lautete etwa ein Eintrag. "Sie haben alles getan, was sie konnten, um uns dort gut unterzubringen", schrieb ein Mitreisender. "Sie haben alle Pizzaläden der Stadt leergekauft."
Ein Einsatz der Notrutschen schied offenbar vorerst aus: Die aufblasbaren Evakuierungshilfen lassen sich nicht ohne weiteres wieder einrollen, die Maschine wäre für längere Zeit als fluguntüchtig ausgefallen.
Nachdem alle Passagiere von Bord gebracht worden waren, konnten sich lokale Techniker zusammen mit der Crew wieder dem Problem im Cockpit zuwenden. Die erste Überprüfung vor Ort habe keinen Hinweis auf einen Defekt gebracht, hieß es.
Von Brisbane aus entsandte die Fluggesellschaft umgehend eine Ersatzmaschine nach Mount Isa. Sie brachte die Passagiere mit einer achtstündigen Verspätung an ihr ursprüngliches Reiseziel. Die in Mount Isa überprüfte 767-300 konnte kurz darauf ihren Flug ebenfalls fortsetzen.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa