Panorama

Air-France-Katastrophe Piloten sollen schuld sein

Marinesoldaten an der Absturzstelle im Juni 2009.

Marinesoldaten an der Absturzstelle im Juni 2009.

(Foto: REUTERS)

Wer trägt die Schuld an dem verheerenden Absturz einer Air-France-Maschine im Juni 2009? Diese Frage wird wohl auch mit dem Abschlussbericht der Untersuchungsgruppe weiter im Raum stehen. Die Fachleute meinen, die Piloten seien schuld. Die Angehörigen finden das zu knapp.

Die Air-France-Flugzeugkatastrophe am Pfingstmontag 2009 wurde nach dem abschließenden Expertengutachten maßgeblich durch Pilotenfehler verursacht. Wie die Flugunfallermittler mitteilten, sei die Crew nach einer Störung des Geschwindigkeitsmessers mit der Situation überfordert gewesen. In ihrem Gutachten schlagen sie allerdings auch Verbesserungen an den Anzeigen im Cockpit vor. Die Air-France-Maschine war am 1. Juni 2009 auf einem Nachtflug von Rio nach Paris abgestürzt. Alle 228 Menschen an Bord kamen ums Leben, unter ihnen 28 Deutsche.

Jean-Paul Troadec (r.) und Alain Bouillard bei der Vorlage des Berichts.

Jean-Paul Troadec (r.) und Alain Bouillard bei der Vorlage des Berichts.

(Foto: REUTERS)

Bei den Ermittlungen zur Absturzursache stützen sich die Experten vor allem auf die Auswertung der Flugdatenschreiber. Sie waren im Frühjahr des vergangenen Jahres nach mehreren vergeblichen Suchaktionen aus rund 4000 Metern Tiefe geborgen worden. Ermittler Jean-Paul Troadec betonte, dass seine Behörde nicht die Aufgabe gehabt habe, die Verantwortlichen zu benennen. Dies sei Sache der Justiz. Sie ermittelt bereits seit langem in dem Fall, hat allerdings bislang kein Anklageverfahren eingeleitet.

Die Hinterbliebenen der Opfer kritisierten den Abschlussbericht der französischen Luftfahrtermittlungsbehörde (BEA). "Die Ermittler denken, dass die Piloten Fehler gemacht haben - das ist die einzige Absturzursache", sagte die Deutsche Barbara Crolow, die bei dem Unglück vor drei Jahren ihren Sohn verlor. "Ich bin etwas enttäuscht."

In dem Bericht geht es um die technischen Hintergründe des Unglücks, bei dem alle 228 Insassen des Flugzeugs ums Leben kamen, darunter auch 28 Deutsche. Bereits vor einem Jahr hatte die BEA in ihrem Zwischenbericht Pilotenfehler für den Absturz des Airbus A330 verantwortlich gemacht, der von Rio nach Paris unterwegs war und in einer Gewitterzone aus mehr als 11.000 Metern in den Atlantik stürzte.

Am Mittwoch war ein zweiter, juristischer Ermittlungsbericht bekannt geworden, den Untersuchungsrichterin Silvia Zimmermann in Auftrag gegeben hatte.

Im Gegensatz zur BEA machen die Ermittler nicht allein die Piloten für das Unglück verantwortlich. Stattdessen ist in dem mehr als 350 Seiten langen Papier von einer unglücklichen Verkettung die Rede aus schlechtem Wetter, fehlender Ausbildung der Piloten und technischen Problemen an den Geschwindigkeitsanzeigen, die bereits seit Jahren bekannt gewesen seien.

Opfer-Anwälten zufolge könnte das nun veröffentlichte Untersuchungsergebnis zu einer Flut von Schadenersatzforderungen gegen die Fluggesellschaft Air France und den Hersteller Airbus führen. Die Sonden an der Unglücksmaschine stammten von dem französischen Hersteller Thales.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts

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