Panorama

Wegen mieser Bezahlung im JobPulitzer-Preisträger wirft Journalismus hin

21.04.2015, 17:02 Uhr
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Eine Sektdusche für den ehemaligen Journalisten Rob Kuznia in der Redaktion der "Daily Breeze". (Foto: AP)

Man nennt sie die Oscars des US-Journalismus: die Pulitzer-Preise. Sie werden meist für herausragende investigative Arbeiten vergeben. Einer der diesjährigen Preisträger hat jedoch genug vom Journalismus und gibt seinen Job aus nachvollziehbaren Gründen auf.

Ein US-Lokalreporter, der in diesem Jahr mit dem Pulitzer-Preis geehrt wird, hat wegen der miesen Bezahlung den Journalismus verlassen. Rob Kuznia und zwei Kollegen vom kalifornischen Lokalblatt "Daily Breeze" hatten für eine Geschichte über Korruption in einer Vorortschule von Los Angeles einen der begehrtesten US-Journalistenpreise gewonnen. Kuznia arbeitet jetzt als Pressesprecher für die Holocaust-Stiftung der University of Southern California.

Der 39-Jährige hatte die "Daily Breeze" bereits vor einem halben Jahr verlassen. Der Ex-Journalist sagte der "New York Times" und der Internetseite "LA Observed", dass sein Gehalt nicht ausgereicht habe, um in der Region Los Angeles die Miete zu zahlen. Auch wenn ihm sein früherer Job Spaß gemacht habe, schloss er eine Rückkehr in den Journalismus aus.

Der Pulitzer-Preis ist einer der renommiertesten Journalistenpreise der Welt. Benannt ist die Auszeichnung nach dem 1911 verstorbenen New Yorker Verleger Joseph Pulitzer, erstmals verliehen wurde sie im Jahr 1917. Übergeben werden die Preise in diesem Jahr am 28. Mai traditionell während eines Mittagessens in der Bibliothek der Columbia-Universität in New York. Das Preisgeld beträgt je nach Kategorie etwa 10.000 US-Dollar.

Die weiteren Preisträger

Die Pulitzer-Preise

Verliehen werden die Pulitzerpreise seit 1917. Benannt sind sie nach dem New Yorker Zeitungsverlegers Joseph Pulitzer (1847 - 1911). Einmal im Jahr zeichnet eine Jury herausragende Werke und Arbeiten in folgenden Kategorien aus:

Journalismus

  • Public Service (Dienst an der Öffentlichkeit)
  • Breaking News Reporting (Aktuelle Nachrichten)
  • Investigative Reporting (Investigativer Journalismus)
  • Explanatory Reporting (Hintergrund)
  • Local Reporting (Lokaljournalismus)
  • National Reporting (Landesweite Berichterstattung)
  • International Reporting (Weltnachrichten)
  • Feature Writing (Reportage)
  • Commentary (Kommentar)
  • Criticism (Rezensionen)
  • Editorial Writing (Leitartikel)
  • Editorial Cartooning (Karikaturen)
  • Breaking News Photography (Bildberichterstattung/Nachrichten)
  • Feature Photography (Bildberichterstattung/Reportage)

Literatur, Theater und Musik

  • Fiction (Belletristik)
  • Drama (Theater)
  • History (Sachbuch Geschichte)
  • Biography (Biographien)
  • Poetry (Lyrik)
  • General Nonfiction (Sachbuch, allgemein)
  • Music (Musik)

(Übersicht der Pulitzer-Preisträger 2015, Quelle: pulitzer.org)

Insgesamt zeichnete das Pulitzer-Komitee der Columbia-Universität 22 Preisträger in 21 Kategorien aus. Drei der begehrten Preise gingen an die "New York Times".

Die Redaktion der "New York Times" wurde kollektiv für ihre Berichte aus dem Ebola-Katastrophengebiet in Westafrika geehrt, wie das Pulitzer-Komitee mitteilte. Zudem wurde der freie Fotograf Daniel Berehulak für seine eindrückliche Foto-Reportage in der "New York Times" zu Ebola ausgezeichnet. Der dritte Preis für die altehrwürdige Zeitung geht an ihren Journalisten Eric Lipton für seine investigative Recherche über den Einfluss von Lobbyisten. Nominiert war die "New York Times" insgesamt fünf Mal in vier Kategorien.

Den Pulitzer-Preis für nachrichtliche Fotos erhielten die Fotografen der Lokalzeitung "St. Louis Dispatch" für ihre Dokumentation der Unruhen in der Kleinstadt Ferguson im US-Bundesstaat Missouri, nachdem dort ein weißer Polizist einen unbewaffneten schwarzen Jugendlichen erschossen hatte. Der Tod des 18-jährigen Michael Brown löste landesweite Proteste aus, die bis heute andauern. Das US-Justizministerium untersuchte daraufhin die Arbeit der Polizei in der Stadt und kam in einem Bericht zu dem Ergebnis, dass Schwarze überdurchschnittlich oft Ziel polizeilicher Maßnahmen waren.

Für Frauen tödlicher Bundesstaat

Die Zeitung "Post and Courier" aus Charleston im Bundesstaat South Carolina erhielt den Preis in der Haupt-Kategorie "Dienst an der Öffentlichkeit" für eine investigative Rechercheserie zur Frage, warum South Carolina für Frauen der tödlichste Bundesstaat ist. Die "Los Angeles Times" erhielt ihrerseits zwei Preise für ein Feature zur anhaltenden Dürre in Kalifornien sowie für ihre Fernsehkommentare.

Die renommierte "Washington Post" wurde für ihre Inlands-Berichterstattung ausgezeichnet, während sich das "Wall Street Journal" den Preis für investigative Recherche mit der "New York Times" teilte.

Neben den Pulitzer-Preisen für Journalismus wurden auch Auszeichnungen in den Bereichen Poesie, Fiktion, Geschichte, Theater und Musik verliehen. So ging der Pulitzer im Bereich Belletristik an Anthony Doerr für seinen Roman "Alles Licht, das wir nicht sehen" über die Schrecken des Zweiten Weltkriegs, während David Kertzer den Biographie-Preis für sein Buch über Papst Pius VI. und den faschistischen Diktator Benito Mussolini erhielt.

Quelle: ntv.de, ppo/AFP

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