Panorama

"Sandy" bringt das Grauen USA erwarten den "Superstorm"

Obama warnt die Bewohner der Ostküste vor den Folgen des Hurrikans.

Obama warnt die Bewohner der Ostküste vor den Folgen des Hurrikans.

(Foto: dpa)

Die USA erwarten einen der schwersten Wirbelstürme, den das Land je erlebt hat. In New York müssen Hunderttausende ihre Wohnungen verlassen, der öffentliche Verkehr steht still, Schulen sind geschlossen und werden zu Evakuierungszentren. Präsident Obama sagt den Wahlkampf ab. Tausende Flüge fallen aus. Es werden chaotische Zustände erwartet. 50 Millionen Menschen könnten betroffen sein.

"Sandys" Ausmaße werden als "gewaltig" beschrieben.

"Sandys" Ausmaße werden als "gewaltig" beschrieben.

(Foto: AP)

Die US-Ostküsten-Metropolen wie New York, Washington, Boston und Philadelphia wappnen sich für einen der schwersten Wirbelstürme seit Jahrzehnten. Bis zu 50 Millionen Amerikaner könnten nach Schätzung der Regierung von "Sandy" betroffen sein, der Montagabend (Ortszeit) auf die Küste treffen soll. Erwartet werden Starkregen mit bis zu 300 Liter pro Quadratmeter, massiver Schneefall, Überschwemmungen, Stromausfälle und ein gewaltiges Chaos.

Erste Beeinträchtigungen gab es schon in der Luftfahrt: Am Sonntag wurden mehr als 700 Flüge gestrichen, am Montag sollten es fast 2500 sein. Auch Verbindung von und nach Frankfurt, München und Düsseldorf sind betroffen. Die beiden New Yorker Flughäfen würden auch am Dienstag nicht angeflogen. "Uns bleibt keine andere Wahl. Schließlich werden dort die Flughäfen geschlossen", sagte ein Sprecher der Fluggesellschaften. Betroffen sind Tausende Passagiere, auch die jeweiligen Rückflüge könnten nicht stattfinden. Crews, die am Sonntag noch in die USA flogen, sollen sofort wieder nach Deutschland zurückgeflogen werden, um sie nicht Gefahren auszusetzen.

Notstand in mehreren Bundesstaaten

In Lower Manhattan werden die Schotten dicht gemacht.

In Lower Manhattan werden die Schotten dicht gemacht.

(Foto: AP)

In der Stadt New York bleiben Schulen geschlossen. Bürgermeister Michael Bloomberg ordnete an, 375.000 Menschen in Sicherheit zu bringen. Die Bürger deckten sich mit Trinkwasser, Lebensmitteln und Batterien ein. Mehrere Bundesstaaten riefen den Notstand aus. Präsident Barack Obama persönlich warnte, "Sandy" müsse ernst genommen werden. Auch Wirtschaft und Finanzmärkte wappnen sich: Die Handelsbörse CME sagte den Parketthandel ab, die Wall Street will hingegen öffnen.

Auch die Vereinten Nationen schließen ihren Sitz in New York. Zumindest für Montag würden alle Sitzungen abgesagt und der Gebäudekomplex direkt am East River für Besucher geschlossen, heiß es. Ob die Maßnahme verlängert wird, werde am Montag entschieden.

Der von den Amerikanern als "Monstersturm" gefürchtete Hurrikan wirbelt zudem den Wahlkampf von Präsident Obama und seinem Herausforderer Mitt Romney durcheinander: Obama verzichtet auf Kundgebungen in Virginia und Colorado und kündigte an, sich in der Hauptstadt dem Krisenmanagement zu widmen.

Der schon jetzt wegen seiner enormen Ausbreitung als historisch eingestufte Wirbelsturm hatte zuvor einen desaströsen Zug durch die Karibik genommen.

Evakuierungen in New York laufen an

Bloomberg betonte, noch sei der Evakuierungsaufruf ein ernsthafter Hinweis auf die drohenden Gefahr. Sollten sich die Menschen widersetzen, müsse man drastischere Maßnahmen ergreifen. Die vorgelagerten Inseln werden bereits evakuiert.

Viele Supermärkte sind leergekauft.

Viele Supermärkte sind leergekauft.

(Foto: REUTERS)

In der Stadt selbst wird der öffentliche Nahverkehr in der Nacht zum Montag eingestellt. Sicherheitshalber würden Busse, U-Bahnen und Züge in den Depots bleiben, sagte Gouverneur Andrew Cuomo. Die Behörden fürchten wegen starker Winde und Überschwemmungen zu hohe Risiken für den Bus- und U-Bahnbetrieb. Sie kündigten an, der Nahverkehr werde zwölf Stunden nach Ende des Sturms den Betrieb wieder aufnehmen.

Obama muss auf Wahlkampf verzichten

"Der Präsident wird regelmäßig über den Sturm und die Vorbereitungen informiert", teilte das Präsidialamt mit. Obama sagte eine für Montag geplante Kundgebung in Virginia ab, zu der auch sein Vor-Vorgänger und populärer Parteifreund Bill Clinton erwartet wurde. In den USA wird am 6. November abgestimmt, doch viele Wähler nutzen die Möglichkeit zur vorzeitigen Stimmabgabe. In Maryland und Virginia herrschte in den Wahllokalen Hochbetrieb, weil die Bürger noch vor drohenden Stromausfällen für ihren Kandidaten votieren wollten.

Mit den Absagen in Virginia und Colorado Anfang der Woche muss Obama auf Kundgebungen in zwei Bundesstaaten verzichten, die wegen ihrer hohen Anzahl an Wechselwählern als besonders wichtig für das knappe Rennen ums Weiße Haus gelten. Allerdings versucht er damit auch Kritik zu vermeiden, dass er seiner Wiederwahl eine höhere Bedeutung zumesse als dem Schutz der Bevölkerung vor dem Sturm. Dem ehemaligen republikanischen US-Präsidenten George W. Bush hatte 2005 dessen von vielen Amerikanern als unzureichend empfundenes Krisenmanagement beim Wirbelsturm "Katrina" heftige Kritik eingebracht.

Auch Obamas republikanischer Herausforderer Romney sagte eine für Sonntag geplante Wahlkampfveranstaltung in Virginia ab, wo dann erste Auswirkungen von "Sandy" erwartet wurden.

Die Wetterdienste sagten voraus, dass "Sandy" sich zunächst parallel zur US-Küste nordwärts bewegen und dann scharf nach Westen in Richtung Festland abdrehen werde. Montagnacht dürfte "Sandy" in der Region von New York und New Jersey die US-Küste erreichen. Doch die Meteorologen sind sich über den Ort nicht einig.

"Sandy", der Katastrophencocktail aus Schnee und Regen

Viele Experten warnen jedoch einmütig, dass "Sandy" deutlich größere Schäden anrichten könnte als "Irene" im vergangenen Jahr. Dieser Sturm hatte im Nordosten der USA bereits für Milliardenschäden gesorgt. "Sandy" fielen in der Karibik mindestens 66 Menschen zum Opfer. Der Sturm ist nicht so sehr wegen seiner Windgeschwindigkeit gefürchtet, sondern wegen seiner riesigen Fläche und seines ungewöhnlichen Charakters: Er ist eine Mischung aus Wintersturm mit arktischer Kaltluft und einem typischen Tropensturm. Aus dieser Kombination, so fürchten Experten, könnte ein besonders schwerer Sturm mit katastrophalen Folgen entstehen. Wegen dieses Ausmaßes und der zeitlichen Nähe zu Halloween am Mittwoch wird "Sandy" in den USA auch "Monstersturm" genannt.

Am Sonntag hielt zudem eine Tsunami-Warnung für Hawaii die USA in Atem, die nach einem schweren Beben vor der Pazifikküste Kanadas ausgegeben worden war. Als an den Stränden der bei Urlaubern beliebten Inselgruppe die Wellen niedriger als erwartet ausfielen, gaben die Behörden Entwarnung.

Quelle: ntv.de, dpa

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