Panorama

Größte Spielzeugsammlung zu haben Sotheby's verkauft Traumwelt

Spielzeug begeistert auch Erwachsene. Der 67-jährige Jerry Green besitzt die größte Spielzeugsammlung der Welt. Bevor sie in New York unter den Hammer kommt, lockt sie staunende Besucher an.

Eins der vielen detailreichen Spielzeuge, die unter den Hammer kommen sollen: ein Bahnhof aus Blech.

Eins der vielen detailreichen Spielzeuge, die unter den Hammer kommen sollen: ein Bahnhof aus Blech.

(Foto: picture alliance/dpa)

Wer schon ein besonderes Weihnachtsgeschenk sucht oder einfach in Kindheitserinnerungen schwelgen will, der ist im New Yorker Auktionshaus Sotheby's momentan am richtigen Ort. Denn öffnen sich erstmal die Fahrstuhltüren im vierten Stock, findet sich der Besucher in einer atemberaubenden Spielzeugwelt wieder - ein wahrer Kindheitstraum. Mehr als 35.000 Einzelteile umfasst laut Sotheby's größte Spielzeugsammlung der Welt, die noch bis zum 28. Februar in dem Auktionshaus ausgestellt wird. Danach soll sie als Ganzes an den höchstbietenden Interessenten verkauft werden. Ihr geschätzter Wert: Mehr als 50 Millionen Dollar (36,8 Millionen Euro).

Erst beim genaueren Hinsehen wird der beträchtliche Wert der Kollektion verständlicher. Die Spielzeugwaren und -eisenbahnen von deutschen und US-amerikanischen Herstellern wie Märklin, Bing, Ernst Plank, Carette und Rock & Graner stammen aus den Jahren von 1850 bis 1940, dem "Goldenen Zeitalter" der Spielzeugherstellung. Die meisten Sammelstücke sind handgefertigt und in einem hervorragenden Zustand. Das war dem Sammler, Jerry Greene, sehr wichtig. Die Dächer eines jeden Blech-Gebäudes, Zugs oder Bahnhofs lassen sich abnehmen. Darunter stehen und sitzen minutiös ausgearbeitete Miniatur-Menschen aus Blei mit kunstvollen Hüten und liebevoll gemalten Gesichtern in Räumen, Zugabteilen und Wartehallen.

Zeugnis verlorener Zeiten

Die Sammlung ist nicht nur für Geschichts- und Architektur-Interessierte eine wahre Goldgrube. Auch jeder andere Besucher kann sich den Sammelstücken hingeben. Denn viele der aus Blech geformten Spielzeuge sind Abbildungen von Gebäuden, Bahnhöfen und Brücken, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg zerstört wurden.

Was für den einen nur ein altes wertvolles Spielzeug darstellt, ist für den anderen Zeugnis eines verloren gegangenen Stadtbildes, einer vergessenen Welt. "Manche sind für nur einen Tag aus Europa eingeflogen, um sich die Sammlung anzuschauen" sagte Jerry Greenes Sohn Michael. "Eine Frau aus Nürnberg kam letzte Woche vorbei, nur um sich neben einem Ausstellungsstück fotografieren zu lassen. Eine andere ältere Frau sagte unter Tränen, dass sie sich so eine Sammlung immer erträumt hätte und sie nun glücklich sterben könne."

Entdeckung von Märklin

Auch für Jerry Greene hat jedes Stück eine ganz besondere Bedeutung. Der inzwischen 67-Jährige hat Amerika noch nie in seinem Leben verlassen, doch seine Sammelleidenschaft diente ihm als Fenster in die ferne Welt Europas. Über ein halbes Jahrhundert hinweg hat der Sohn eines Händlers für Spielzeugeisenbahnen aus Philadelphia die Spielwaren zusammengetragen. "Ich habe meine Sammlung Stück für Stück aufgebaut und war dafür auf tausenden von Spielzeugausstellungen und Messen" sagt er. "Die Sammlung war meine ganze Leidenschaft, aber nun soll sich jemand anderes an den wunderbaren Stücken erfreuen".

Alles hatte 1962 angefangen, als der 18-jährige Jerry seine erste amerikanische Eisenbahn kaufte. Einige Jahre und Eisenbahnkäufe später hängte er ein Schild an seinen Plattenladen mit der Aufschrift "Kaufe altes Spielzeug und Eisenbahnen". Schon bald entdeckte er den Spielzeughersteller Märklin für sich und begann, Märklin-Spielzeuge von deutsch-amerikanischen Familien zu kaufen, deren Vorfahren sich in Pennsylvania angesiedelt hatten. Inzwischen besitzt Jerry jedes der mehr als 150 Bahnhofsmodelle, die die Firma aus dem schwäbischen Göppingen jemals hergestellt hat. 80 Prozent seiner Sammlung kommt aus dem Hause Märklin.

Sammlung jahrelang hinter verschlossener Tür

Noch bis vor zwei Jahren hatten gerade einmal 15 Menschen - nur enge Freunde und Verwandte - Greenes Sammlung zu Gesicht bekommen. Erst nachdem ein bekannter TV-Kunstexperte nicht locker ließ, lud Jerry ihn auf eine Tour durch seine Sammlung ein und erfuhr von dem eigentlichen Wert der Stücke. Die Entscheidung, sich von seiner Sammlung zu trennen, war gefasst. An wen Jerry gerne verkaufen würde? "Am liebsten an ein Museum in New York, dann könnte ich sie mir jederzeit anschauen" sagte Jerry. "Aber falls sie jemand aus Europa kauft, wäre das auch nicht übel. Dann hätte ich endlich mal die Gelegenheit, Deutschland zu besuchen."

Quelle: ntv.de, Elisabeth Gründer, dpa

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