Nächtliche Panik in Sichuan Starkes Beben erschüttert China
20.04.2013, 12:47 Uhr
Ein gewaltiger Felsbrocken blockiert die Straße nach Lushan.
(Foto: AP)
Starke Erdstöße reißen die Menschen im Westen der Provinz Sichuan im Südwesten Chinas aus dem Schlaf: Die Zahl der Toten steigt. Das Epizentrum liegt nur rund 140 Kilometer von der 30-Millionen-Einwohner-Metropole Chongqing entfernt.
Ein Erdbeben der Stärke 7,0 hat am frühen Morgen im Südwesten Chinas mindestens 100 Menschenleben gefordert. Zudem soll es nach Angaben der zuständigen Behörde mehr als 2500 Verletzte geben.
Das Epizentrum des Bebens lag chinesischen Angaben zufolge in der Nähe der Stadt Ya'an im Bezirk Lushan im Westen der Provinz Sichuan in etwa 13 Kilometern Tiefe. Der Ort zählt rund 1,5 Millionen Einwohner.
Die Erschütterungen seien noch in der 140 Kilometer entfernten Provinzhauptstadt Chengdu zu spüren gewesen, hieß es in einem Bericht der Nachrichtenagentur Xinhua. Bei der Angaben der Stärke des Bebens berief sich Xinhua auf die staatlich-chinesische Erdbebenwarte.
Große Schäden erwartet
Die US-Erdbebenwarte (USGS) hatte die Stärke des Bebens anfangs mit 6,9 angegeben, stufte sie dann jedoch auf 6,6 zurück. Die US-Experten rechneten mit "Schäden großen Ausmaßes". Laut Xinhua wurden umgehend 2000 Soldaten in das Unglücksgebiet entsandt, um die dortigen Rettungskräfte zu unterstützen.
Lokale Behörden hatten zunächst von mindestens 28 Toten und über 100 Verletzten gesprochen. Es habe mehr als 10 Nachbeben gegeben. Viele Menschen wurden von dem Beben im Schlaf überrascht und liefen in Panik auf die Straße. Allein im Großraum Chengdu leben rund 11 Millionen Einwohner. Erste Bilder aus der Unglücksregion zeigten teils erheblich zerstörte Gebäude. Die Provinzregierung von Sichuan teilte in einer Schadensaufnahme mit, es seien mehr als 10.000 Häuser zerstört worden.
Traumatische Erinnerungen
Chinesische Medien zitierten einen Einwohner Chengdus, der vom 13. Stock eines Gebäudes aus sah, wie Ziegel von umliegenden Häusern flogen. Ein Bewohner der mehrere hundert Kilometer weiter östlich gelegenen Megastadt Chongqing mit 30 Millionen Einwohnern berichtete, wie Lampen schwankten und das Wasser in seinem Fischglas sich heftig bewegte.
Die Angst in der Region vor einer neuen Naturkatastrophe ist groß: Im Mai 2008 hatte die dicht besiedelte Provinz Sichuan eines der schlimmsten Erdbeben der vergangenen Jahrzehnte mit bis zu 80.000 Toten und etwa 18.000 Vermissten erlebt. In vielen Städten Chinas gilt die Bausubstanz häufig als mangelhaft und nicht erdbebensicher. Beim Einsturz öffentlicher Gebäude wie Schulen und Kindergärten waren überproportional viele Kinder ums Leben gekommen.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa