Kriegsgefangener auf vier Beinen Taliban entführen Diensthund
07.02.2014, 19:57 Uhr
Lebensretter im Afghanistan-Einsatz: Hier sucht ein Diensthund namens "Archie" im Auftrag der US-Armee nach vergrabenen Sprengfallen (Archivbild).
(Foto: REUTERS)
An vorderster Front sind Tiere in Afghanistan an der Seite der Isaf-Truppen im Einsatz: Soldaten lassen Hunden nach Sprengfallen suchen oder gehen mit ihnen auf Patrouille. Jetzt ist eines dieser Tiere offenbar feindlichen Kräften in die Hände gefallen.
Die Taliban halten einen ungewöhnlichen Kriegsteilnehmer gefangen: In einem Bekennervideo präsentierten die Kämpfer einen Diensthund der internationalen Schutztruppe Isaf.
Das braune und eher harmlos wirkende Tier mit dem Namen "Colonel" sei ihnen bei einem Gefecht vor etwa einem Monat in der ostafghanischen Provinz Laghman in die Hände gefallen, sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid. "Der Gesundheitszustand des Hundes ist gut", versicherte er. Auf den ersten Blick macht Colonel allerdings noch immer einen deutlich verunsicherten Eindruck. Abgesehen davon scheint er bei dem Gefecht keine Verletzungen davon getragen zu haben.
Unfreiwilliger Kriegsteilnehmer
In dem knapp eine Minute langen Filmausschnitt führen Taliban-Kämpfer Colonel an einer Kette durch ein nicht näher erkennbares Gehöft. Der gefangene Hund trug dabei eine Spezialweste für Ausrüstung und wedelte nur zögerlich mit dem Schwanz.
Die Schutztruppe bestätigte, dass im Dezember ein Hund während eines Einsatzes verschwunden sei. Nähere Angaben zu Art und Umfang dieses Einsatzes liegen zunächst nicht vor. Unklar war zunächst, für welche Nation der Hund im Einsatz war. Offen blieb auch, wie die Taliban weiter mit dem Tier verfahren wollen.
Medienberichten zufolge soll es sich bei Colonel um einen Hund der britischen Spezialeinsatzkräfte SAS handeln. Bei seiner Gefangennahme trug das Tier demnach hochwertige Ausrüstungsgegenstände wie etwa ein GPS-Gerät, eine Lichtquelle und eine kleine Kamera. Auch mindestens eine Waffe aus US-Beständen scheint den Taliban bei dem nächtlichen Überfall in die Hände gefallen sein.
Eine freiwillige Übergabe oder eine Art Austausch scheint ausgeschlossen. Im Gegensatz zu einem menschlichen Kriegsgefangenen besteht für einen Hund wohl auch keine Hoffnung auf eine Kommandoaktion zu seiner Befreiung. Damit dürfte das Tier wohl weiter bei den Taliban verbleiben. In islamisch geprägten Kulturkreisen gelten Hunde eigentlich als unrein.
Harter Kriegsalltag
Hunde im Armeeeinsatz zählen in Afghanistan zum Kriegsalltag. Nach dem Vorbild der US-Streitkräfte setzen mittlerweile nahezu alle Isaf-Truppen Spür- und Kampfhunde zur Aufklärung oder zur Gefahrenabwehr ein. Einem Bericht der britischen BBC zufolge setzen die Koalitionskräfte dabei unter anderem auf Hunderassen wie Labrador, Spaniel oder Deutscher Schäferhund. Bei Colonel dürfte es sich dagegen um einen Mischling handeln.
In besonders brenzligen Situationen ist die Hilfe der vierbeinigen Kampfgenossen hoch willkommen. Im Einsatz in Afghanistan schnüffeln speziell trainierte Tiere zum Beispiel nach versteckten Sprengkörpern am Straßenrand, stellen Verdächtige im Dunkeln oder dringen in unübersichtliche Verstecke ein, um dort feindliche Kräfte aufzuspüren.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa