Panorama

Nach Ehrenmord an schwangerer Frau Vater verteidigt Steinigung seiner Tochter

Weil sie den Mann, den sie liebte, heiratete, wurde Farzana Iqbal zu Tode gesteinigt.

Weil sie den Mann, den sie liebte, heiratete, wurde Farzana Iqbal zu Tode gesteinigt.

(Foto: REUTERS)

Es war eine Liebeshochzeit, doch den Eltern der Braut passte die Ehe nicht. Deswegen bewerfen Familienmitglieder und Dutzende weitere Menschen die junge Schwangere mit Steinen, bis sie stirbt - zu Recht, wie ihr Vater findet.

Nach der Steinigung seiner schwangeren Tochter in der ostpakistanischen Metropole Lahore hat der Vater der 25-Jährigen die Tat als gerechtfertigt verteidigt. Ein Polizeisprecher sagte, der Vater habe die Tötung seiner Tochter am Vortag gestanden. Er habe zur Begründung angegeben, dass deren Liebesheirat Schande über die Familie gebracht habe.

Der Vater, andere Verwandte und der Ex-Verlobte der Frau hatten dem Opfer am helllichten Tag vor dem Höchsten Gericht in der ostpakistanischen Metropole Lahore mit Ziegelsteinen den Schädel eingeschlagen. Sie hatte ihren Ehemann gegen den Willen ihrer Familie geheiratet.

Nach Angaben der Polizei war die junge Frau zum Zeitpunkt des Todes im dritten Monat schwanger. Angeblich wollte sie in einem Prozess gegen ihren Ehemann als Zeugin für ihn aussagen. Ihre Familie hatte ihm vorgeworfen, die Tochter entführt und zur Heirat gezwungen zu haben.

Es war nicht der erste Angriff

Deren Witwer verlangte nach dem sogenannten "Ehrenmord" Gerechtigkeit. "Wir fordern Gerechtigkeit. Seitdem wir geheiratet haben, wurden wir bedroht", sagte Muhammad Iqbal. Zunächst war nur der Vater festgenommen worden. Nach zwei Brüdern und drei Cousins der Frau wird demnach noch gefahndet.

Das Paar war nach Angaben des Ehemanns bereits am Rande eines ersten Gerichtstermins attackiert worden. "Als wir am Dienstag vom Büro unseres Anwalts zum Gericht gingen, haben uns fast 30 Leute angegriffen, darunter ihr Vater, ihre Brüder und Cousins", berichtete Iqbal. Er ist mittlerweile in sein Heimatdorf Jaranwala zurückgekehrt, um seine Frau zu bestatten.

Einer ihrer Brüder habe sogar auf seine Frau geschossen, fügte Iqbal hinzu. "Dann sind die Frauen aus ihrer Gruppe über sie hergefallen und ihr Bruder und ihr Vater haben sie getötet."

Nach Angaben der unabhängigen pakistanischen Menschenrechtskommission wurden im vergangenen Jahr insgesamt 869 Frauen bei sogenannten Ehrenmorden getötet. Bestraft werden jedoch nur wenige Täter. Laut pakistanischem Gesetz können die Familien der Opfer den Tätern vergeben. In solchen Fällen handelt es bei den Tätern jedoch meist selbst um Verwandte.

Quelle: ntv.de, ame/dpa

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