Die Reiselust ist ungebrochen Wie sieht der Tourist von Morgen aus?
05.02.2015, 20:01 Uhr
Wohin, bitte, soll die Reise gehen? Zielort, Dauer und Budget hängen stark von Lebenssituation, Einkommen und Alter ab.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wie verbringen die Deutschen ihren Urlaub? Die Antwort auf diese Frage bedeutet für die wachsende Touristik-Branche bares Geld. Weltweit buhlen Reiseziele um die Gunst der Bundesbürger. Doch die Ansprüche verändern sich dramatisch.
Für viele Deutsche sind es die schönsten Tage des Jahres: Schon der Gedanke an den bevorstehenden Urlaub trägt manchen Berufstätigen durch das Arbeitsleben. Viele Bundesbürger verbinden Urlaub mit Erholung, Sonne und Nichtstun. Andere Reisende suchen Kultur, neue Eindrücke oder exotischen Erfahrungen. In beiden Fällen bewegen sich die Deutschen in guter Gesellschaft.

Was denken, fühlen und wollen die Deutschen: Repräsentative Befragungen liefern Hinweise auf Trends innerhalb der Gesellschaft.
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Weltweit steigt die Zahl der Touristen weiter an. Im vergangenen Jahr erreichte die Masse der Urlauber nach Berechnungen der Tourismus-Organisation der Vereinten Nationen (UNWTO) einen Zuwachs von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,1 Milliarden Touristen. Rein rechnerisch sind damit im vergangenen Jahr rund 15 Prozent der Weltbevölkerung auf Reisen gewesen.
Mehr als eine Milliarde Urlauber?
In der Wirklichkeit verteilt sich die Zahl der Reisenden allerdings nicht gleichmäßig über alle Länder, Altersstufen und Einkommensklassen hinweg - wie sich schon am Beispiel Deutschland gut erkennen lässt. Einer aktuellen Studie zufolge haben 57 Prozent aller Bundesbürger im vergangenen Jahr eine Urlaubsreise von mehr als fünf Tagen unternommen.
Die Reisefrequenz, also die Anzahl der unternommenen Urlaubsreisen, bleibt 2014 offenbar unverändert. Dennoch belegt der Rückblick auf die letzten Jahre eine eindeutige Tendenz, wie aus der 31. Deutschen Tourismusanalyse der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen hervorgeht. Die Studie basiert auf einer Auswertung von Daten, für die die Zukunfts- und Gesellschaftsforscher mehr als 4000 Personen ab 14 Jahren in persönlichen Gesprächen zu ihrem Urlaubsverhalten 2014 und ihren Reiseabsichten für 2015 befragt haben.
Gut zwölf Tage im Durchschnitt
Die Kernaussage der Studie bestätigen die Erwartungen: Urlaubsreisen üben auf die Mehrheit der Deutschen eine wachsende Faszination aus. Im vergangen Jahr gaben die Bundesbürger durchschnittlich 1071 Euro für eine 12,1 Tage lange Urlaubsreise aus. Deutschland bleibt dabei wie in den Vorjahren das mit Abstand beliebteste Urlaubsziel der Deutschen. Rund 37 Prozent aller Haupturlaube fanden laut Analyse zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen statt.
Und: Ein Ende des Reisebooms ist nicht abzusehen. Dafür beeinflusst allerdings die demografische Entwicklung in Deutschland zunehmend auch die Rahmenbedingungen im Tourismus. "Weniger Kinder und Familien, dafür mehr Singles und kinderlose Paare prägen die Reisewelt", heißt es in der Auswertung der aktuellen Tourismusanalyse. Das Gesicht des typischen deutschen Touristen verändert sich. Der durchschnittliche Reisende wird immer älter und finanzkräftiger - und er macht mittlerweile häufiger Urlaub als noch vor zehn Jahren. Noch stärker als der rückläufige Trend bei Kindern und Familien wirkt sich derzeit die älter werdende Bevölkerung auf die Branche aus.
Der Tourist der nahen Zukunft
"Vor zehn Jahren lebten rund 25 Millionen über 55-Jährige in Deutschland", fassen die Autoren der Studie einen zentralen Tourismustrend zusammen. "Mittlerweile sind es bereits 29 Millionen, und in zehn Jahren werden über 33 Millionen Deutsche zu den Jungsenioren und Ruheständlern zählen." Diese Altersgruppe dürfte in Zukunft die große Masse der Reisenden aus Deutschland im In- und Ausland stellen.
Welche Auswirkungen das auf den Tourismus-Sektor hat, beschreibt der wissenschaftliche Leiter der BAT-Stiftung, Ulrich Reinhardt: "Ohne diese Zielgruppe haben es Hotels, Restaurants und Cafés, Flug-, Bahn- und Busgesellschaften, Reisebüros und -veranstalter bereits gegenwärtig schwer, erfolgreich zu sein." Doch die Branche scheint diesen Trend erkannt zu haben. Viele Tourismusorte, Gastronomen und Reiseveranstalter, so heißt es in der Tourismusanalyse, haben bereits reagiert und ihre Angebote auf diese Zielgruppe zugeschnitten.
Quelle: ntv.de, mmo