Panorama

"Diese Kämpfe sind pervers"Wirbel um Ultimate Fighting

28.05.2009, 12:13 Uhr
imageIna vom Hofe

"Ultimate Fighting", auf Deutsch: "Kampf bis zum Äußersten", ist in den USA ein fest etablierter Showsport. In Deutschland stoßen die "Freefight"-Kämpfe auf Kritik. Sie gelten als besonders brutal. Nun erhitzt eine in Köln geplante Premieren-Veranstaltung die Gemüter.

Der Wirbel um die umstrittenen Brutalo-Käfigkämpfe in Köln hält an. Allen Einwänden und Rufen nach einem Verbot zum Trotz soll die Deutschland-Premiere der Ultimate-Fighting Championship (UFC) am 13. Juni stattfinden. Der europäische UFC-Präsident Marshall Zelaznik erwartet nach gutem Vorverkauf rund 12.000 Besucher zu der "Sportveranstaltung" in der Lanxess Arena. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre dürfen die Veranstaltung nach einer Verständigung der Veranstalter mit der Stadt im Vorfeld nicht besuchen. In den USA sind UFC-Shows mittlerweile populärer als Boxen.

Hauptkritik der Gegner ist die Zurschaustellung von Gewalt. "Das Problem ist die Abstumpfung gegenüber den Auswirkungen der realen Gewalt", sagte der Psychologe Prof. Siegfried Preiser von der Goethe Universität in Frankfurt am Main. Es bestehe die Gefahr einer zunehmenden Verrohung der Gesellschaft. "Gewalt wirkt zwar nicht immer auf alle Menschen gleich. Doch bei Menschen, die nicht gefestigt sind und über ein relativ starkes Gewaltpotenzial verfügen, kann das zur Schau stellen von brutalen Situationen zum Enthemmungseffekt führen."

Es könne zwar nicht genau bewiesen werden, was das Sehen von Gewalt bei Menschen erzeuge, aber umgekehrt sei auch die Ungefährlichkeit solcher brutalen Veranstaltungen nicht bewiesen, erläuterte Preiser. "Und so lange die Ungefährlichkeit nicht nachgewiesen ist, müsste man überlegen, ob sie nicht verboten werden."

Hitzige Kontroverse: Pro und Contra

Deutsche Politiker wenden sich seit Wochen gegen die Austragung. Nordrhein-Westfalens Kinder- und Jugendminister Armin Laschet (CDU) sagte: "Diese Kämpfe sind pervers. Sie sind eine einzige Verherrlichung von Gewalt, und gewaltverherrlichende Events gegen Entgelt verstoßen gegen unsere Rechts- und Werteordnung." Der Chef des Leverkusener Lanxess-Konzerns, des Namensgebers der Kölner Halle, Axel Heitmann, stimmt in den Chor der Kritiker mit ein: "Wir distanzieren uns als Unternehmen von der UFC-Veranstaltung."

Käfigkämpfe könnten juristisch nicht verboten werden, sagte der Kölner Bürgermeister Manfred Wolf. Die Veranstaltung störe nicht die Sicherheit und Ordnung und sei damit nicht genehmigungspflichtig. Mit dem Besuchsverbot für unter 18-Jährige sei dem Jugendschutz Rechnung getragen.

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Der Deutsche Boxsportverband: "Diese Kämpfe haben mit Sport nichts zu tun". (Foto: dpa)

Kein Verständnis für die hitzige Kontroverse hat Konzertveranstalter Marek Lieberberg: "Die Diskussion wird von Politikern geführt, die sich nicht mit dem Thema beschäftigt haben, so erhofft man Publizität zu erlangen." Auch Zelaznik verwies auf mangelnde Aufklärung: "Wenn Menschen unseren Sport nicht anerkennen, liegt das daran, dass sie nicht wissen, für was er steht und wie er wirklich ist nämlich eine Mischung von beliebten olympischen Disziplinen: Boxen, Ringen, Taekwondo und Judo." Die UFC-Kämpfe unterlägen strengeren Regeln als der Boxsport.

Der Deutsche Boxsportverband widerspricht: "Diese Kämpfe haben mit Sport nichts zu tun, schon gar nicht mit dem Boxsport. Neben Handschuhen und Mundschutz im Profiboxen gibt es im Amateurboxen zusätzlich einen Kopfschutz", sagte Sprecher Alexander Mazur. Die UFC-Kämpfer tragen ihre Fights mit fingerlosen Handschuhen aus. Der Sportmediziner und Ringarzt beim Boxen und Ultimate Fight, Karl-Heinz Moser, erklärte einem Stern TV-Interview (RTL): "Wenn Sie Ultimate Fighting verbieten, müssen Sie auch Boxen verbieten." Eine Studie der John Hopkins Universität in Baltimore habe bewiesen, dass derlei Kämpfe genauso sicher, wenn nicht sogar sicherer als Boxen und andere Kampfsportarten seien.

Quelle: dpa