Schwerverbrecher enttarntZum Dank Job weg
Weil eine Frau Zivilcourage beweist und die Polizei auf die Spur des Schwerverbrechers Thomas Wolf bringt, bekommt sie von der Vermieterin ihres kleinen Ladengeschäfts die Kündigung: "Du bist eine Verräterin."
Die Frau, die die Polizei in Hamburg auf die Spur des Schwerverbrechers Thomas Wolf gebracht hat, hat nach einem Bericht des Magazins "Stern" deswegen ihre Existenzgrundlage verloren. Ihre Vermieterin, mit der sie ein kleines Ladengeschäft im Stadtteil St. Georg teilt, habe ihr nach der Ergreifung von Wolf die fristlose Kündigung geschickt, sagte die 58-Jährige dem "Stern". Zur Begründung habe die Vermieterin gesagt: "Du bist eine Verräterin. Man verrät niemanden."
Dass das Wort "Verräterin" gefallen ist, bestreitet die Vermieterin nicht. "Ich habe ihr nur gesagt, dass die Kunden sie eine Verräterin genannt hätten", sagte die Nageldesignerin dem "Stern". Das Schicksal der 58-Jährigen rührt selbst die Hamburger Polizei. "Ich finde es verurteilenswert, dass eine Frau, die Zivilcourage bewiesen hat, damit bestraft wird, dass sie ihre Existenz verliert", sagte Ralf Meyer, Sprecher der Polizei Hamburg. "Solche Leute verdienen es, unterstützt zu werden." Ob sich der Vorgang tatsächlich so abgespielt hat oder ob die beiden Frauen wegen anderer Sachen zerstritten waren, konnte Meyer aber nicht sagen.
Möglicherweise Belohnung für die Frau
Die Hamburger Polizei will dabei helfen, dass die Kosmetikerin einen Teil der Belohnung erhält, der für die Ergreifung Wolfs ausgesetzt war. "Es gibt positive Signale der betroffenen Banken in Hamburg und Wiesbaden", sagte Meyer. Möglicherweise bekommt die Frau, die den entscheidenden Hinweis auf Wolf gab, demnächst rund 45.000 Euro. Die 58-Jährige selbst ist in Urlaub gefahren. "Sie möchte nicht mit der Presse sprechen", sagte der Polizeisprecher.
Wolf war nach acht Jahren Flucht Ende Mai von der Hamburger Polizei auf der Reeperbahn gefasst worden. Der 56-Jährige hatte Ende März in Wiesbaden die Ehefrau eines Bankangestellten entführt und 1,8 Millionen Euro Lösegeld erpresst. Darüber hinaus werden ihm mehrere Banküberfälle zur Last gelegt.
Nachdem Wolf im Jahr 2000 von einem Hafturlaub nicht zurückgekehrt war, hatte er sieben Jahre lang unerkannt im Frankfurter Westend mit einer Lehrerin zusammengelebt. In Hamburg gab er dann eine Kontaktanzeige auf. Die 58-Jährige traf sich zunächst nichtsahnend mit Wolf, schöpfte jedoch bald Verdacht. Sie meldete sich bei der Polizei und gab den entscheidenden Hinweis, der schließlich zu Wolfs Ergreifung führte.