Politik

Hebräisch-Unterricht und koschere Ernährung Antisemitischer Politiker wird gläubiger Jude

Der Ungar Csanad Szegedi war Mitglied in der rechtsextremen, antisemitischen Jobbik-Partei. Dann stellt er fest, dass seine Familie jüdische Wurzeln hat - und entschließt sich nach reiflicher Überlegung, zum Judentum überzutreten. Seine konservative Weltsicht will er behalten.

Csanad Szegedi zog 2009 für die rechtsextreme Jobbik-Partei ins EU-Parlament ein.

Csanad Szegedi zog 2009 für die rechtsextreme Jobbik-Partei ins EU-Parlament ein.

(Foto: www.jobbik.hu unter CC-BY-SA 3.0)

Der frühere ungarische Antisemit Csanad Szegedi hat sich zum Übertritt zum jüdischen Glauben entschlossen, nachdem er von den jüdischen Wurzeln seiner Familie erfuhr. Er bemühe sich um die Einhaltung der Religionsvorschriften, halte den Sabbat ein, ernähre sich koscher und lerne bei orthodoxen Rabbinern Hebräisch, sagte Szegedi der "Welt am Sonntag". Der Politiker war im Jahr 2009 für die rechtsextreme Jobbik-Partei ins Europaparlament einzogen. Nachdem er vor einem Jahr von den jüdischen Wurzeln seiner Familie erfahren hatte, trat er aber aus der Partei aus.

Nach einem Jahr der Überlegung entschied sich Szegedi nach eigenen Angaben, seine jüdische Identität zu akzeptieren. "Ich habe entdeckt, dass ich meine konservative Weltsicht als Ungar und gläubiger Jude weiter leben kann", sagte Szegedi der Zeitung. Er sei immer noch gottesfürchtig und familienzentriert, nur eben nicht mehr als Calvinist, sondern als Jude. Sein Mandat im Europäischen Parlament nimmt Szegedi seit seinem Parteiaustritt als unabhängiger Abgeordneter wahr, damit kein Jobbik-Vertreter nachrücken kann.

Szegedi sagte der "Welt am Sonntag", Jobbik-Chef Gabor Vona habe zunächst vorgehabt, ihn in der Partei zu halten, weil er gedacht habe, dass Kritiker die Partei nun nicht mehr antisemitisch nennen könnten. Dann sei er aber in der Partei so starken antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt gewesen, dass er lieber ausgetreten sei. Er wurde demnach intern aufgefordert, Reue zu bekunden. "Da dachte ich, Moment, ich soll mich dafür entschuldigen, dass die Hälfte meiner Familie in Auschwitz starb?", sagte Szegedi.

Quelle: ntv.de

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