Politik

Interesse sinkt Arme gehen seltener wählen

Vor dem Gebäude der Demminer Tafel warten Bedürftige auf die Ausgabe von Lebensmitteln. Die ärmste Region in Deutschland ist Vorpommern. Dort leben 27 Prozent der Bürger an oder unter der Armutsschwelle.

Vor dem Gebäude der Demminer Tafel warten Bedürftige auf die Ausgabe von Lebensmitteln. Die ärmste Region in Deutschland ist Vorpommern. Dort leben 27 Prozent der Bürger an oder unter der Armutsschwelle.

(Foto: ZB)

Je ärmer die Menschen in einem Stadtteil sind, desto niedriger fällt dort die Wahlbeteiligung aus. "Dieser Zusammenhang gilt systematisch. Wenn man die Arbeitslosenquote kennt, kann man die Höhe der Wahlbeteiligung schon fast voraussagen", sagte der Politologe Armin Schäfer.

Der Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, der zu Wahlbeteiligung und sozialem Status der Stadtteile seit den Bundestagswahlen 2005 forscht, belegte seine Thesen mit einem Beispiel von der jüngsten Kommunalwahl in Köln: "Im sozialen Brennpunkt Köln-Chorweiler sind 25,7 Prozent zur Wahl gegangen, im gehobenen Hahnwald waren es 64,4 Prozent." Dasselbe Muster zeigte sich bei Europa-, Landtags- und Bundestagswahlen.

"Es gab lange die These, wer unzufrieden ist, will etwas ändern und geht wählen. Aber das stimmt nicht", betonte der Experte. "Eine persönlich schwierige oder unzufriedenstellende Lage wie Arbeitslosigkeit führt eben nicht zur Mobilisierung." Was in Köln bei der Kommunalwahl vor einer Woche zu beobachten gewesen sei, gelte auch für andere Großstädte: "Ich bin sicher, dass es den Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und Wahlbeteiligung auch in jeder anderen größeren Stadt gibt."

Sozial verzerrt

Für die Bundestagswahl 2005 hat Schäfer auch für Städte wie Hamburg, Düsseldorf, Dortmund, Hannover oder Dresden belegt: Stadtteile mit hoher Hartz-IV-Quote oder mit starker Arbeitslosigkeit hatten durchweg eine auffallend niedrige Wahlbeteiligung. "Es galt immer dasselbe System, es waren immer dieselben Ergebnisse."

Diese Beobachtungen aus den Stadtteilen deckten sich auch mit den Ergebnissen von individuellen Umfragen oder der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften: "Auch hier zeigt sich, dass geringe Bildung und niedriges Einkommen infolge von Arbeitslosigkeit dazu führen, eher nicht zur Wahl zu gehen", meinte der Politologe. "Je niedriger aber die Wahlbeteiligung ausfällt, desto stärker ist sie sozial verzerrt."

Quelle: ntv.de, dpa

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