"9/11 hat alles verändert" Blair verteidigt Irak-Einsatz
29.01.2010, 17:06 UhrDer ehemalige britische Premierminister Blair verteidigt den Einmarsch in den Irak - auch wenn dort niemals Massenvernichtigswaffen gefunden wurden. Schließlich sei man davon überzeugt gewesen. Zwar räumt er auch Fehler ein, er würde aber dennoch wieder so entscheiden,

Blair vor dem Ausschuss: Der 11. September hat für ihn alles verändert.
(Foto: Reuters)
Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair hat den von ihm 2003 mitverantworteten Krieg im Irak entschieden verteidigt. Die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA hätten konsequenterweise zum Einmarsch in das Land und zur Entfernung des Machthabers Saddam Hussein geführt, sagte Blair bei der ersten öffentlichen Anhörung vor dem Irak-Untersuchungsausschuss. Seine Entscheidung, 45.000 britische Soldaten in den Golfstaat zu schicken, war die umstrittenste seiner zehnjährigen Regierungszeit.
Bis zum 11. September haben wir gedacht, Saddam sei ein Risiko. Aber wir haben geglaubt, es kontrollieren zu können", sagte Blair, der zunächst nervös wirkte, mit fortlaufender Dauer der Anhörung aber selbstbewusster wirkte. Diese Ansicht habe sich nach den Al-Kaida-Anschlägen, bei denen rund 3000 Menschen getötet wurden, grundlegend geändert. Nach Ansicht der damaligen Regierung von US-Präsident George W. Bush paktierte die Extremistengruppe dabei mit dem irakischen Diktator.
Die Anschläge hätten verdeutlicht, dass eine Politik der Sanktionen und der Eindämmung nicht mehr ausreiche. "Angesichts Saddams Geschichte, angesichts seines Einsatzes von Chemie-Waffen, angesichts der mehr als eine Millionen Toten, die er auf dem Gewissen hat und angesichts eines zehnjährigen Bruchs von UN-Resolutionen: Konnten wir da das Risiko eingehen, dass dieser Mann sein Waffenprogramm wieder einsetzt?"
Entscheidung aufgrund eines zweifelhaften Berichts
Als Begründung für den Krieg hatte der 56-Jährige in einem im September 2002 vorgelegten Dossier erklärt, Saddam verfüge ohne jeden Zweifel über Massenvernichtungswaffen. Solche wurden in dem Land jedoch nie gefunden. Blair zeigte sich vor dem fünfköpfigen Gremium dennoch überzeugt davon, dass der Irak die Möglichkeit zum Bau solcher Waffen besessen habe. Umstritten war außerdem die Legitimität des Waffengangs. Führende Rechtsberater der Regierung hatten nach eigener Darstellung Zweifel an einem solchen Einsatz ohne die Autorisierung durch die Vereinten Nationen geäußert.

Ein Wunsch der Kriegsgegner - doch "Teflon-Tony" lässt erneut nichts anbrennen.
(Foto: dpa)
Vor dem Gebäude des Ausschusses versammelten sich Kriegsgegner, darunter auch Angehörige von im Irak getöteten britischen Soldaten. Rufe wie "Tony Blair - Kriegsverbrecher" waren zu hören. Der Ex-Regierungschef betrat das Gebäude durch einen Hintereingang. Die Aussagen Blairs über den in der Bevölkerung unpopulären Krieg könnten Auswirkungen auf die Wahlchancen der Regierung seines Nachfolgers Gordon Brown haben. Dieser war während der Blair-Jahre als Schatzkanzler Mitglied des Kabinetts. In Meinungsumfragen liegt die regierende Labour-Partei deutlich hinter den oppositionellen Konservativen. Bis zum Juni muss ein neues Unterhaus gewählt werden.
Quelle: ntv.de, dpa